Die Berichte des Weltklimarats (IPCC) machen deutlich, dass eine Erreichung des 1,5-Grad-Ziels nur durch eine Kombination von drastischen Emissionsreduktionen mit großskaliger CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) erreicht werden kann. Neben dem Ausgleich von schwer vermeidbaren Emissionen im Netto-Null-Jahr, die z.B. in der Landwirtschaft emittiert werden, erfordert auch das im EU-Klimaschutzgesetz anvisierte Ziel von Netto-Negativemission nach 2050 eine hochskalierte CO2-Entnahme. Darüber hinaus werden Anwendungen von CO2-Speicherung und Nutzung (Carbon Capture and Storage / Usage, CCS/U) notwendig, um unvermeidbare Prozessemissionen aus der Industrie zu reduzieren (siehe vorheriger Abschnitt im Programmentwurf).
Im Hinblick auf das rechtlich bindende Ziel 2050 EU-weit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen, zeigen führende europäische und nationale Studien, dass natürliche Senken allein nicht ausreichen werden, um verbleibende Restemissionen auszugleichen. Sie sind – gerade im Hinblick auf Extremwetterereignisse und den voranschreitenden Klimawandel – vergleichsweise fragil. Deshalb braucht es für effektiven Klimaschutz neben natürlichen CO2-Senken auch technologische Ansätze.
Die kommende Europawahl bietet die große Möglichkeit, die europäische Regulatorik rund um Carbon Management (Sammelbegriff zu möglichen Reduktions-, Speicherungs- oder Wiederverwendungspotenzialen von CO2) mit zu gestalten und Rahmenbedingungen für die europäische Forschung und Entwicklung innovativer Klimaschutztechnologien zu schaffen. Weltweit läuft – vorangetrieben durch grüne Industrieprogramme wie den Inflation Reduction Act (IRA) der USA – ein Wettbewerb um die Entwicklung und Skalierung von Klimatechnologien.
In Europa bieten sich mit dem Net-Zero Industry Act (NZIA), der Plattform für strategische Technologien für Europa (STEP), sowie der Reform der klimapolitischen Architektur für den Zeitraum zwischen 2031-2040 zentrale Interventions- und Gestaltungspunkte. Deshalb sollten wir das Momentum nutzen und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, mit ökologischer Achtsamkeit und einem konstruktiven, gesellschaftlichen Dialog den Klimaschutz voranbringen. Bis zur Wahl wird außerdem die Carbon Management-Strategie (CMS) des grün-geführten Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) veröffentlicht sein, diese wird konkrete Anknüpfungspunkte für die europäische Debatte bieten.
Bereits auf der letzten BDK im Oktober 2023 wurde im Beschluss „Klimakrise als Menschheitsaufgabe: für Klimaschutz, für Freiheit" der folgende Absatz aufgenommen (siehe Zeile 538-540): „Wir erarbeiten eine Langfriststrategie zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen, für nachhaltige Negativemissionen und klimaneutrale Kohlenstoffkreisläufe. Dazu unterstützen wir die Erforschung natürlicher und Entwicklung technischer Prozesse.“ Der vorliegende Änderungsantrag greift diesen Passus auf und ergänzt die Formulierung im Programmentwurf um wissenschaftlich-fundierte Aspekte und Details.