| Antrag: | Energiewende 2.0: Nutzen statt Abwürgen |
|---|---|
| Antragsteller*in: | GRÜNE JUGEND Bundesvorstand (dort beschlossen am: 06.11.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: E-03-498 |
| Eingereicht: | 07.11.2025, 09:47 |
E-04-014: Energiewende 2.0: Nutzen statt Abwürgen
Verfahrensvorschlag zu E-03-498: Antragstext
Von Zeile 488 bis 490 (E-03: Kurs Zukunft – sozial gerecht aus der fossilen Abhängigkeit):
USA und autokratisch regierten Staaten beenden. Die im Rahmen des Zoll-Deals geplanten InvestitionenAusgaben von bis zu 750 Milliarden Euro für Trumps LNG-Gas lehnen wir entschieden ab.
Von Zeile 497 bis 499 (E-03: Kurs Zukunft – sozial gerecht aus der fossilen Abhängigkeit):
Infrastruktur zu schaffen, um schnell die wegfallenden Lieferungen russischen Erdgases zu ersetzen. Zugleich ist für uns klar: Neue Langfristverträge für den Import fossilen Gases oder neue LNG-Terminals sind nicht mit den Klimazielen und auch nicht mit einer Gasunabhängigkeitsstrategie vereinbar. Der Gasrausch der schwarz-roten Bundesregierung gefährdet die Klimaziele und unsere Sicherheit. Anstatt uns mit teurem, umwelt- und klimaschädlichem Fracking-Gas erpressen zu lassen, bringen wir die begonnene Reduktion des europäischen Gasverbrauchs als auch den Umstieg auf Sonne und Wind, grünen Wasserstoff und andere erneuerbare Quellen weiter voran. Die Nutzung von fossilem Gas werden wir schrittweise reduzieren und so schnell wie möglich, spätestens bis 2045, beenden, um die Klimaziele sicher einzuhalten.
Gas- und Erdölförderung richten weltweit gravierende, oft nicht hinreichend bilanzierte Gesundheits- und Umweltschäden an – gerade auch durch Fracking – und vertreiben Menschen aus ihrer Heimat. Methanleckagen können dazu führen, dass Erdgas bilanziell für ähnlich hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich ist wie Kohle.
In Deutschland wird Fracking zurecht nicht genutzt, nun müssen auch die Importe schrittweise zurückgefahren werden. Außerdem fordern wir einen Importstopp für russische Stickstoffdünger, mit denen Putin überschüssiges Gas in Wert setzt, und eine Agrarpolitik, die unsere Landwirtschaft unabhängig von Kunstdünger macht.
In Abstimmungen mit unseren europäischen Partnern werden wir die LNG-Infrastruktur in Deutschland regelmäßig auf ihre Notwendigkeit überprüfen, Lock-in-Effekte von Gasinfrastruktur vermeiden, überflüssige Terminals schließen und alle neue Energieinfrastruktur mit dem verbindlichen Kriterium versehen, dass sie den Wechsel hin in ein Energiesystem auf der Basis von erneuerbaren Energien vollziehen kann. Nun muss es darum gehen, diesedie gesamte fossile Infrastruktur und ihre Auslastung auf ein für die Versorgungssicherheit notwendiges Maß zu begrenzen. Bei den vorhandenen Terminals setzen wir uns dafür ein, dass Emissions- und Abwassergrenzwerte und weitere Regelungen zum Schutz von Umwelt, Natur und Bevölkerung voll eingehalten werden.
Klimaschutz ist nicht weniger als ein Versprechen an unsere Kinder und Enkel, in
einer Welt aufzuwachsen, in der man saubere Luft atmen und intakte Natur erleben
kann - saubere und klare Bäche, grüne und gesunde Wälder. In der die
Energieversorgung sicher und das Leben bezahlbar ist. In der fossile Konzerne
ihre Profite nicht auf Kosten der nachfolgenden Generationen generieren.
Klimaschutz ist die direkte Konsequenz aus dem Wissen, dass wir nur eine Erde
haben – und diese von unseren Kindern nur geborgt ist.
Er ist gleichzeitig die Antwort auf die Sorgen, die viele Menschen in diesem
Land umtreiben: Kann ich meine Heizrechnung auch kommendes Jahr noch bezahlen?
Kann ich darauf bauen, meinen Industriejob auch in fünf Jahren noch zu haben?
Ist mein Haus sicher vor Überschwemmungen?
Konsequenter Klimaschutz ist damit die zentrale Aufgabe unserer Zeit.
Klimaschutz entscheidet über wirtschaftliche Stärke, soziale Sicherheit,
körperliche wie seelische Gesundheit, internationale Stabilität und den
Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Wer meint, Klimaschutz sei Nischenthema und
Schönwetterpolitik, wer Klimaschutz jetzt ausbremst, verspielt nicht nur
ökologische Ziele, sondern gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die
Zukunftsfähigkeit unseres Landes und nicht zuletzt unsere Sicherheit und unseren
Frieden.
Die ökologischen Krisen verschärfen sich dramatisch – von der Erderhitzung bis
zum Artensterben, verursacht durch Raubbau an Böden, Wäldern und Meeren.
Zugleich wird in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen einmal mehr
deutlich, wie abhängig wir von Gas und Öl aus autokratischen Staaten sind – eine
Abhängigkeit, die wir nur durch konsequente Klimapolitik beenden können. In
dieser Lage entscheidet konsequentes Handeln darüber, ob Deutschland und Europa
gestärkt aus den Krisen hervorgehen – oder an ihnen scheitern.
In den vergangenen mehr als 45 Jahren haben wir gezeigt, dass entschlossene
Politik wirkt – aus der Opposition heraus genauso wie in
Regierungsverantwortung. Als wir vor 25 Jahren das Erneuerbare-Energien-Gesetz
auf den Weg gebracht haben, war damit die Hoffnung verbunden, eine weltweite
Energie-Revolution zu starten. Und was ist passiert? Unsere optimistischsten
Annahmen wurden übererfüllt. Wir generieren nicht nur in Deutschland schon heute
mehr als die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren – 2025 war auch das erste Jahr,
in dem global mehr Energie aus Wind und Sonne als aus Kohle gewonnen wurde. Das
ist ein riesiger Erfolg, auf den wir stolz sind. Der von uns begonnene Weg der
Förderung der Erneuerbaren war und ist Exportschlager.
Auch in der letzten Bundesregierung haben wir zentrale Weichen gestellt, damit
Deutschland seine Klimaziele erreicht: Wir haben den Ausbau der Erneuerbaren und
der Netzinfrastruktur massiv beschleunigt, das Miet- und Wohneigentumsrecht ins
solare Zeitalter gebracht, den Kohleausstieg konkretisiert, den Europäischen
Green Deal mit auf den Weg gebracht, neue Instrumente wie Klimaschutzverträge
zum Umbau der Industrie etabliert und mit dem Aktionsprogramm Natürlicher
Klimaschutz das bislang größte Programm für die Renaturierung von Mooren und
Gewässern, die Wiederherstellung von Grünzügen und den Umbau von Wäldern
geschaffen. Wir haben eine historisch einmalige Energiekrise nach Putins
Angriffskrieg in der Ukraine bewältigt und zugleich gezeigt, wie der Weg hin zu
mehr Klimaschutz konkret umsetzbar ist – auch gegen erhebliche Widerstände. Das
war nicht immer einfach – und sicherlich wurden dabei auch Fehler gemacht. Das
Gute: Deutschland war auf Kurs, das 2030-Klimaziel zu erreichen. Diese Bilanz
zeigt: Politik macht einen Unterschied – und wir sind der Erderhitzung nicht
ohnmächtig ausgeliefert.
Die schwarz-rote Bundesregierung droht all diese Erfolge zu verspielen. Sie
erkennt ökologische Transformation nicht als strategische Aufgabe, sondern
behandelt sie wie eine Störung des Status quo. Während andere Staaten vorangehen
und den klimaneutralen Umbau ihres Wirtschaftssystems konsequent voranbringen,
riskiert die Bundesregierung, den Wirtschaftsstandort Deutschland vom
wesentlichen Innovationstreiber der nächsten Jahrzehnte abzukoppeln. Klimaziele
werden europäisch wie national infrage gestellt, soziale Spaltungen vertieft,
europäische Einigung geschwächt. Blockade und Verantwortungslosigkeit prägen
diese Politik im Rückwärtsgang.
Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen braucht es ein starkes politisches und
wirtschaftliches Signal für internationale Zusammenarbeit. Trotzdem hat die
Regierung Merz verhindert, dass Europa geschlossen und ambitioniert zur
diesjährigen Weltklimakonferenz fährt. Im Verbund mit Rechtspopulisten und der
fossilen Lobby schickt sie sich an, die gesamte europäische Klimaarchitektur zu
Fall zu bringen, den Green Deal. Dieser enthält die wichtigsten Instrumente, um
die soziale und wirtschaftliche Zukunft unseres Kontinents zu gestalten und
damit die europäischen Klimaziele zu erreichen. Dazu zählt auch das Verbrenner-
Aus für Autos und das europäische Emissionshandelssystem ETS 1 und ETS 2, das
die Emissionen in Europa effektiv begrenzt.
Hinter dieser Politik stehen nicht nur Ignoranz oder das „Prinzip Hoffnung“,
sondern auch organisierte Interessen. Die, deren Macht auf der Ausbeutung
fossiler Energien beruht, rückwärtsgewandte Teile der Industrie, fossile
Energiekonzerne, reaktionäre Thinktanks und rechtspopulistische Kräfte verfolgen
ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die ökologische Modernisierung unseres Landes
aufhalten, um ihre fossilen Geschäftsmodelle und ihren Einfluss zu schützen.
Anti-Klima-Mobilisierung ist kein deutsches Einzelphänomen. Sie ist Teil des
politischen Werkzeugkastens autoritärer und rechtspopulistischer Bewegungen –
von Donald Trump bis Viktor Orbán. Ökologische Politik ist immer auch eine Frage
politischer Auseinandersetzung darum, wer wir als Gesellschaft sein, was wir
unseren Kindern und Enkeln hinterlassen wollen: eine intakte Umwelt, die ihnen
die Chance gibt, sich zu verwirklichen und in Wohlstand zu leben, oder eine
Welt, in der einige wenige sich auf Kosten der Lebenschancen der Menschen und
des Planeten bereichert haben.
Diese Auseinandersetzung ist nicht entschieden, und es lohnt sich, zu kämpfen –
gegen eine fossile Lobbymacht, die eine teure Politik des Nichtstuns oder gar
des Rückschritts als zukunftsweisend verkauft.
Der ökologische Rollback der Regierung Merz bleibt nicht unbeantwortet. Überall
im Land formieren sich neue Allianzen: bei neuen Gasbohrprojekten bei Borkum, in
Oberbayern oder vor den Stränden Mecklenburg-Vorpommerns; bei den Menschen, die
sich vor den Kosten der unkalkulierbaren fossilen Abhängigkeit schützen wollen;
bei Städten und Gemeinden, die auf Windenergie und Solarprojekte setzen und
damit an vielen Stellen zur Sanierung ihrer Haushalte beitragen. Die eine
moderne kommunale Wärmeplanung vorantreiben und dafür klare Rahmenbedingungen
und weiterhin die finanzielle Unterstützung des Bundes brauchen. Und nicht
zuletzt in den vielen Unternehmen, die mit Wissen und Know-how nachhaltige
Geschäftsmodelle vorantreiben.
Denn es gibt eine andere Wirklichkeit – auch in der Wirtschaft selbst. Überall
in Deutschland investieren und entwickeln Marktführer, mittelständische
Unternehmen, Hidden Champions und Start-ups in klimaneutrale und
ressourcenschonende Technologien, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige
Geschäftsmodelle. Sie schaffen Jobs und eröffnen Chancen. Sie zeigen, dass
wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung zusammengehören – und dass
aus Klimaschutz wirtschaftliche Stärke werden kann. An ihrer Seite stehen wir:
für eine Politik, die ökologische Innovation fördert, statt fossile
Geschäftsmodelle zu verlängern. Wir wollen, dass Deutschland diese starke
Position ausbaut und zum weltweiten Leitmarkt für Green Tech wird. Unser Ziel
ist eine Wirtschaft, die unabhängig von fossilen Energien, ressourcenschonend
und international wettbewerbsfähig ist – als Teil einer ökologischen Moderne.
Es lohnt sich, gerade jetzt für ambitionierte ökologische Politik einzustehen.
Die Rettung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist kein Selbstläufer, der
Kampf um unsere Zukunft aber auch noch nicht verloren. Jedes Zehntel Grad, das
wir an Erderhitzung verhindern können, rettet Lebenschancen. Jedes Zehntel Grad
entscheidet über die Freiheitsrechte unserer Kinder. Jedes Zehntel Grad ist ein
Antrieb für uns, uns zu engagieren. Und wir haben beim Zukunftsentscheid in
Hamburg gesehen, dass ambitionierte Klimapolitik weiter Mehrheiten mobilisiert -
und Menschen bereit und motiviert sind, für eine gute Zukunft auf die Straße und
ins Wahllokal zu gehen. Dieser Erfolg bestärkt und motiviert uns.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Teil eines breiten Bündnisses für Fortschritt und
Klimaschutz. Gemeinsam stellen wir uns der Rückschrittspolitik der
Bundesregierung entgegen. Wenn Klimaschutz sabotiert wird, findet das unseren
Widerspruch und unseren Widerstand – im Parlament und auf der Straße. Wir
stellen einer solchen Politik einen klaren Plan entgegen: soziale, gerechte
ökologische Politik, öffentliche und private Investitionen in Zukunftsbranchen,
Unterstützung und Beinfreiheit für die Modernisierung der Wirtschaft.
Unsere Leitidee: Klimaschutz, wirtschaftliche Modernisierung, sozialer
Zusammenhalt, Sicherheit und Freiheit gehören zusammen. Wer Klimaziele erreichen
will, muss sie gerecht gestalten. Wer Wohlstand sichern will, muss in
Zukunftsbranchen investieren und Innovation erleichtern. Wer in Europa bestehen
will, darf nicht spalten, sondern muss aktiv mitgestalten.
Die Bundesregierung muss den Europäischen Green Deal und die europäischen
Klimaziele aktiv verteidigen. Sie muss sich jedem Versuch entgegenstellen,
Emissionsreduktionen oder sektorale Ziele – etwa in der Automobilindustrie –
zurückzudrehen. Klare, verlässliche Rahmenbedingungen sind gerade jetzt
entscheidend, um Investitionen auszulösen und die Modernisierung der
europäischen Wirtschaft voranzubringen. Der Staat kann als Ankerkunde für grüne
Produkte Leitmärkte schaffen und gleichzeitig durch Forschungsförderung und
regulatorische Erleichterung private Investitionen anreizen und Hürden für
Innovation abbauen.
Als zentraler Hebel für die effektive Reduktion klimaschädlicher Emissionen hat
sich der Europäische Emissionszertifikatehandel ETS bewiesen. Denn die Ausgabe
von Emissionszertifikaten begrenzt die CO2-Emissionen zielsicher und verbindlich
in ganz Europa. Das ist besonders im deutschen Interesse, da wir ohnehin
verfassungsrechtlich zu strengem Klimaschutz verpflichtet sind. Der ETS 1 für
Industrie und Kraftwerke muss auf seinem Pfad bleiben, um seine volle
Steuerungswirkung auch weiter zu entfalten. In den Sektoren, die im
Zertifikatehandel erfasst sind, sind die Erfolge sichtbar: Hier sind die
Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen.
In der Energiewirtschaft hat der Emissionshandel den Umstieg von der Kohle hin
zu Erneuerbaren bewirkt, in der Industrie Modernisierung und Forschung an
emissionsarmen Produktionsprozessen beschleunigt. Es ist richtig und notwendig,
dass die Sektoren Verkehr und Gebäude mit dem ETS 2 ebenfalls Teil dieser
verbindlichen Klimaschutzarchitektur werden – sie sind bislang nicht auf dem
richtigen Pfad.
Allerdings darf hier der CO2 -Preis nicht zum zentralen Instrument der
Treibhausgasminderung werden. Denn die CO2 -Vermeidungskosten liegen bei
Gebäuden und Verkehr viel höher als etwa im Bereich der Kraftwerke. Vielmehr ist
entscheidend, dass die Transformation im Bereich Gebäude und Verkehr auch ohne
hohe CO2 -Preise erfolgreich wird. Wir wollen daher die Verbindlichkeit des ETS
mit bezahlbaren Preisen verbinden.
Das gelingt durch einen intelligenten Instrumentenmix aus Preisanreizen,
gezielter Förderung von Umbau und Modernisierung und klaren ordnungsrechtlichen
Vorgaben. An diesem Instrumentenmix halten wir fest. Friedrich Merz hingegen ist
unehrlich: Zum einen will er Klimaschutz allein über den Preis regeln – das ist
sozial ungerecht und wird dazu führen, dass die Akzeptanz für ausreichend
ambitionierte Politik verloren geht. Zum anderen greift er dann die Preise an,
sodass am Ende nur die Option bleibt, den Emissionshandel zu schwächen. Wer
Emissionshandel als alleiniges Steuerungsinstrument will, will nicht, dass er
bleibt.
Klimaschutz sozial gerecht gestalten
Eine um mehrere Grad Celsius erhitzte Welt bedeutet: weniger Gerechtigkeit,
weniger Freiheit, weniger Chancen für uns und unsere Kinder – und mehr und
brutalere Konflikte. Klimaschutz ist allein deshalb die zentrale
Gerechtigkeitsfrage unserer Zeit. Klimaschutz ist Generationengerechtigkeit,
globale Gerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit zugleich. Wer wenig hat, hat
auch weniger Chancen, sich an die Erderhitzung anzupassen – während sich Reiche
oft von den Folgen freikaufen können. Nichtstun verschärft Ungleichheiten,
Ungerechtigkeiten und Konflikte.
Klimaschutz kann gelingen, wenn die infrastrukturellen Rahmenbedingungen
individuelle Entscheidungen für eine klimafreundliche Lebensweise ermöglichen.
Er wird aber nur dann breite gesellschaftliche Akzeptanz erfahren, wenn er
gerecht gestaltet wird, wenn es sich alle leisten können und etwas davon haben.
Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn viele Technologien, die mittel- und
langfristig deutliche Einsparungen und ein Mehr an Lebensqualität bringen, sind
bei der Anschaffung teuer – nicht jede*r kann sie sich leisten und ist in der
Zwischenzeit mit steigenden Energiepreisen konfrontiert.
Das verlangt entschiedenes Handeln jetzt.Doch die Bundesregierung tut nichts
dafür – im Gegenteil: Sie schiebt den Klimaschutz auf die lange Bank, und das
Klimageld gleich mit. So lässt sie die Menschen mit den Folgen der Klimakrise,
aber auch mit ihrer Bewältigung allein. Sie gefährdet mit diesem Kurs nicht nur
den Erfolg des ETS 2, sie untergräbt auch das Vertrauen in die ökologische
Transformation insgesamt. Anstatt soziale Sicherheit zum Rückgrat ambitionierter
Klimapolitik zu machen, lässt sie Haushalte mit niedrigen und mittleren
Einkommen allein und spielt so den Gegner*innen konsequenten Klimaschutzes in
die Hände.
Klimageld einführen - Haushalte entlasten
Der Emissionshandel und die damit verbundene Bepreisung von CO₂-Emissionen sorgt
für ehrliche Preise und belohnt die, die in Klimaschutz investieren oder aus
anderen Gründen nichts oder nur wenig zur weiteren Erderhitzung beitragen. Da
noch nicht alle zum Start des europäischen Emissionshandels ETS 2 mit
Wärmepumpen, E-Autos und Niedrigenergiehäusern ausgestattet sein werden,
brauchen wir zum Ausgleich endlich ein sozial und regional gestaffeltes
Klimageld.
Die schwarz-rote Koalition hat das Klimageld faktisch beerdigt – obwohl es in
den Wahlprogrammen angekündigt wurde. Damit verspielt sie Glaubwürdigkeit und
gefährdet die politische Akzeptanz des CO₂-Preises. Der für ein Klimageld
notwendige Auszahlungsmechanismus ist inzwischen technisch bereit. Jetzt muss
die Bundesregierung den politischen Willen aufbringen, das Klimageld umzusetzen
– als direkten, jährlichen Rückfluss von Teilen der Einnahmen aus der CO₂-
Bepreisung. Es schafft einen Ausgleich für Menschen mit niedrigen und mittleren
Einkommen. Sie werden entlastet, während Vielverbraucher*innen einen größeren
Teil der Transformationskosten tragen. Wir fordern die Bundesregierung auf, das
Klimageld sofort startklar zu machen und 2027 erstmals auszuzahlen.
Förderprogramme sozial und regional gerecht gestalten
Moderne klimafreundliche Technologien wie Wärmepumpen, Geothermie oder
energetische Gebäudesanierungen entlasten nach einigen Jahren durch geringere
Verbrauchskosten, sind aber in der Anschaffung teuer. Damit auch Menschen mit
geringem Einkommen und Vermögen den Umstieg starten können, müssen
Förderprogramme konsequent auf Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen
ausgerichtet werden. Wer wenig hat, erhält die höchste Förderung,
einkommensstarke Haushalte entsprechend weniger. Dieses Prinzip findet bisher
ausschließlich bei der Förderung für Heizungen aus erneuerbaren Energiequellen –
also etwa Wärmepumpen – Anwendung. Es ist aber auch für andere
Modernisierungsmaßnahmen richtig.
Für den Erfolg der ökologischen Modernisierung unseres Landes sind unsere Städte
und Gemeinden unerlässlich: Wir kämpfen im Bund und in den Ländern weiter dafür,
dass die Kommunen aus den Einnahmen aus erneuerbaren Energien einen gerechten
Anteil erhalten und sie mit gezielten Förderprogrammen dabei unterstützt werden,
ihre kommunale Wärmeplanung Wirklichkeit werden zu lassen: Mit
Investitionszuschüssen wollen wir mehr bezahlbare Fernwärme aus erneuerbaren
Energiequellen, lokale und nachhaltige Nahwärmenetze und dezentrale Lösungen
ermöglichen, die kommunal gut begleitet werden. So schaffen wir für Städte und
ländliche Regionen örtlich angepasste Lösungen.
Für Vermieter*innen müssen attraktive Anreize geschaffen werden, verbunden mit
einer klaren Begrenzung der Modernisierungsumlage, damit Warmmieten nicht
steigen. Insbesondere private Vermieter*innen werden wir bei der energetischen
Sanierung weiter verlässlich mit Förderzuschüssen unterstützen und
kostengünstige serielle Sanierungsverfahren voranbringen. Mit dem CO₂-Kosten-
Aufteilungsgesetz haben wir in der Ampel dafür gesorgt, dass Vermieter*innen
einen eigenen Anreiz haben, die Kosten für die Gebäudewärme für ihre
Mieter*innen gering zu halten. Je energieeffizienter ein Haus ist, desto
geringer ist der Vermieteranteil am CO₂-Preis. Wir wollen dieses im Grundsatz
richtige Stufenmodell im Zuge des Übergangs vom nationalen CO2 -Preis in den ETS
2 weiterentwickeln. Um die für die Erreichung der Klimaziele notwendige
Sanierungsquote zu erreichen und Mieterinnen und Mieter vor steigenden CO2 -
Kosten zu schützen, wollen wir perspektivisch im Zuge der Einführung des ETS 2
den Mieteranteil bei Wohnungen und Häusern mit überdurchschnittlich hohen CO2 -
Emissionen verringern. Erst, wenn ein Gebäude maximal 32kg CO2 pro m2 und Jahr
ausstößt, soll der CO2 -Preis auch anteilig auf die Mieter*innen umgelegt
werden. Das bedeutet: Wer nicht saniert, zahlt mehr als bisher - wer seine
Mieter*innen vor Energiekostensteigerungen schützt, wird belohnt.
Die Bundesregierung darf nicht länger warten, einen Plan vorzulegen, wie die
mehr als fünf Milliarden Euro aus dem europäischen Klima-Sozialfonds gezielt für
Haushalte mit wenig Einkommen eingesetzt werden.
Bahn stärken – saubere Mobilität für alle ermöglichen
Eine moderne Wirtschaft braucht eine zuverlässige, bezahlbare Bahn. Die
Investitionen in die Sanierung und Digitalisierung der Bahninfrastruktur, den
Aus- und Neubau von Bahnstrecken sowie die Modernisierung von Bahnhöfen müssen
mindestens verdoppelt und für zehn Jahre gesichert werden. In der Ampel-
Regierung haben wir es geschafft, dass erstmals mehr Geld in die Schiene als in
die Straße geflossen ist. Und wir haben den Finanzierungskreislauf Straße
durchbrochen – Einnahmen aus der Lkw-Maut sind endlich auch in die
Bahninfrastruktur geflossen. Beide Erfolge werden unter Schwarz-Rot
zurückgedreht. Wir fordern die Bundesregierung auf, diese Bahn-feindliche
Politik zu beenden.
Auch beim Deutschlandticket braucht es eine stärkere Beteiligung des Bundes,
damit der Preis wieder auf 49 Euro sinken kann - denn das ist unser Ziel.
Während Deutschland die teuersten Autobahnkilometer der Welt baut, fehlt es an
einer funktionierenden Bahn sowohl im Fernverkehr wie auch regional – eine
enorme Belastung für Pendler*innen und Unternehmen. Die neue Bahnstrategie muss
endlich mit einem Maßnahmenpaket zur Fachkräfteanwerbung und Baubeschleunigung
hinterlegt werden.
Gute Arbeit sichern – Sicherheit im Wandel schaffen
Verlässliche Beschäftigung ist essenziell für sozialen Zusammenhalt. Wir setzen
uns gemeinsam mit den Gewerkschaften für eine gestärkte Tarifbindung, einen
wirklich armutsfesten Mindestlohn und gute Arbeitsbedingungen in allen Branchen
ein. Arbeit darf nicht krank machen – sie muss Sicherheit und Würde bieten. Gute
Arbeit ist die soziale Basis jeder erfolgreichen Transformation.
Der Wandel gelingt nur, wenn er Sicherheit bietet. Dafür brauchen wir einen
verbindlichen Transformationsfonds, eine umfassende Qualifizierungsoffensive mit
Anspruch auf Mitbestimmung, Schutz bei Arbeitsplatzverlust sowie gezielte
Förderung für von Strukturwandel betroffene Regionen. Ein verlässliches soziales
Netz muss Menschen in allen Lebenslagen schützen – bei Arbeitslosigkeit,
Krankheit und Pflege. So entsteht Vertrauen in Veränderung und der Glaube:
Niemand bleibt zurück.
Gesundheitsschutz stärken - Kommunen bei der Klimaanpassung
unterstützen
Sozial gerechter Klimaschutz bedeutet auch, Schutzmaßnahmen gegen
Extremwetterereignisse wie Hitze und Überschwemmungen konsequent auszubauen.
Daten bestätigen, dass Hilfesysteme, medizinische Einrichtungen,
Bildungseinrichtungen, Sportvereine und viele andere die zunehmende
Wärmebelastung und die damit verbundenen gesundheitlichen Konsequenzen zunehmend
zu spüren bekommen. Wir wollen den Gesundheitsschutz insbesondere von
vulnerablen Gruppen wie Kleinkindern, älteren Menschen, gesundheitlich
vorbelasteten Menschen und Schwangeren sukzessive stärken. Durch moderne
Gestaltung wie baulichen Hitzeschutz, die Entsiegelung von Flächen, Planung
grüner Oasen in stark versiegelten Räumen, aber auch die Modernisierung von
Fahrzeugen im ÖPNV, Notfallpläne und Hitzeberatung wirken wir den Risiken von
Hitzschlag, Dehydration und hitzebedingter Krankheiten entgegen. Ebenso gilt es,
auf die Bedrohung durch Überschwemmungen mit Maßnahmen wie naturnahen
Flussläufen, Schwammstadtkonzepten und mehr Entsiegelung zu reagieren.
Verantwortung einfordern – fossile Subventionen abbauen,
Verursacher beteiligen
Wer Klimagerechtigkeit ernst meint, darf fossile Fehlanreize nicht länger
hinnehmen. Noch immer fließen Milliarden in klimaschädliche Vergünstigungen für
Diesel, Dienstwagen und Kerosin. Diese Mittel fehlen bei der Finanzierung des
Klimageldes, beim sozialen Ausgleich und bei Zukunftsinvestitionen. Wir fordern
die Bundesregierung auf, beim sozialverträglichen Abbau klimaschädlicher
Subventionen substanziell voranzukommen und die freiwerdenden Mittel konsequent
in Klimageld, Wärmewende und öffentliche Mobilität umzuleiten.
Wir stehen für das Verursacherprinzip. Wer massive ökologische wie ökonomische
Schäden verursacht, darf mit diesem Geschäftsmodell keine unverhältnismäßigen
Gewinne machen. Wir erwarten, dass fossile Unternehmen stärker an den Kosten der
Klimaschäden und der Klimaanpassung in den Kommunen beteiligt werden.
Unternehmen, die Gewinne aus Ausbeutung und Verkauf von Öl, Kohle und Gas
erzielen, werden wir verpflichten, entsprechende Beträge in einen Fonds
einzuzahlen, mit dem Kommunen bei der Bewältigung von Klimaschäden und bei
Investitionen in die Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützt werden. Wir werden
deshalb die Möglichkeit schaffen, dafür Abgaben von den entsprechenden
Unternehmen zu erheben. Dazu erarbeiten wir verschiedene Optionen. So entsteht
eine Klimapolitik, die gerecht, wirksam und mehrheitsfähig ist – eine Politik,
die niemanden überfordert, sondern alle einlädt, Teil der Lösung zu sein.
Wirtschaft modernisieren – Klimaziele als
Standortstrategie
Das deutsche Wirtschaftsmodell – der Dreiklang aus vermeintlich billigen
Gasimporten, schier unendlich wirkenden Absatzmärkten in China und der
Auslagerung der Verantwortung für unsere Sicherheit an die USA – steckt in einer
tiefen strukturellen Krise und hat sich spätestens mit Beginn der Zeitenwende
überholt. Die Exportabhängigkeit, die lange ein Erfolgsmodell war, wird zur
Schwachstelle. Die Absatzmärkte in China und den USA verändern sich rapide. Die
Abhängigkeit von billigem Gas ist nicht überwunden. Und viele Branchen, aber
auch die Politik haben zu lange auf alte Technologien gesetzt, statt rechtzeitig
auf Zukunftsmärkte zu reagieren. In der aktuellen Lage herrscht nicht zuletzt
wegen der anhaltend schlechten Standortbedingungen große
Investitionszurückhaltung. Wer nicht weiß, wie sein Unternehmen die nächsten
Jahre überleben soll, investiert nicht in die darauffolgenden Jahrzehnte.
Überall in Deutschland haben sich Unternehmen aufgemacht, ihre Geschäftsmodelle
und Produktionsprozesse weiterzuentwickeln und auf Nachhaltigkeit und
Klimaschutz auszurichten. Sie sind unsere Partner und Verbündeten im Kampf gegen
die Erderhitzung und verdienen unsere Unterstützung auf diesem Weg. Doch genau
diese Unternehmen schauen unter Schwarz-Rot in die Röhre, weil ihnen die
Planungs- und Investitionssicherheit entzogen wird. Von dieser Entwicklung
profitieren diejenigen, die in der Phase des klimapolitischen Aufbruchs
abgewartet, verzögert oder sogar aktiv bekämpft haben.
Ehrlichkeit heißt auch, klar zu benennen: Geschäftsmodelle, die auf der
Bereitstellung, dem Transport oder der Verbrennung fossiler Energien beruhen,
werden enden, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen.
Während andere Länder industriepolitisch klare Modernisierungsziele formuliert
und ihre Rahmenbedingungen an den Herausforderungen der Zukunft ausgerichtet
haben, haben deutsche Bundesregierungen es sich zusammen mit einigen
Großunternehmen oft bequem gemacht. Junge Unternehmen und Zukunftsbranchen –
etwa die Solar- oder Chipindustrie – wurden zu lange übergangen. Heute ist
Deutschland in Teilen stark in den Technologien von gestern, während die USA und
China bei den Technologien von morgen – von E-Mobilität über Batterien bis zur
KI – vorn liegen.
Deutschland kann diesen Rückstand aufholen, wenn es jetzt entschlossen handelt.
Wir haben exzellente Forschung, Erfahrung in der Entwicklung von Technologien
und industrielle Kompetenz – und mit dem europäischen Binnenmarkt einen
gewaltigen Hebel. Mit dem Sondervermögen für Klima und Infrastruktur bestehen
historische Investitionsmöglichkeiten, um einen echten Modernisierungsschub
einzuleiten.
Wir wollen die Finanzmärkte als Motor der Modernisierung nutzen. Kapitalströme
dürfen nicht länger fossile Geschäftsmodelle absichern, sondern müssen gezielt
in klimafreundliche und faire Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden. Dafür
wollen wir Greenwashing konsequent unterbinden, verbindliche
Nachhaltigkeitskriterien für Finanzprodukte einführen und Klimarisiken in die
Bankenaufsicht integrieren.
Wir setzen uns für die Weiterentwicklung der EU-Taxonomie ein, die fossile
Energien klar ausschließt und glaubwürdige Standards für nachhaltige
Finanzprodukte schafft. Nur wenn das Finanzsystem klima- und sozialgerecht
aufgestellt ist, gelingt die Transformation unserer Wirtschaft. Diese
Transformation bringt für die Unternehmen große Herausforderungen mit sich.
Viele tätigen mutige und mitunter riskante Investitionen, aus Verantwortung und
unternehmerischer Weitsicht. Wir wollen sie auf diesem Weg unterstützen und
nicht mit zusätzlicher Bürokratie belasten. Die Taxonomie wollen wir deshalb so
gestalten, dass sie mehr Unternehmen erfasst und besonders Berichtspflichten
deutlich reduzieren, vereinfachen und vereinheitlichen.
Forschung, Entwicklung und Skalierung in der Clean-Tech-Branche treiben wir
voran und stärken Anreize für privates Kapital, für start ups, scale ups und den
Mittelstand. Wo regulatorische Hürden klimafreundliche Innovation verhindert,
wie bei der Kreislaufwirtschaft, schaffen wir diese Hürden ab. Innovation hat
aufgrund der Dringlichkeit Vorrang.
Durch Digitalisierung können nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen, ob das der
digitale Zwilling in der Produktion ist, der autonom fahrende Kleinbus in
ländlichen Regionen, oder das digitale Stromnetz. Daher wollen wir gerade an
dieser Schnittstelle Innovationen erleichtern und gleichzeitig für nachhaltige
Rechenzentren sorgen.
Sondervermögen und Klima- und Transformationsfonds gezielt
nutzen
Der Klima- und Transformationsfonds (KTF) ist das finanzielle Rückgrat der
ökologischen Modernisierung. Er kann – genauso wie das neu geschaffene
Sondervermögen – seine volle Modernisierungswirkung aber nur entfalten, wenn
seine Einnahmen konsequent für den wirtschaftlichen Umbau oder Förderungen
ausgegeben werden, die direkt im Alltag der Bürger*innen wirken – wie die
Heizungsförderung, die energetische Stadtsanierung oder Energiesparchecks. Die
Umwidmung des KTF etwa zur Ansiedelung einzelner Unternehmen steht diesem Ziel
entgegen.
Schwarz-Rot setzt diese Schieflage fort, anstatt sie zu korrigieren – und öffnet
zugleich neue Schlupflöcher, die Klimaschutz offen konterkarieren. Zwar konnten
wir verhindern, dass, wie ursprünglich von Lars Klingbeil geplant,
Strafzahlungen für verfehlte Emissionsziele aus dem Fonds bestritten werden. Die
jüngste Gesetzesänderung erlaubt es aber, über den KTF künftig auch
Gaspreissenkungen zu finanzieren. Bereits 2025 werden über die Gasspeicherumlage
Mittel des Fonds dafür genutzt. Auch Posten wie die Finanzierung von
Kernfusionsforschung haben in einem Klimafonds nichts verloren.
Mit den aus dem KTF finanzierten Klimaschutzverträgen haben wir die
Investitionsrisiken der Unternehmen reduziert, die sich für den
klimafreundlichen Umbau ihrer Produktionsprozesse entscheiden. Die Absicherung
der Differenzkosten zwischen konventioneller und emissionsarmer Produktion trägt
dazu bei, dass ein Business Case für grüne Produktion entsteht. Durch grünen
Druck ist es gelungen, die Klimaschutzverträge weiterzuführen - und das, obwohl
Katherina Reiche sie lieber hätte auslaufen lassen. Wir wollen die
Klimaschutzverträge pragmatisch, mittelstandsfreundlich und bürokratiearm
weiterentwickeln.
Mit dem Sondervermögen für Klimaschutz und Infrastruktur haben wir die
Möglichkeit geschaffen, dass zentrale Modernisierungsprojekte gezielt
angeschoben werden können. Teile der Wirtschaft investieren schon jetzt in eine
klimaneutrale Produktion – genau zur richtigen Zeit: China beginnt, CO₂-
reduzierten Stahl nach Europa zu exportieren und erhöht so den Druck auf
heimische Produzenten. Anstatt diese Umstellung hin zu klimafreundlichen
Produktionsprozessen der Zukunft zielgerichtet mit den neuen Milliarden aus dem
Sondervermögen zu unterstützen, organisiert Schwarz-Rot
Wir wollen das Sondervermögen stattdessen strategisch für die sozial-ökologische
Transformation und als Hebel zur Schaffung klimafreundlicher Geschäftsmodelle
und grüner Leitmärkte in den europäischen Schlüsselbranchen einsetzen. Damit
strategisch wichtige Industriebranchen in Europa bleiben und klimafreundliche
Geschäftsmodelle durchstarten können, braucht es eine gesicherte Nachfrage durch
die Schaffung grüner Leitmärkte, die Investitionen anreizen und industrielle
Wertschöpfung auch in den kommenden Jahrzehnten in Europa halten.
Deshalb sollte zusammen mit dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz
die Vergabe von öffentlichen Investitionen an Herkunftsnachweise und
Mindestanteile europäischer Wertschöpfung gebunden sein. So sollte etwa
festgelegt sein, dass mindestens zehn Prozent des verbauten Stahls
klimaneutraler Stahl aus Deutschland oder der EU sein müssen. Allein die
Deutsche Bahn als hundertprozentig bundeseigenes Unternehmen kann bei ihren
Investitionen aus dem Sondervermögen Vorreiterin darin sein, klimafreundlich
produzierte Güter made in Europe einzusetzen. So entstehen europäische
Leitmärkte, die Investitionen anreizen und europäische Wertschöpfung sichern.
Dieses Prinzip sollte auch in anderen strategisch wichtigen Branchen – etwa
Batterien, Wasserstoff oder klimaneutrale Grundstoffe – Anwendung finden.
Automobilindustrie zukunftsfähig machen
Teile der Automobilindustrie haben mit Unterstützung einer zögernden Politik
großer Koalitionen zu lange auf alte Modelle gesetzt und die Transformation
verschlafen. Nun droht sich dieser Fehler zu wiederholen. Während in anderen
Teilen der Welt die Elektromobilität auf dem Durchmarsch ist, diskutiert
Deutschland über die Zukunft des Verbrenners. Es ist falsch, dass Union und SPD
die europäische Einigung zum Verbrenner-Aus in Frage stellen. In der aktuellen
Absatzkrise braucht die Branche klare Leitplanken und gezielte Impulse für
klimaneutrale Innovationen: Die klare Orientierung, dass ab 2035 kein fossiler
Verbrenner mehr neu zugelassen wird, muss durch den Verkauf von E-Autos
anreizenden Maßnahmen ergänzt werden – etwa durch die Verbesserung und
Harmonisierung der Ladeinfrastruktur, die Senkung der Stromsteuer für alle, ein
Sonderbeschaffungsprogramm für Mobilität in Behörden und kommunalen Diensten,
sozial gestaffelte Leasingmodelle für Haushalte mit geringem Einkommen („Social
Leasing“) sowie eine auf klimafreundliche Fahrzeuge ausgerichtete Kfz-
Besteuerung. Wir wollen Menschen mit geringem Einkommen beim Umstieg auf die
Elektromobilität konkret unterstützen: Wer zum Pendeln oder auf dem Land auf das
Auto angewiesen ist und weniger als 40.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen
hat, zahlt für das Leasing eines elektrischen Kleinwagens maximal 100 Euro pro
Monat.
Wer strategisch wichtige Industriezweige in Deutschland und Europa halten will,
muss staatliche Förderung an Elektromobilität aus europäischer Wertschöpfung
binden. Wir setzen daher auf eine E-Auto-Kaufprämie und steuerliche Förderung
emissionsarmer Fahrzeuge, die besondere Anreize für Automodelle made in Europe
setzt. Zudem setzen wir uns für attraktive Kooperationen zwischen
Autoherstellern und Netzbetreibern ein, bei denen Privathaushalte mittels
bidirektionalem Laden bei ihrer Stromrechnung um mehrere Hundert Euro entlastet
werden.
Kohleausstieg vollenden - Gasunabhängigkeit strategisch
angehen
Deutschland hat mit dem Kohlekompromiss einen ersten Rahmen für einen geordneten
Ausstieg aus dem Abbau und der Verstromung von Kohle gesetzt. Auf grüne
Initiative ist es gelungen, den Kohleausstieg im Rheinischen Revier gesetzlich
und im Konsens mit den Betreibern auf 2030 vorzuziehen. Nun geht es darum,
diesen Ausstiegsplan konsequent umzusetzen. Auch in den mittel- und ostdeutschen
Kohlerevieren ist ein marktgetrieben früherer Ausstieg als 2038 möglich. Wir
halten es weiter für sinnvoll und notwendig, den Unternehmen, den Beschäftigten
und den Regionen durch eine gesetzliche Regelung Planungssicherheit zu geben,
damit etwa die Auszahlung der Strukturmittel an einen neuen Zeitplan angepasst
werden kann.
Um die Energieversorgung langfristig zu sichern und Preisschwankungen sowie
Abhängigkeiten zu vermeiden, braucht Deutschland aber auch eine klare
Gasunabhängigkeitsstrategie. Durch konsequenten Ausbau von Wind- und
Solarenergie, Elektrifizierung von Industrieprozessen, den Hochlauf der
Wasserstoffwirtschaft und Investitionen in Speichertechnologien kann der
Gasverbrauch in den kommenden Jahren halbiert werden. Das ist nötig, denn nur so
lässt sich die energiepolitische Abhängigkeit von teuren LNG-Importen aus den
USA und autokratisch regierten Staaten beenden. Die im Rahmen des Zoll-Deals
geplanten InvestitionenAusgaben von bis zu 750 Milliarden Euro für Trumps LNG-Gas lehnen
wir entschieden ab.
Zu einer Gasunabhängigkeitsstrategie gehört, die Bewilligung zur Förderung von
Gas (und Öl) zu begrenzen und keine neuen Gasfördergenehmigungen zu erteilen,
kein Vertragsgesetz für ein Unitarisierungsabkommen mit den Niederlanden
abzuschließen und die geplante Gas-Förderung vor Borkum abzusagen.
Es war richtig, nach der Vollinvasion Russlands in der Ukraine eine LNG-
Infrastruktur zu schaffen, um schnell die wegfallenden Lieferungen russischen
Erdgases zu ersetzen. Zugleich ist für uns klar: Neue Langfristverträge für den Import fossilen Gases oder neue LNG-Terminals sind nicht mit den Klimazielen und auch nicht mit einer Gasunabhängigkeitsstrategie vereinbar. Der Gasrausch der schwarz-roten Bundesregierung gefährdet die Klimaziele und unsere Sicherheit. Anstatt uns mit teurem, umwelt- und klimaschädlichem Fracking-Gas erpressen zu lassen, bringen wir die begonnene Reduktion des europäischen Gasverbrauchs als auch den Umstieg auf Sonne und Wind, grünen Wasserstoff und andere erneuerbare Quellen weiter voran. Die Nutzung von fossilem Gas werden wir schrittweise reduzieren und so schnell wie möglich, spätestens bis 2045, beenden, um die Klimaziele sicher einzuhalten.
Gas- und Erdölförderung richten weltweit gravierende, oft nicht hinreichend bilanzierte Gesundheits- und Umweltschäden an – gerade auch durch Fracking – und vertreiben Menschen aus ihrer Heimat. Methanleckagen können dazu führen, dass Erdgas bilanziell für ähnlich hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich ist wie Kohle.
In Deutschland wird Fracking zurecht nicht genutzt, nun müssen auch die Importe schrittweise zurückgefahren werden. Außerdem fordern wir einen Importstopp für russische Stickstoffdünger, mit denen Putin überschüssiges Gas in Wert setzt, und eine Agrarpolitik, die unsere Landwirtschaft unabhängig von Kunstdünger macht.
In Abstimmungen mit unseren europäischen Partnern werden wir die LNG-Infrastruktur in Deutschland regelmäßig auf ihre Notwendigkeit überprüfen, Lock-in-Effekte von Gasinfrastruktur vermeiden, überflüssige Terminals schließen und alle neue Energieinfrastruktur mit dem verbindlichen Kriterium versehen, dass sie den Wechsel hin in ein Energiesystem auf der Basis von erneuerbaren Energien vollziehen kann. Nun muss es darum gehen, diesedie gesamte fossile Infrastruktur und ihre
Auslastung auf ein für die Versorgungssicherheit notwendiges Maß zu begrenzen. Bei den vorhandenen Terminals setzen wir uns dafür ein, dass Emissions- und Abwassergrenzwerte und weitere Regelungen zum Schutz von Umwelt, Natur und Bevölkerung voll eingehalten werden.
Original-Änderungsantrag: Antragstext
Von Zeile 14 bis 19:
Aber: Auch wenn die Erneuerbaren bereits rund 60% zur Stromerzeugung beitragen, werden immer noch gut 77% des gesamten deutschen Energiebedarfs, inklusive der Energie für Mobilität, Wärme und die Industrie, aus fossilen Quellen gedeckt, also aus Kohle, Öl und Gas. Das ist dreckig, unsicher und teuer.
Aber: Auch wenn die Erneuerbaren bereits rund 60% zur Stromerzeugung beitragen, werden immer noch gut 77% des gesamten deutschen Energiebedarfs, inklusive Besonders der Energie für Mobilität, Wärme undaktuelle Gasrausch gefährdet die Industrie, aus fossilen Quellen gedeckt, also aus Kohle, Öl und Gas. Das1,5 Gradgrenze, denn durch Methanleckagen ist dreckig, unsicherGas ähnlich klimaschädlich und teuerFlüssigerdgas sogar 33% klimaschädlicher als Kohle. Wir bezahlen unsere fossile Sucht gleich dreifach: Jedes Jahr überweist Deutschland rund 80
Von Zeile 29 bis 30 einfügen:
die EU-Kommission eine massive Zielverfehlung. Deswegen gilt: Die Energiewende muss schneller, nicht langsamer werden! Gleichzeitig müssen wir bereits bis spätestens 2040 klimaneutral werden, um die dadurch verursachten Emissionen wieder auszugleichen und unsere Verantwortung für den Klimaschutz ernsthaft wahrzunehmen.
Die Dynamik der Energiewende steht auf dem Spiel. Endlich boomen Solar,
Windenergie und Speicher, doch Katherina Reiche plant ein Bremsmanöver.
Ausgerechnet die Wirtschaftsministerin plant mit Nullwachstum und
Deindustrialisierung. Sie glaubt weder an industrielle Erneuerung noch an eine
Zukunft mit KI, Digitalisierung und klimaneutraler Wertschöpfung Made in Germany
– und rechnet den künftigen Strombedarf klein. Statt mit günstigem grünem Strom
die Basis für wirtschaftlichen Fortschritt zu legen, verunsichert die
Wirtschaftsministerin Investor*innen und gefährdet Versorgungssicherheit,
Resilienz und Zukunftsfähigkeit.
Mit dem grün geführten BMWK haben wir den Ausbau von Wind und Sonne neu
entfacht. Wir haben die Energiewende durch gezielten Bürokratieabbau in Gang
gebracht – etwa bei Mieterstrom und Balkonkraftwerken, dem Ausbau von Windkraft
oder dem Netzausbau. Den Weg raus aus der fossilen Abhängigkeit wollen wir
konsequent weitergehen.
Aber: Auch wenn die Erneuerbaren bereits rund 60% zur Stromerzeugung beitragen, werden immer noch gut 77% des gesamten deutschen Energiebedarfs, inklusive der Energie für Mobilität, Wärme und die Industrie, aus fossilen Quellen gedeckt, also aus Kohle, Öl und Gas. Das ist dreckig, unsicher und teuer.
Besonders der
Aber: Auch wenn die Erneuerbaren bereits rund 60% zur Stromerzeugung beitragen,
werden immer noch gut 77% des gesamten deutschen Energiebedarfs, inklusive Energie für Mobilität, Wärme undaktuelle Gasrausch gefährdet die Industrie, aus fossilen Quellen gedeckt, 1,5 Gradgrenze, denn durch Methanleckagen ist
also aus Kohle, Öl und Gas. Dasdreckig, unsicherGas ähnlich klimaschädlich und teuerFlüssigerdgas sogar 33% klimaschädlicher als Kohle. Wir bezahlen
unsere fossile Sucht gleich dreifach: Jedes Jahr überweist Deutschland rund 80
Milliarden, oder 2% unseres Bruttoinlandsproduktes, für Öl und Gas auch an
Autokraten und Despoten, die mit diesem Geld Kriege gegen unsere Freiheit
finanzieren. Europaweit sind es sogar 315 Milliarden. Wir machen uns damit
abhängig und erpressbar. Und wir hinterlassen unseren Kindern und Enkeln einen
riesigen ökologischen Schuldenberg. Deshalb bleibt es bei dem von der Verfassung
vorgegebenen Auftrag: Mindestens 65% Treibhausgasreduktion gegenüber 1990 bis
2030 und Klimaneutralität bis 2045. Für 2030 haben wir in der letzten Legislatur
die Voraussetzungen geschaffen, doch die neue Regierung kommt vom Kurs ab. Für
die Jahre nach 2030 attestieren uns der deutsche Expertenrat für Klimafragen und
die EU-Kommission eine massive Zielverfehlung. Deswegen gilt: Die Energiewende
muss schneller, nicht langsamer werden!
Gleichzeitig müssen wir bereits bis spätestens 2040 klimaneutral werden, um die dadurch verursachten Emissionen wieder auszugleichen und unsere Verantwortung für den Klimaschutz ernsthaft wahrzunehmen.
Energieministerin Reiche dagegen will bremsen, um fossile Geschäftsmodelle zu
erhalten. Dafür verbiegt sie sogar den Energiewende-Monitoring-Bericht ihrer
eigenen Expert*innen und setzt den künftigen Strombedarf willkürlich an den
untersten Rand der Prognosen fest. Gleichzeitig setzt die Union zu einem
Frontalangriff auf den Green Deal an: Sie blockiert das 2040er-Klimaziel im Rat,
stellt sich gegen die Erneuerbaren-Richtlinie ab 2030, will höhere CO2-
Autoemissionen ermöglichen, grundsätzlich in Frage und will den Emissionshandel
aushöhlen. Dabei läuft die Transformation längst weltweit wie bei uns:
Wärmepumpen verkaufen sich besser als fossile Heizungen, die Elektromobilität
gewinnt an Fahrt. Unternehmen stellen um. Eine Ministerin, die da bewusst
bremst, gefährdet nicht nur die Energiewende, sondern auch die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands.
Die Zukunft ist elektrisch, erneuerbar und dezentral. Statt zu bremsen, wollen
wir günstige, erneuerbare Energie dahin bringen, wo und wann sie gebraucht wird
– mit digitalen Netzen, klugen Speichern und flexiblen Verbraucher*innen. Die
vom EU-Recht längst eingeforderte Bürgerenergie ist dazu der Schlüssel: Wer
Energie vor Ort teilt, senkt Kosten. Unser Motto: Energie von allen, für alle.
Eine Energiewende in der Hand von Haushalten und Mittelstand entspricht unserer
Leitidee einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft. Sie verlagert Wertschöpfung
von fossilen Autokraten in unsere Städte und Dörfer. Die ländlichen Räume werden
so zum Gewinner der Energiewende. Die Energiewende schafft neue Chancen für
Industrie, Handwerk und Haushalte. Wer jetzt bremst, gefährdet nicht nur das
Klima, sondern auch gleichmäßige wirtschaftliche Erneuerung in allen Regionen
unseres Landes.
Wir stellen uns dem fossilen Rollback auf allen Ebenen mit einer großen Kampagne
entgegen. Gemeinsam mit Bürger*innen, Kommunen, Unternehmen und
Zivilgesellschaft fordern wir 100 % Erneuerbare mit Versorgungssicherheit,
Kosteneffizienz und Beteiligung als Leitprinzipien.
Wir fordern: keine Absage an die Industrienation Deutschland. Der
Industriestandort Deutschland steht unter Druck. Das fossile Geschäftsmodell auf
Basis billigen russischen Gases ist zusammengebrochen. Aber wir stehen zur
energieintensiven Industrie und wollen Deutschland zu einem klimaneutralen
Industrieland führen. Wir stehen im Wettbewerb der Systeme – „Petrostaaten“, die
reichlich eigene fossil gespeicherte Sonnenergie haben, gegen „Elektrostaaten“,
die mit Innovation die Kraft von Sonne und Wind direkt nutzen und wo nötig in
energiereiche Moleküle wandeln. Unsere Antwort auf die fundamentale
Transformation der Weltwirtschaft ist der European Green Deal.
Unser bisheriger Erfolg bringt neue Herausforderungen. Die Energiewende ist kein
Selbstläufer, sondern ein Systemwechsel – weg von zentralen, fossilen Strukturen
hin zu einem dezentralen, erneuerbaren Energiesystem. Mit dem Ausbau der
Erneuerbaren ist Strom zunehmend im Überfluss vorhanden, aber nicht immer dort
und nicht immer dann, wenn er gebraucht wird. Etliche Netze sind überlastet, die
Bürokratie bremst. Für Haushalte und Unternehmen wollen wir die Energiewende
einfacher machen. Und obwohl Solar, Wind und Speicher immer günstiger werden,
kommen die Kostenvorteile der Erneuerbaren noch zu selten bei den Menschen und
Unternehmen an.
Die Energiewende muss günstiger werden. Die Transformation zu 100% Erneuerbaren
erfordert hohe Investitionen, gerade deshalb achten wir auf die Kosten. Durch
eine konsequente weitere Elektrifizierung sinken die Kosten pro Kilowattstunde.
Die Energiewende ist ein Megaprojekt. Der Umbau einer 200 Jahre lang fossil
betriebenen Industrialisierung auf ein komplett erneuerbares System ist dringend
notwendig. Er kostet Geld zahlt sich aber für unser Land aus. Einige Kosten,
insbesondere die der Netzentgelte, sind in den letzten Jahren aus dem Ruder
gelaufen. Auch weil der lang verschleppte Netzausbau jetzt nachgeholt werden
muss.
Wir wollen die Energiewende kosteneffizient beschleunigen und weiterentwickeln.
Das muss beherzt, konsequent digital und mit möglichst viel Innovation, vor
allem aber unbürokratisch angegangen werden. Dazu wollen wir:
- Die Dynamik des Zubaus von Solar, Windenergie und Speichern erhalten,
nutzen und möglichst noch weiter entfachen.
- Zunehmend reichlich vorhandener günstiger Strom wollen wir kostengünstig
integrieren. Gleichzeitig muss Energie auch in der Dunkelflaute sicher und
bezahlbar bleiben. Das gelingt mit Speichern, flexibler Nachfrage, starken
europäischen Netzen und modernen, technologieoffenen, kosteneffizienten
Reservekapazitäten ,
- Mit Bürgerenergie und Energy Sharing, die Menschen konsequent in den
Mittelpunkt der Energiewende stellen.
- Die Kostenvorteile, der Erneuerbaren systematisch nutzen, um unsere
Industrie und Arbeitsplätze zukunftsfest zu machen.
1. Mehr Erneuerbare, weniger Gas, mehr Zukunft
Unsere Zukunft ist elektrisch: Solar- und Windenergie liefern Strom, den wir wo
immer möglich direkt nutzen wollen und wo immer nötig in Moleküle verwandeln.
Zudem brauchen KI, Elektromobilität, Wärmepumpe und Co mehr günstigen, sauberen
Strom. Dafür brauchen wir mehr Erneuerbare. Fossile und Atomkraftwerke überleben
nur mit Subventionen oder weil ihre wahren Kosten ignoriert werden.
Saporischschja zeigt auf, dass Atomkraft eine gefährliche Technologie ist, die
im Krisenfall unbeherrschbar sein kann. Weltweit sind die Erneuerbaren längst
zur dominierenden Kraft geworden. Auch bei uns. Wer unseren künftigen
Strombedarf kleinrechnet oder den Ausbau der Erneuerbaren verzögert, gefährdet
die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie und die Versorgungssicherheit und
sorgt für die hohen Strompreise von morgen. Deutschland hat 2022 bitter gelernt,
was fossile Abhängigkeit bedeutet – das darf sich nicht wiederholen.
Deshalb fordern wir:
- Bürgersolar ist eine tragende Säule der Energiewende und muss es bleiben.
Gerade die kleinen Anlagen auf den Dächern der Häuser haben in den letzten
Jahren maßgeblich zu den Ausbaurekorden beigetragen. Aufdach-Photovoltaik
(PV) ist nah an den Menschen, nah am Verbrauch und nutzt bestehende
bebaute Flächen. Wer selbst Strom erzeugen will, darf nicht durch
überteuerte Anschlüsse, absurd teure Zählerschränke und überdimensionierte
Technik gebremst werden – und sollte einen Anreiz haben jedes Dach voll zu
machen. Denn das ist ökologisch besonders wertvoll. Bis endlich alle fair
und unkompliziert am Strommarkt teilnehmen, entwickeln wir die
Einspeisevergütung fort. Die Vergütungssätze werden moderat an die
gesunkenen Kosten angepasst und gleichzeitig wird sicher gestellt, dass
Solarprojekte in Bürgerhand in allen Regionen wirtschaftlich bleiben. Alle
größeren Anlagen mit verpflichtender Fernsteuerbarkeit müssen tatsächlich
steuerbar werden, um die Systemstabilität jederzeit zu sichern.
- Freiflächen-PV braucht ein Ausschreibungsdesign, das Pachtkosten begrenzen
kann, landwirtschaftliche Nutzung schützt und ökologischen Mehrwert
schafft.
- Onshore-Wind boomt endlich wieder. Der Zielkorridor darf nicht wieder
unter das bereits erreichte zurückfallen. Dabei setzten wir weiter auf
Wettbewerb. Das Referenzertragsmodell wollen wir reformieren, damit
Investitionen überall im Land ermöglicht und gleichzeitig die
Gesamterträge maximiert werden. Möglichkeiten für Pachtobergrenzen im EEG
und eine Duldungspflicht für Anschlussleitungen sorgen dafür, dass
staatlich garantierte Erlöse nicht in übermäßige private Profite fließen.
- Offshore-Wind wird günstiger, wenn Flächen effizient geplant, die
Windräder sich nicht gegenseitig den Wind nehmen und Netzanschlüsse
optimal ausgelastet werden. Hersteller, Häfen und Netze brauchen
Planungssicherheit, deshalb halten wir am 70-GW-Ziel fest, wollen aber die
Ausbaupfade so strecken, dass alle Schritt halten können. Doch den
gegenwärtigen Stillstand beim Ausbau von Offshore-Wind können wir uns
nicht leisten. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass diejenigen, die
einen Zuschlag erhalten haben, auch bauen – oder ihn zurückgeben. Für mehr
Flächen braucht es mehr innereuropäische Kooperation, zum Bespiel
Energieinseln gemeinsam mit Dänemark.
- Knappe und kostbare Biomasse wollen wir in Zukunft konsequent
systemdienlich flexibel einsetzen und so den Zubaubedarf teurerer
steuerbarer Großkraftwerke reduzieren. Wir geben der Landwirtschaft
Planungssicherheit: Biomasse sollte möglichst Reststoffe nutzen, Anbau wie
Betrieb müssen tatsächlich klimafreundlich und gleichzeitig die
Investitionen planbar sein.
Damit all das gelingt, braucht es ein europarechtskonformes EEG über 2026
hinaus. Für große PV-Anlagen und Windenergie setzen wir auf Differenzverträge,
die stabile Erlöse für Investoren aber keine Übergewinne auf Kosten der
Allgemeinheit garantieren. Das ist fair für Bürger:innen, verlässlich für die
Industrie und stark für die Energiewende. Der Rechtsanspruch auf Anschluss und
Einspeisung muss gesichert bleiben, mit Vorrang für Erneuerbare. Differenz- und
Direktabnahmeverträge schaffen Planungssicherheit für große Wind- und
Solaranlagen. Viele Kommunen profitieren schon heute vom Boom der Erneuerbaren.
Wir wollen, dass die Kommunen in allen Bundesländern rechtssicher an der
erneuerbaren Wertschöpfung auf ihrem Gebiet teilhaben und damit auch Kitas,
Schwimmbäder und ÖPNV sichern. Dazu brauchen wir in allen Bundesländern
Beteiligungsgesetze. Zudem sollten auch bei Direktvermarktung außerhalb des EEG
0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Kommunen fließen.
Naturschutz und Erneuerbare gehören und gehen zusammen. Daher brauchen neue
Erneuerbaren-Anlagen naturschutzfachliche Regeln. Die freiwilligen
weitergehenden ökologischen Standards vieler PV-Freiflächenanlagenbetreiber
wollen wir verbindlicher machen. Sobald technisch ausgereift, wollen wir
Windanlagen automatisiert herunterregeln, wenn sensible Vogelarten sich nähern.
Für Naturschutzprojekte und die Verwendung der Ausgleichsgelder brauchen wir
einen Entbürokratisierungsturbo für den Naturschutz.
2. Netze und Speicher: Digital, flexibel und europäisch
Grüner Strom ist heute schon an vielen Tagen reichlich vorhanden. Das ist kein
Fehler, sondern ein Erfolg – und ein Auftrag: Jetzt kommt es darauf an, mit
heimischem grünem Strom möglichst viel teuer importierte Kohle, Öl und Gas zu
ersetzen: in Gebäuden, im Verkehr, in der Industrie. Deswegen sind Innovation,
Digitalisierung und Flexibilität der Schlüssel für die nächste Etappe der
Energiewende.
Die Selbstwirksamkeit jeder Familie und jedes Haushalts müssen wir nutzen und
anreizen, nicht verbieten. Alle gemeinsam müssen das System stützen.
Voraussetzung dafür ist die Digitalisierung des Energiesystems. Für Haushalte,
Betriebe und Unternehmen muss die Energiewende einfacher zugänglich werden.
Netzbetreiber müssen endlich allen, die es wollen, schnell und günstig digitale
Stromzähler einbauen, wenn es schneller geht auch „Smart Meter light“. Moderne
digitale und flexible Netze sind der Schlüssel für eine Energiewende in Hand und
im Sinne von Bürger*innen, Gewerbe und Unternehmen:
- Die Verteilnetze mit ihren 860 Netzbetreibern sind das Rückgrat der
Energiewende. Wir wissen, dass gerade unsere Stadtwerke nicht nur
Energielieferanten sind, sondern auch Daseinsvorsorgedienstleister. Viele
Verteilnetzbetreiber setzen die Energiewende vor Ort beherzt um, trotzdem
kommt der Aus- und Umbau sowie die flexible Nutzung ihrer bestehenden
Infrastruktur nicht schnell genug voran. Wir sehen, dass sich viele auf
den Weg gemacht haben und Kooperationen untereinander eingehen. Doch die
Verteilnetze bleiben das größte Nadelöhr der Energiewende. Weiterhin gibt
es trotzdem Doppelstrukturen, Ineffizienzen und teure Bürokratie. Die
Folge: hohe Netzentgelte, langsame Verfahren und ein lähmendes
Gegeneinander. Sie brauchen die nötige Unterstützung für die
Transformation. Im Gegenzug muss es gelingen, endlich die nötige Dynamik
in die Netze zu bekommen. Wir wollen eine Standardisierungsoffensive, um
bei den Verteilnetzbetreibern, um umfassende Standardisierung von
Prozessen, Schnittstellen und auch Hardware innerhalb drei Jahren zu
erreichen. Dank digitaler Technik lässt sich mindestens 30% mehr aus
bestehenden Netzen rausholen – durch intelligente Messsysteme,
automatisierte Steuerung und datenbasierte Netzplanung können
Verteilnetzbetreiber ihre Infrastruktur deutlich effizienter nutzen,
Engpässe vermeiden und den Ausbaubedarf gezielt reduzieren. Bis 2030
müssen alle Haushalte und Unternehmen Smart Meter und damit die
Möglichkeit zu räumlich und zeitlich differenzierten Tarifen bekommen.
Hier helfen neben weiterer rechtlicher Vereinfachung Innovation und
Wettbewerb. Anders als Katherina Reiche wollen wir Wettbewerb bei
Messstellen nicht abschaffen, sondern stärken: Anschlusszeiten, Kosten und
verfügbare Kapazitäten müssen öffentlich einsehbar sein. Wer bremst, muss
sichtbar werden – und Einsatz für die Energiewende und
Kundenfreundlichkeit muss sich lohnen. Ein Bund-Länder-Fonds für
Energienetze und staatliche Garantien geben den Betreibern das Kapital, um
die Modernisierung zu stemmen.
- Auch der Übertragungsnetzausbau muss effizienter werden. Die Rückkehr zu
Freileitungen als Standard für noch nicht geplante oder genehmigte
Übertragungsleitungen spart Milliarden. Für laufende Genehmigungsverfahren
bleibt die Erdverkabelung bestehen – denn auch ein verzögerter Ausbau
verursacht Mehrkosten.
- Starke europäische Stromnetze sind entscheidend, um Wind- und Solarenergie
räumlich wie zeitlich auszugleichen. Ein integriertes europäisches Netz
senkt Kosten, erhöht Versorgungssicherheit und macht die Energiewende zum
Gemeinschaftsprojekt.
- Flexibilität ist der Schlüssel für niedrigere Kosten – für jede*n
einzelnen und die Allgemeinheit. Alles, was an systemdienlicher
Flexibilität außerhalb des öffentlichen Netzes passiert, entlastet und
spart Kosten: Speicher aller Art, Wärmepumpen, E-Autos und intelligente
Steuerung können lokal Energie nutzen, verschieben und puffern. Dafür
braucht es einfache, faire Tarife und keine überdimensionierten,
überteuerten Anschlüsse. Gerade mit bidirektionalen Laden können mittags
unkompliziert und dezentral große Erzeugungsspitzen zwischen gespeichert
und bei Bedarf abends wieder zur Verfügung gestellt werden. Auch
Wärmespeicher können Sonnen- wie Windspitzen, gut und günstig aufnehmen.
Die Regeln des Strommarktes müssen die Flexibilitäten privater und
gewerblicher Nachfrage fördern, statt sie zu bremsen. Flexibilität spart
Milliarden, halbiert im besten Fall den Strompreis für flexible
Verbraucher und reduziert den Netzausbau bis um die Hälfte.
- Batteriespeicher sind ein Pfeiler der neuen Energiewelt – flexibel,
schnell und systemdienlich. 300 Gigawatt Netzanschlussbegehren zeigen: Die
Technologie steht bereit. Jetzt kommt es darauf an, dass diese Speicher
auch ans Netz kommen. Wir unterstützen die Bundestagspetition,. die
systemdienliche Nutzung von Heimspeichern zu vereinfachen und
wirtschaftlich attraktiv zu machen. Mit einem dynamischen Arbeitspreis bei
den Netzentgelten sorgen wir dafür, dass sie genau dann liefern, wenn
Strom gebraucht wird – und lokale Spitzen intelligent puffern. Bislang
verhindert eine veraltete Regulierung, dass Batteriespeicher im Notfall
das Netz wieder aufbauen oder die regionale Versorgung im Inselmodus
sichern. Heim- und Gewerbespeicher sowie E-Auto-Batterien sollen von
schwankenden Preisen profitieren und das Netz so stabilisieren. Bei
Großspeichern sollten Anschlüsse auch im Wettbewerb, statt nach dem
Windhundprinzip, vergeben werden - das senkt die Netzentgelte und schafft
Klarheit.
Die bereits mit der EU geeinten 5 GW Gas-Sprinterkraftwerke sollten schnell
erreichtet werden, um die Energiewende abzusichern. Darüber hinaus fordern wir
einen kosteneffizienten, technologieoffenen, Kapazitätsmarkt aufbauend auf
dezentraler Erzeugung und Speicher der Versorgungssicherheit garantiert und
Nachfrageflexibilität hebt – statt bis zu 250 Milliarden in den
überdimensionierten Turbozubau neuer Gaskraftwerke zu stecken, die den
Strompreis um bis zu zwei Cent pro Kilowattstunde zu verteuern könnten. Diese
Pläne von Wirtschaftsministerin Reiche gefährden den Umstieg auf grünen Strom in
Autos, Häusern und Industrie – und machen die Energiewende unnötig teuer. Unter
dem Deckmantel einer vermeintlichen Technologieoffenheit macht sie eine Politik
zum Schutz fossiler Interessen und Geschäftsmodelle. Weder der Monitoringbericht
noch der aktuelle Versorgungssicherheitsbericht der Bundesnetzagentur sprechen
wie Ministerin Reiche von einem Zubau von 22 Gigawatt, sondern von einem
erhöhten Bedarf an „steuerbaren Kapazitäten“. Das können Stromspeicher sein, die
gerade in hoher Anzahl gebaut werden, oder Biomasseanlagen, oder ein flexibles
Management von Lasten, bei dem alle Stunden der Sonnenkraft wirklich ausgenutzt
werden.
Regionale Preissignale sowie räumlich und zeitlich differenzierte Netzentgelte
sind der Schlüssel für eine schnellere und einfachere Marktintegration von
erneuerbaren Energien und den effektiven Einsatz von Speichern. Kurzfristig
wollen wir mindestens Viertelstunden-scharfe Abrechnungsfenster sowie stark
vereinfachte Prozesse zur Direktvermarktung. So lösen Marktkräfte Auslegungs-
und Gerechtigkeitsfragen und Speicher werden endlich systemdienlich gefahren.
Die Kostenvorteile günstiger grüner Energie müssen dabei bei allen ankommen. Die
Stromsteuer und viele Umlagen stammen aus der fossilen Vergangenheit und
verteuern klimafreundliches Heizen und E-Mobilität und Stromnutzung. Die
Koalition hat Senkung der Stromsteuer auf das europarechtlich vorgeschriebene
Minimum versprochen. Das muss jetzt für alle kommen.
3. Energie von allen, für alle
Wir stehen für eine Energiewende in der Hand von Bürger*innen und Mittelstand.
Bürgerenergie ist die demokratische Wurzel der Energiewende. Partizipation
schafft Akzeptanz, weil Menschen vor Ort selbst entscheiden und profitieren. Sie
mobilisiert geduldiges Kapital für Klimaschutz, weil Ersparnisse in Solardächer,
Windräder oder Speicher investiert werden. Wir sind dankbar für die vielen
Milliarden, die Millionen Menschen bereits vor Ort in die Energieende investiert
haben und weiter investieren.
Die Bürgerenergie stärkt regionale Wertschöpfung und entlastet die Netze – weil
Strom dort erzeugt, genutzt und gespeichert wird, wo er anfällt. Erneuerbare
Energie ist unschlagbar günstig, vor allem, wenn sie direkt lokal genutzt wird.
Darüber hinaus gibt es sie zunehmend im Überfluss. Wir brauchen Regeln, die es
allen möglichst einfach und attraktiv machen, erneuerbaren Strom zu produzieren,
netzdienlich zu nutzen oder einzuspeisen, und vor allen Dingen, die günstige
grüne Energie mit anderen zu teilen und damit die Stromrechnung zu senken. So
geht Selbstwirksamkeit und Teilhabe in der Energiewende. In Zeiten wachsender
Unsicherheit ist sie Garant für Teilhabe und Resilienz. Damit ihr volles
Potenzial gehoben wird, braucht es klare Regeln für Energy Sharing, einfache
Zugänge für Genossenschaften und Mieterstrom sowie faire Netzentgelte für
netzdienliche Nutzung. Wer Energie teilt, schwächt Autokraten und senkt Kosten.
Wer eine Solaranlage, eine E-Auto-Ladestation, einen Smart Meter oder eine
Wärmepumpe installieren will, muss sie auch rasch anschließen können.
Projektierer sollten mit Kommunen Kooperationsvereinbarungen abschließen.
Bürger*innen und Energiegenossenschaften sollten ein Vorinvestitionsrecht haben.
Wir fordern ein Recht auf Solar und auf Energy Sharing – und Netzentgelte, die
lokale, netzdienliche Nutzung belohnen.
4. Grüne Energie für eine zukunftsfeste Industrie
In der Phase der ökonomischen Stapelkrise von Kriegen, Zöllen, und Rezessionen
müssen wir Industrie und Unternehmen bei der Anpassung an die neuen Realitäten
unterstützen. Unsere Industrie leidet immer noch unter den dauerhaft gestiegenen
Gaspreisen. Aber ausgerechnet die Wirtschaftsministerin gefährdet nun den
Wasserstoff-Hochlauf und verhindert damit die flexible Nutzung bereits reichlich
vorhandener günstiger grüner Energie: Kein Industriestrompreis, keine
Abschaffung der Stromsteuer für alle, keine Senkung der Strompreise um die vor
sechs Monaten versprochenen 5 Cent pro Kilowattstunde. Es ist absurd, dass
nachdem die Schuldenbremse geändert ist und ein milliardenschweres
Infrastrukturprogramm aufgelegt wurde, das Geld fehlen soll.
Eine zukunftssichere Industrie gibt es nur mit günstiger grüner Energie. Wir
haben nun mal keine signifikanten Mengen an Öl und Gas. Aber: die Transformation
der Industrie dauert länger als drei Haushaltsjahre. Wer jetzt investiert,
braucht Planungssicherheit bis 2030 und darüber hinaus. Deswegen müssen wir den
Green Deal verteidigen und wo nötig leichter und schneller in der Umsetzung
machen. Der Emissionshandel (ETS I), ergänzt um einem robusten, umsetzbaren und
auf mehr Sektoren ausgeweiteten Carbon Border Adjustment Mechanism, bleibt
zentrale Säule der Transformation. Mit strategischer Industriepolitik können wir
den Sprung in eine Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts unterstützen. Dazu
wollen wir:
- unbürokratische Klimaschutzverträge auch für den Mittelstand;
- grüne Leitmärkte;
- eine sichere Grundlage für den Wasserstoffhochlauf.
So schaffen wir Investitionssicherheit und Standortattraktivität. Wir schaffen
eine gesicherte Nachfrage für grüne Industrieprodukte Made in Europe. CCS kommt
nur dort zum Einsatz, wo es keine Alternativen gibt – etwa in der
Zementherstellung.
Entscheidend ist der zügige Ausbau des Wasserstoff-Kernnetzes. Katherina Reiches
ideologische Fokussierung auf fossiles Gas ohne verpflichtende Umrüstung auf
klimaneutrale Alternativen, gefährdet den gesamten Wasserstoff-Hochlauf. Die
Verunsicherung bei grünen Wasserstoff untergräbt so die Zukunft der deutschen
Industrie.
Gerade für die Industrie ist Flexibilität künftig der Schlüssel zur
Wettbewerbsfähigkeit: Statt im starren Grundlastbetrieb gefangen zu sein, sollte
sie Strom dann nutzen können, wenn er im Überfluss da und besonders günstig ist.
Die Unterstützung von der energieintensiven Industrie wollen wir mit echten
Flexibilitätsanreizen verbinden. Um die Eigenversorgung mit Erneuerbaren für
Industrie und Gewerbe zu erleichtern wollen wir Direktleitungen mit bis zu 20
Kilometern Länge rechtlich zu ermöglichen. Neue Großverbraucher wie
Elektrolyseure und Rechenzentren wollen wir da errichten, wo klimafreundlicher
erneuerbarer Strom im Überfluss vorhanden ist. Wer jetzt auf grüne Technologien
setzt, gewinnt bei Resilienz, Innovation und Standortattraktivität.
Zukunft jetzt
Der gesicherte Zugang zu günstiger, grüner Energie ist entscheidend – für ein
bezahlbares Leben und eine lebenswerte Zukunft. Für die Resilienz und
Handlungsfähigkeit unseres Kontinents, die Zukunft unserer Wirtschaft und nicht
zuletzt für die Demokratie. Die nächsten Jahre entscheiden, ob die Energiewende
gelingt – ökologisch, ökonomisch und demokratisch. Wir haben gezeigt, was
möglich ist, wenn politische Führung, technologische Innovation und
gesellschaftliche Beteiligung zusammenkommen. Jetzt braucht es Klarheit, Tempo
und Verlässlichkeit: für Investitionen, für Teilhabe, für Versorgungssicherheit.
Wer die Energiewende abwürgt, gefährdet nicht nur das Klima, sondern auch den
sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes. Wer sie
beschleunigt, schafft Wohlstand, Sicherheit und neue Chancen – für alle. Dafür
stehen wir. Dafür kämpfen wir. Jetzt.
