Veranstaltung: | Außerordentliche Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Philipp Schmagold (Kiel KV) und 20 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 0%) |
Status: | Eingereicht |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
Eingereicht: | 05.12.2017, 09:16 |
V-07: Grüne Initiative für ungestörte innere Uhren: Zeitumstellung europaweit abschaffen!
Antragstext
Die Bundesdelegiertenkonferenz der Partei BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN möge beschließen:
1. BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN fordern eine einheitliche Zeitrechnung im ganzen Jahr. Das
bedeutet, dass auf die seit 1980 wieder gebräuchliche Zeitumstellung zukünftig verzichtet
werden soll.
2. Ob nach der Abschaffung der Zeitumstellung dauerhaft die Sommerzeit oder die Winterzeit
(Normalzeit) gelten möge, sollte auf europäischerEbene diskutiert und entschieden werden.
3. Da eine solche Regelung auf europäischer Ebene am meisten Sinn macht, bitten wir die
Europäische Kommission, das Europäische Parlament, unsere Grüne Europafraktion, unsere
Europäische Grüne Partei und alle weiteren relevanten Akteure, eine entsprechende Initiative
zur Änderung der Richtlinie 2000/84/EG auf europäischer Ebene zu starten und die
Zeitumstellung innerhalb der nächsten EU-Legislaturperiode 2019-2024 abzuschaffen.
4. Unsere Bundestagsfraktion wird gebeten, diese Regelung im Deutschen Bundestag und -sobald
wie möglich- als Teil der Bundesregierung zu unterstützen und einzufordern.
5. Beim halbjährlichen Zeitwechsel ist weder aus ökonomischer noch aus ökologischer oder
sozialer Sicht ein Nutzen erkennbar. Durch die Zeitumstellung wird nachgewiesenermaßen keine
Energie eingespart und es besteht eine Gefahr für die Gesundheit zahlreicher Menschen. Kurz:
Die Nachteile überwiegen deutlich, was auch durch eine im Februar 2016 veröffentlichte
Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag unterstrichen wird.
Laut dieser Studie wird "deutlich, dass der Anpassungsprozess an die Zeitumstellung manchen
Menschen größere Mühe bereiten kann, als in früheren Jahren angenommen wurde."
Wir Grüne werden schnell dafür kritisiert, Vorschriften zu machen. Hier ist das erklärte
Ziel gerade umgekehrt, also unsere Gesellschaft von einer alle 6 Monate zu befolgenden
Vorschrift zu entlasten. Ja, dieses ist nicht das wichtigste aller Themen. Es ist aber auch
nicht so, dass wir es nicht schaffen würden, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu lösen. Und
handfeste Gründe für ungestörte innere Uhren gibt es eine Menge, vom Wohlbefinden über
Gesundheit bis hin zur Sicherheit:
Begründung
Die Nachteile der Zeitumstellung in Schlagworten
-Keine Energieeinsparung
Man spart während der Sommerzeit zwar abends elektrisches Licht, jedoch wird dann morgens mehr geheizt, besonders in den oft kühlen Monaten März, April und Oktober. Zudem ist der Energieverbrauch für Beleuchtung am gesamten Elektrizitätsverbrauch sehr gering.
Gefahr für die Gesundheit
Mediziner haben negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, da sich die Anpassung des chronobiologischen Rhythmus des Organismus als problematisch herausgestellt hat. Besonders Menschen mit Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen haben hier offenbar größere Schwierigkeiten. Nach einer Studie von Imre Janszky und Rickard Ljung erhöht die Umstellung auf die Sommerzeit das Herzinfarktrisiko, in den ersten drei Tagen nach erfolgter Zeitumstellung immerhin um 25 Prozent. Zudem kommt es häufiger zu Fehlgeburten: http://www.zeit.de/2017/12/zeitumstellung-gesundheit-auswirkung-forschung?fref=gc
Mehr Unfälle im Straßenverkehr
Im ersten Monat nach der Zeitumstellung von der Winter- auf die Sommerzeit erhöht sich das Unfallrisiko um bis zu 28 Prozent.
Das Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) gab Auskunft, dass der menschliche Körper mindestens eine Woche benötigt, um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Sensible Personen brauchen sogar noch länger. Besonders Frauen haben sehr mit der veränderten Uhrzeit zu kämpfen.
Weitere Probleme
Die Zeitumstellung führt zudem zu Problemen in den Bereichen der Dienstpläne für Nachtschichten, öffentliche Verkehrsmittel und Informationstechnik. Schüler*innen können sich in den Tagen nach der Zeitumstellung schlechter konzentrieren. Landwirt*innen, die Milchwirtschaft betreiben, haben Schwierigkeiten, ihre Kühe auf veränderte Melkzeiten umzustellen. Jede Einwohnerin und jeder Einwohner muss alle Uhren in seinem persönlichen Umfeld zweimal im Jahr umstellen, was gerade in der Summe einen erheblichen Aufwand bedeutet.
Zudem spricht sich eine deutliche Mehrheit von uns GRÜNEN bei der nachfolgend wiedergegebenen Umfrage im Wurzelwerk für die Abschaffung der Zeitumstellung aus, nur 16% der 2.093 Teilnehmer*innen lehnen das Ende der halbjährlichen Zeitumstellung ab:
Zweimal pro Jahr wird die Zeit umgestellt, was die Gesundheit negativ beeinträchtigt und zu mehr Autounfällen sowie Herzinfarkten führt. Eine Energieeinsparung -wie ursprünglich erhofft- gibt es nicht, Russland hat die Zeitumstellung daher im Jahr 2011 wieder abgeschafft. Bei uns würde eine solche Neuregelung auf europäischer Ebene am meisten Sinn machen.
Bist Du für eine einheitliche Zeitrechnung im ganzen Jahr, also für das Ende der Zeitumstellung?
42% bzw. 873 Teilnehmer*innen sagen: Ja, ohne Einschränkung.
21% bzw. 448 Teilnehmer*innen sagen: Ja, wobei dauerhaft die Sommerzeit gelten sollte.
14% bzw. 295 Teilnehmer*innen sagen: Ja, wobei dauerhaft die Winterzeit gelten sollte.
16% bzw. 332 Teilnehmer*innen sagen: Nein.
7% bzw. 145 Teilnehmer*innen sagen: Dazu habe ich keine oder eine andere Meinung.
Gesamtstimmen: 2.093
weitere Antragsteller*innen
- Christian Schabronath (Lindau KV)
- Dieter Flohr (Fürth-Land KV)
- Sigrid Pomaska-Brand (Hagen KV)
- Mogens Lesch (Nordfriesland KV)
- Dirk Grunert (Mannheim KV)
- Sabine Killmann (Rhein-Sieg KV)
- Andrea Münnekehoff (Oberberg KV)
- Jörn Jensen (Berlin-Mitte KV)
- Günther Kern (Esslingen KV)
- Ulf Dunkel (Cloppenburg KV)
- Stephan Wiese (Stormarn KV)
- Arfst Wagner (Schleswig-Flensburg KV)
- Catherine Kern (Hohenlohe KV)
- Martin Becker (Mainz KV)
- Jürgen Eiselt (Frankfurt KV)
- Thomas Wieden (Gera KV)
- Niclas Ehrenberg (Düsseldorf KV)
- Benjamin Rauer (Minden-Lübbecke KV)
- Anja Siemers (Stormarn KV)
- Krystyna Grendus (Odenwald-Kraichgau KV)
Änderungsanträge
- V-07-008 (Bundesvorstand (beschlossen am: 03.12.2017), Eingereicht)
Kommentare
Marcus Schmitt:
(Normalzeit) gelten möge, sollte auf europäischerEbene diskutiert und entschieden werden." in
"2. Nach der Abschaffung der Zeitumstellung setzen wir Grüne uns vor allem dafür ein, dass dauerhaft die Sommerzeit gelten möge. Dies sollte auf europäischer Ebene diskutiert und entschieden werden."
Abgesehen davon, dass sich mehr Menschen in diesem Land eine dauerhafte Sommerzeit als eine dauerhafte Winterzeit wünschen, wäre dies ökologischer und progressiver. Das Schlafverhalten der Deutschen hat sich in den letzten Jahrzehnten leicht nach hinten verlegt, wodurch der Energiebedarf zu späteren Stunden noch einmal gestiegen und jener zur frühen Stunden gesunken ist.