Die Pflege in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen: Einerseits fehlen Tausende von Fachkräften, andererseits verlassen viele Pflegekräfte ihren Beruf aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an professioneller Pflege durch den demografischen Wandel und die zunehmende Komplexität der Versorgungsanforderungen. Unser Änderungsantrag setzt genau hier an, um die Pflegeberufe attraktiver zu machen und die Qualität der Versorgung nachhaltig zu sichern.
Ein zentraler Ansatz ist eine gezielte Rückkehr-Offensive für Pflegekräfte, die ihren Beruf aufgrund von Überlastung verlassen haben. Studien zeigen, dass Hunderttausende bereit wären zurückzukehren, wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Wir fordern daher Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, höhere Personalschlüssel einführen und attraktive berufliche Perspektiven schaffen. Diese Maßnahmen reduzieren nicht nur den Arbeitsdruck für bestehende Pflegekräfte, sondern aktivieren ein enormes Potenzial an Fachkräften, das aktuell ungenutzt bleibt.
Die Qualität und Zukunftsfähigkeit der Pflege hängt maßgeblich von der Ausbildung ab. Mit der generalistischen Pflegeausbildung wurde ein wichtiger Schritt unternommen, der jedoch weiterentwickelt werden muss, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Gleichzeitig ist es dringend notwendig, die Ausbildungsbedingungen in der Pflegeassistenz zu verbessern und bundesweit zu vereinheitlichen. Das Pflegebudget im Krankenhaus muss erhalten bleiben, um eine transparente und nachhaltige Finanzierung der Pflege sicherzustellen. Es ermöglicht nicht nur eine bessere Ausbildung, sondern trägt auch dazu bei, die Arbeitsbedingungen zu stabilisieren.
Moderne Karrierewege und Kompetenzerweiterungen sind essenziell, um Pflegeberufe attraktiver zu machen. Pflegefachpersonen mit einer dreijährigen Ausbildung sollen künftig die Feststellung der Pflegebedürftigkeit nach SGB XI übernehmen sowie Heil- und Hilfsmittel verschreiben dürfen. Darüber hinaus wollen wir neue Rollen wie Advanced Practice Nurses und Community Health Nurses auf Masterniveau etablieren, die zentrale Aufgaben in Prävention, Versorgung und Pflegeüberleitung übernehmen können. Das Studium der Pflege muss weiterentwickelt werden, um klare Strukturen und attraktive Weiterentwicklungswege zu schaffen – von der Pflegeassistenz bis zu akademischen Rollen. Diese Maßnahmen stärken nicht nur die Fachlichkeit der Pflege, sondern bieten Pflegekräften echte Perspektiven für ihre berufliche Entwicklung.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Entlastung der Pflegekräfte im Arbeitsalltag. Die umfangreichen Dokumentationspflichten, die Pflegekräfte aktuell belasten, müssen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Nur so gewinnen Pflegekräfte die Zeit zurück, die sie dringend für ihre eigentliche Aufgabe benötigen: die Zuwendung und Versorgung von Patient*innen. Dies verbessert nicht nur die Arbeitszufriedenheit, sondern auch die Qualität der Pflege.
Gleichzeitig wollen wir die Repräsentanz der Pflege im Gemeinsamen Bundesausschuss weiter stärken. Pflegekräfte müssen in gesundheitspolitischen Entscheidungsprozessen mehr Gehör finden, um ihre Perspektive und Expertise einzubringen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Pflegeberufe langfristig zu stärken und ihren gesellschaftlichen Stellenwert zu erhöhen.
Dieser Änderungsantrag verfolgt einen umfassenden Ansatz, der die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, die Weiterentwicklung der Ausbildung, die Schaffung moderner Karrierewege und die Entlastung im Arbeitsalltag miteinander verbindet. Damit schaffen wir eine Pflege, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – sei es die Pflegekraft oder die Patient*innen. Zugleich setzen wir ein klares Zeichen für die gesellschaftliche Anerkennung und Aufwertung der Pflegeberufe.
Antrag wurde mit fachlichem Input durch "PflegeGrün" unterstützt
Antrag: | Einfach dabei sein – fair und bezahlbar |
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Antragsteller*in: | BAG Arbeit, Soziales, Gesundheit (dort beschlossen am: 05.01.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.01.2025, 12:45 |