Insbesondere bei Langzeitarbeitslosen behindert nicht nur die geringe Qualifikation die Aufnahme einer Beschäftigung, sondern auch die durch die Arbeitslosigkeit beeinträchtigte psycho-soziale Situation. Nachweislich führt eine länger andauernde Arbeitslosigkeit zur Resignation der Betroffenen und untergräbt deren Motivation bzw. Wunsch, aktiv am gesellschaftlichen Leben, vor allem in der Arbeitswelt, teilzunehmen. Aus diesem Grund verschlechtert sich auch häufig das Sozialleben sowie die psychische, mitunter auch die körperliche, Gesundheit der Betroffenen, was die Wiederteilhabe am Arbeitsleben zusätzlich erschwert und zu einem Teufelskreis führt.
Laut Dr. Promberger von der Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg GmbH erschweren neben der geringen Qualifikation „weitere Lebens- und Sozialprobleme, etwa Lebenskrisen, Schwierigkeit, mit organisationalen Verhaltensanforderungen umzugehen sowie Motivationsfragen und Flexibilitätsanforderungen“ häufig die Beschäftigungsaufnahme von Langzeitarbeitslosen.
Auch die Journalistin Köppchen bilanzierte Mitte 2016 in einem Beitrag für das Deutschlandradio Kultur: „Doch auch wenn mehr in nachhaltige Qualifizierung investiert würde, allein mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen lässt sich Langzeitarbeitslosigkeit nicht mehr bekämpfen. Dazu sind die sozialen, körperlichen und psychischen Probleme der Betroffenen zu verfestigt. Also müssten Jobcenter und Sozialfürsorge Hand in Hand arbeiten.“
Für Langzeitarbeitslose stellt die allseits gepriesene Weiterbildung folglich häufig erst den zweiten Schritt hin zur Erwerbstätigkeit dar. Der erste Schritt besteht in einer Wiederherstellung der Motivation, in der Gesellschaft und im Arbeitsleben wieder aktiv werden zu wollen, sowie der Stabilisierung der psycho-sozialen Situation der Betroffenen.
Hinweis zur Anzahl/Anteil der Langzeitarbeitslosen: Im Jahr 2016 waren laut dem Portal Statista ca. 1 Mio. Menschen (991.400) und damit mehr als ein Drittel der Arbeitslosen (36,9%) seit einem Jahr oder länger arbeitslos.
Hinweis zur "Sozialberatung": Dies ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen wie es z.B. die Verhaltensherapie ist und kann daher von Arbeitslosen nicht in Anspruch genommen werden. Zudem dürften Sozialarbeiter/Sozialpädagogen/Sozialpsychologen aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen im Zweifel besser für die o.g. Aufgabe geeignet sein als analytisch arbeitende Psychologen bzw. psychologische Psychotherapeuten.
Quellen:
Promberger_2013_Welche Unterstützung brauchen Langzeitarbeitslose auf dem Weg zurück in Arbeit?_LASA_27.05.2013, verfügbar unter lasa-brandenburg.de/.../Promberger_Integrationsbegleiter_27.05.2013.pdf
Köppchen_2016_Langzeitarbeitslose in Deutschland - Die Abgeschriebenen_Deutschlandradio_Kultur_31.05.2016, verfügbar unter deutschlandfunkkultur.de/langzeitarbeitslose-in-deutschland-die-abgeschriebenen.976.de.html?dram:article_id=355534
de.statista.com/statistik/daten/studie/17425/umfrage/anteil-der-langzeitarbeitslosen-in-deutschland/
de.statista.com/statistik/daten/studie/666199/umfrage/anzahl-der-langzeitarbeitslosen-in-deutschland/
Kommentare
Thomas Hovestadt:
du schreibst, "...Zudem dürften Sozialarbeiter/Sozialpädagogen/Sozialpsychologen aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen im Zweifel besser für die o.g. Aufgabe geeignet sein als analytisch arbeitende Psychologen bzw. psychologische Psychotherapeuten..."
Ich würde nicht eine Abwägung/Vergleich von Sozialberatung zu Therapieformen erwähnen - mein Vorschlag wäre, das eine neben dem anderen zu sehen, im Sinne von zusätzlichen Möglichkeiten für Langzeitarbeitslose, ergänzend/neben den durch die von Krankenversicherungen eh bereits zu zahlenden Therapien, und nicht womöglich mit dem Interpretationsspielraum zu einem "entweder, oder".
Klaus Kienle:
Dominik Wellhäuser:
Hinweis zur "Sozialberatung": Dies ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen wie es z.B. die Verhaltenstherapie ist und kann daher von Arbeitslosen nicht in Anspruch genommen werden. Sozialarbeiter/Sozialpädagogen/Sozialpsychologen können Arbeitslose aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen passgenau beraten und mit ihrer Sozialberatung die staatlichen Unterstützungsangebote erweitern (wozu u.a. auch Leistungen zur Gesundheitsförderung durch die Krankenkassen zählen).