Im kompletten Entwurf des Bundestagswahlprogrammes tauchen die Begriffe Wahlmüdigkeit und Parteienverdrossenheit nicht auf. Die Forderung nach mehr politischer Bildung findet sich lediglich in Bezug auf junge Menschen und deren Radikalisierung. Dabei muss in allen Altersgruppen mehr aufgeklärt werden.
Ebensowenig finden bislang die soziale Dimension der Wahlbeteiligung und wahltechnische Vorschläge zur Erhöhung der selbigen Erwähnung. Noch mehr als das Alter ist nämlich die soziale Schichtzugehörigkeit und Einkommenssituation ein grundlegender Faktor für den Partizipationsgrad bei Wahlen. So gehen in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Durchschnittseinkommen bis zu 50% weniger Menschen wählen, als in wohlhabenden Gegenden [1].
Dies wiederum reduziert die Repräsentativität von Wahlen.
Untersuchungen lassen darauf schließen, dass Wähler*innen und Gewählte einander schlichtweg nicht verstehen und nicht genug zuhören. In der verwendeten politischen Sprache finden sich immer weniger Menschen wieder [2]. Auch die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2013 konstatiert hier „ein Kommunikationsdefizit zwischen Politiker/innen und Bürger/innen“ [3}.
Die Forderung nach Vereinfachung der Wahlteilnahme ist weitgehender Konsens in Deutschland. Die Ausweitung der Briefwahl hat sich andernorts als effektive Maßnahme erwiesen, so stieg die Wahlbeteiligung im US-Bundesstaat Oregon um 7-10% an, als dort die allgemeine Briefwahl eingeführt wurde [4].
[1] http://www.wahlbeteiligung2013.de/fileadmin/Inhalte/Studien/Wahlbeteiligung-2013-Studie.pdf
[2] https://www.rosalux.de/fileadmin/images/publikationen/Studien/Studien_Abschied.pdf
[3] http://library.fes.de/pdf-files/dialog/10076.pdf
[4] http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1540-6237.2008.00590.x/abstract
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