Die "Mitte" ist politikwissenschaftlich schwer definierbar und umstritten. Immer mehr Parteien adressieren "die Mitte" der Gesellschaft, wobei die Triebfeder hier vielmals schlicht die Abgrenzung von links und rechts sein soll. Hierbei wird allerdings oft ein Harmonie und Zugehörigkeitsgefühl genährt, das am Ende nur enttäuscht werden kann. Nach dem Demokratieforscher Samuel Salzborn ist die Bezugnahme auf eine so genannte „Mitte“ der Gesellschaft ein Phänomen, von dem Antidemokraten profitieren, da eine solche Vereinheitlichung einer ökonomisch polarisierten Gesellschaft nicht gerecht wird. Reale Konflikte werden dadurch nicht sichtbar.
Mit Blick auf die öffentlichen Verortung der SPD als Partei der linken Mitte, ist es zudem momentan nicht hilfreich, sich in der selben Schublade einzusortieren.
Ein weiterer Aspekt wir vom Soziologen Lessenich dargelegt:
"Was aber ist mit denen, die sich heute einer so definierten "Mitte" nicht zugehörig fühlen - beziehungsweise nicht zugehörig fühlen dürfen? Die keinen Zugang (mehr) zu den Lebens- und Erfahrungsmilieus stabiler, sozial gesicherter Lohnarbeit finden? [..] Keiner weiß, wer Teil der Mitte ist. Jeder wollte, ja (so wird suggeriert) sollte. Aber nicht alle können."
Besonders in Zeiten einer gesellschaftlichen Polarisierung sollten wir uns darauf konzentrieren, was wir anzubieten haben und nicht so stark darauf, wem wir es anbieten.
Im laufenden Grundsatzprogrammprozess kann dann mit der gebotenen Ausführlichkeit über den Sinn und Unsinn einer solchen Verortung diskutiert werden.
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Detlef Kröger: