| Antrag: | Heute das Morgen in NRW gestalten | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | GRÜNE JUGEND NRW (dort beschlossen am: 12.08.2020) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Übernahme | 
| Angelegt: | 12.08.2020, 18:28 | 
AL 1-393: Heute das Morgen in NRW gestalten
Von Zeile 393 bis 395 einfügen:
dabei, echte Mitspracherechte und Beteiligung zu erstreiten. Es ist höchste Zeit, dass Bund und Länder das Wahlalter für alle Wahlen auf 16 absenken. Dies muss der erste Schritt sein, um politische Mitbestimmung für alle Menschen unabhängig ihres Alters zu ermöglichen. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in Kitas, Schulen und in den
Die Corona-Pandemie beherrscht seit Monaten den Alltag in Nordrhein-Westfalen. 
Hier fand einer der ersten großen Ausbrüche statt. Fast 50.000 Menschen haben 
sich bisher mit dem Corona-Virus infiziert und über 1.600 Menschen sind in 
diesem Zusammenhang verstorben. Monate lang konnten Kinder nicht in die Kita 
oder zur Schule gehen. Viele Eltern, besonders Frauen, haben ihren Jahresurlaub 
als Aushilfserzieher*innen und -lehrer*innen verbracht. Hunderttausende 
Nordrheinwestfäl*innen sind in Kurzarbeit oder haben ihre Arbeit verloren, 
unzählige wirtschaftliche Existenzen sind gefährdet oder vernichtet. Der Betrieb 
vieler Einrichtungen läuft immer noch eingeschränkt.
Deutschland und NRW sind im internationalen Vergleich relativ glimpflich durch 
die erste Pandemie-Welle gekommen. Wir Grüne haben von Anfang an die strikten 
Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unterstützt. Was wir in vielen anderen 
Politikbereichen seit Jahren fordern – Listen to Science – wurde zu Beginn der 
Pandemie erfolgreich umgesetzt. Das hat viele Menschenleben gerettet und unser 
Gesundheitssystem vor der Überforderung bewahrt.
Wir befinden uns immer noch mitten in der Pandemie. Bis ein Impfstoff oder 
wirksames Medikament gefunden und verbreitet ist, wird uns die Eindämmung des 
Virus noch viele Monate begleiten. Für uns Grüne steht an oberster Stelle, dass 
wir das Virus so in Schach halten, dass die Infektionsketten vor Ort 
nachvollziehbar bleiben und wir nicht nochmal ähnlich tiefgreifende Shutdown-
Maßnahmen wie im März und April brauchen. Das ist eine riesige Herausforderung 
und stellt Politik vor schwierige Abwägungen, die Balance zwischen Gesundheits-
und Infektionsschutz auf der einen und der Einschränkung von Freiheit auf der 
anderen Seite zu treffen. Leitfaden dafür muss ein wissenschaftlich fundiertes 
Corona-Management sein, das dem Vorsorgeprinzip folgt, die Lebenssituation der 
Schwächsten berücksichtigt und Bürger*innen sowie denen, die diese Politik 
umsetzen, klar und transparent kommuniziert wird.
Zugleich wollen wir GRÜNE auch über das kurzfristige Krisenmanagement 
hinausdenken, wollen Gelegenheiten nutzen, heute das Morgen zu gestalten. Die 
Corona-Krise lässt uns vieles neu überdenken und anders machen. Wie wir 
arbeiten, uns fortbewegen, lernen und miteinander leben – all das wird gerade 
neu verhandelt. Wir Grüne treten bei der Kommunalwahl am 13. September dafür an, 
Mut zu machen und Hoffnung auf ein besseres Morgen zu geben. Denn eine Rückkehr 
zur „alten Normalität“ ist für uns nicht erstrebenswert. Viele Probleme waren 
hier schon angelegt: soziale Ungleichheit und ein Bildungssystem, das diese noch 
verschärft, der Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen, eine schwache soziale 
Infrastruktur, ungleiche Aufteilung der Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern 
und ungleiche demokratische Teilhabechancen. Bei allem notwendigen, 
kurzfristigen Krisenmanagement dürfen wir nicht vergessen: Wir haben jetzt die 
Chance, langfristige politische Weichen für eine freiere und gerechtere 
Gesellschaft zu stellen und für eine widerstandsfähige Wirtschaft, die mit der 
Natur arbeitet statt gegen sie. Diese Chance wollen wir nutzen.
Corona bekämpfen – vorsorgend, transparent, 
verhältnismäßig und wissenschaftlich fundiert 
Unserem Ansatz, jetzt einen nachhaltigen Wandel zu gestalten, steht eine 
Landesregierung gegenüber, die sich dem Mantra der schnellstmöglichen Rückkehr 
in „Verantwortungsvolle Normalität“ verschrieben hat. Doch die Betonung liegt 
bisher zu wenig auf dem Begriff der „Verantwortung“. Denn die darf weder auf die 
Kommunen noch auf die einzelnen Bürger*innen abgewälzt werden. Wer öffnet, trägt 
Verantwortung. Dafür, dass im Hintergrund alles getan wird, um Infektionsrisiken 
klein zu halten, neue Infektionsketten früh zu erkennen und besonders gefährdete 
Gruppen zu schützen. Dafür brauchen wir vor allem eine umfassende Teststrategie 
mit mehr Tests in Schulen, Kitas, Pflegeheimen und Sammelunterkünften sowie in 
potentiellen Hotspots wie Schlachthöfen, Betrieben der fleischverarbeitenden 
Industrie und Logistikzentren. Nur so können Infektionsketten frühzeitig 
unterbrochen werden und größere Infektionsausbrüche verhindert werden. Diese 
Strategie bleibt die Landesregierung nach wie vor schuldig. Die Beibehaltung der 
Maskenpflicht in Bus und Bahn, beim Einkaufen und immer dort, wo die notwendige 
physische Distanz nicht eingehalten werden kann, halten wir für ein 
verhältnismäßiges Mittel zur Eindämmung von Neuinfektionen.
Wir setzen uns dafür ein, dass diejenigen, die Öffnungen umsetzten - Schul- und 
Kitaleitungen, Pflegeheime, kommunale Verwaltungen oder Unternehmer*innen 
–genügend Zeit bekommen, sich auf veränderte Regeln einzustellen. Die Vorgaben 
und Rahmenbedingungen müssen klar sein und die Landesregierung muss bessere 
Unterstützung leisten. Von der Schulöffnung im Mai bis zum skandalösen Fall 
Tönnies ist klar geworden, dass Laschets Öffnungspolitik bisher häufig übereilt 
und unklar war. Wir Grüne stellen uns entschieden dagegen, wenn die Schuld für 
die Konsequenzen eines schlechten Corona-Managements auf andere geschoben wird - 
etwa auf aus Südosteuropa eingereisten Arbeitnehmer*innen in der 
Fleischindustrie. Es gibt keine Menschen erster und zweiter Klasse, und deshalb 
darf es auch bei Arbeits-, Gesundheits- oder Infektionsschutz keine doppelten 
Standards geben, so wie es anscheinend jahrelang der Fall gewesen ist. Wer hier 
arbeitet, ob mit deutschem, rumänischem oder bulgarischem Pass, hat den 
Anspruch, vor Ausbeutung und Gesundheitsgefahren geschützt zu werden.
Wir streiten für eine veränderte Prioritätensetzung im Corona-Management. Armin 
Laschets Öffnungspolitik war rhetorisch eine soziale, aber die Lockerungen waren 
vor allem ökonomisch getrieben. Für Fußballspiele gab es früher Lösungen als für 
Pflegeheime, Möbelhäuser hatten eine dringendere Priorität als 
Kinderspielplätze. Vorkehrungen, damit auch Angehörige besonders gefährdeter 
Gruppen ihre sozialen Grundbedürfnisse ausleben können, müssen in Zukunft im 
Vordergrund stehen. Für Schulen und Kitas braucht es einen Plan B, damit bei 
einer zweiten Pandemiewelle eine Alternative zu Totalschließungen besteht. Denn 
die Corona-Krise darf nicht zur Bildungskrise werden. Viel zu lang hat die 
Perspektive von Kindern und Familien im öffentlichen Krisenmanagement eine 
untergeordnete Rolle gespielt. Bei der Schulöffnung haben wir uns früh dafür 
ausgesprochen, den Fokus nicht auf Abschlussprüfungen, sondern auf pädagogische 
Bedarfe zu legen. Nach den Sommerferien steht nun mit der flächendeckenden 
Schulöffnung die nächste Bewährungsprobe an. Wir GRÜNE haben frühzeitig 
gefordert, dass rechtzeitig Konzepte dafür entwickelt werden, dass möglichst 
alle Schüler*innen wieder regelmäßig Präsenzunterricht in ihrer Schule erleben. 
Wir haben dafür auch konkrete Vorschläge vorgelegt. Anders als die 
Landesregierung setzen wir dabei aber nicht darauf, dass flächendeckend 
Abstandsregelungen ausgesetzt werden und Unterricht im Vollbetrieb stattfindet – 
in der Hoffnung, dass es schon gut gehen würde. „Das Prinzip Hoffnung“ ersetzt 
keine verantwortliche Planung im Pandemiefall. Wir haben deshalb einen Plan B 
vorgeschlagen: Wir brauchen zusätzliches Personal in Form von Lernbegleitteams 
u.a. aus Lehramtsstudierenden und Pensionär*innen. Wir brauchen zusätzliche 
Räumlichkeiten außerhalb der Schulen, z.B. in Vereinsheimen und 
Kirchengemeinden. So kann der Unterricht in festen Kleingruppen organisiert 
werden. Gleichzeitig brauchen wir eine Regeltestung von Schüler*innen und 
Lehrer*innen. Und es braucht eine Strategie für den Einsatz digitaler 
Lernplattformen. Alle Schüler*innen in NRW müssen mit digitalen Geräten und 
Kompetenzen ausgestattet werden, damit in Zukunft gemischte Unterrichtskonzepte 
ohne Benachteiligung einkommensschwächerer Gruppen möglich sind.
In NRW gibt es hunderttausende Selbstständige und kleine, mittlere Unternehmen. 
Auch unter Ihnen sind tausende von der Krise hart getroffen, vor allen aus der 
Veranstaltungsbrache, im Gastgewerbe, bei den Schaustellern oder 
Kulturschaffenden. Es ist richtig, dass das Land und der Bund mit „Soforthilfen“ 
und Bürgschaften einen Beitrag leisten, drohende Insolvenzen zu verhindern und 
damit die Vielfalt in unserer Wirtschaft, Kultur und dem Gastgewerbe zu 
erhalten. Die Soforthilfen des Bundes gehen leider komplett an der 
Lebenswirklichkeit vieler Soloselbständigen vorbei, da keine Kosten des 
Lebensunterhaltes abgerechnet werden können. Obwohl die restriktiven Auflagen 
für Großveranstaltungen verlängert wurden, ließ die Bundesregierung die davon 
betroffenen mit ihrem Konjunkturpaket im Regen stehen. Inzwischen drohen für 
viele, die das Bundesprogramm in NRW in Anspruch genommen haben, Rückzahlungen, 
da die Landesregierung zu Beginn andere Voraussetzungen kommuniziert hatte. 
Sollte es bei einer Rückzahlungspflicht bleiben, muss der Zeitraum der 
Rückzahlung von Ende Dezember deutlich nach hinten geschoben werden, 
möglicherweise bis zum Zeitpunkt, bis ein Impfstoff gefunden ist. Auf enormen 
Druck u.a. durch GRÜNE hat die Landesregierung nachgesteuert und ein eigenes 
kleines Hilfsprogramm zur Existenzsicherung aufgelegt, das allerdings mit so 
vielen Hürden und Auflagen versehen wurde, dass es nur wenige in Anspruch nehmen 
können. Wir erneuern unsere Forderung nach einem wirksamen Rettungsschirm für 
Betriebe und Selbstständige, die unsere Innenstädte und das gesellschaftliche 
Leben tragen: Hotellerie, Gaststätten, Einzelhandel und Kulturschaffende.
Krisenprävention – Vorsorge als Prinzip
Wir haben in Nordrhein-Westfalen einen gut aufgestellten Katastrophenschutz. Das 
haben die – zumeist ehrenamtlichen – Mitglieder von Feuerwehr, Technischem 
Hilfswerk und Hilfsorganisationen auch in der aktuellen Corona-Krise wieder 
einmal unter Beweis gestellt. Jetzt gilt es jedoch auch, wichtige Lehren aus der 
Corona-Krise zu ziehen und eine bessere Vorsorge für die Zukunft zu betreiben. 
Risikoanalysen für unterschiedliche Katastrophenszenarien müssen verpflichtend 
sein. Und die Ergebnisse müssen von Bund, Ländern und Kommune dann auch 
umgesetzt werden. Anhand der bereits in der Vergangenheit durchgeführten 
Risikoanalysen gilt es jetzt zu bewerten, wie Nordrhein-Westfalen für etwaige 
Krisen aufgestellt ist. Wir fordern die Landesregierung hierzu auf, eine 
Kommission „Katastrophenvorsorge NRW“ einzusetzen und die Ergebnisse dann auch 
entsprechend umzusetzen, beispielsweise, indem mehr krisenrelevante 
Infrastruktur von Schutzausrüstung bis zu Krankenhauskapazitäten vorgehalten 
wird. Jetzt ist auch die Zeit, die Rechtsgrundlagen zu schaffen, um im 
Krisenfall Unternehmen in besonders krisenrelevanten Branchen in die Pflicht zu 
nehmen. Kritische Infrastrukturen müssen verpflichtend ausreichend Vorsorge 
betreiben, um im Krisenfall die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen 
Gütern und Dienstleistungen aufrecht erhalten zu können.
Während landesweit 59 Krisenstäbe in den Kreisen und kreisfreien Städten sowie 
der Bezirksregierungen aktiviert sind, um alle Aktivitäten rund die Corona-Krise 
zu koordinieren, ist und war während der gesamten Zeit ein Krisenstab nicht 
aktiviert: Der Krisenstab der Landesregierung. Wir wollen, dass die staatlichen 
Behörden im Krisenfall handlungsfähiger werden: Es muss klar sein, wer was zu 
tun hat. Das darf nicht erst in der Krise geklärt werden. Die Kompetenzen 
zwischen den Ressorts für den Krisenfall müssen klar geregelt werden. Wir 
fordern außerdem die Einrichtung einer Zentralstelle beim Bundesamt für 
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die den Informationsaustausch über 
Ländergrenzen hinweg verbessern und - wenn nötig - ein einheitliches Vorgehen 
insbesondere im Hinblick auf den Einsatz begrenzter Ressourcen absichern soll.
Katastrophenschutz baut auf Selbstschutz und Selbsthilfe auf. Ein vorsorgender 
Staat unterstützt die Bevölkerung darin, sich selbst zu helfen. Deshalb wollen 
wir, dass das Land gemeinsam mit den Organisationen im Katastrophenschutz ein 
Aufklärungsprogramm auflegt, das die Selbsthilfefähigkeit verbessert - von 
Erste-Hilfe-Kursen, (Online-)Trainings für passendes Verhalten in 
Gefahrensituationen bis zur Aufklärung zum Vorteil von Bevorratung von 
Lebensmitteln
Ohne die starke Büger*innengesellschaft in NRW wären wir wesentlich schlechter 
durch die Krise gekommen – von der spontanen Nachbarschaftshilfe bis zu den 
großen Hilfsorganisationen haben wir ein Netz, das uns trägt und Sicherheit 
gibt. Dieses Netz des freiwilligen Engagements wollen wir stärken – die 
Feuerwehren, das technische Hilfswerk, die Hilfsorganisationen, aber auch kleine 
Vereine und Initiativen. Wir wollen eine Ehrenamtsstrategie mit breiter 
Beteiligung, um die Rahmenbedingung und die Unterstützung für Ehrenamt und 
Engagement zu verbessern. Wir wollen die kontinuierliche Aus- und Fortbildung 
erleichtern, Barrieren abbauen und die Vielfalt unserer Gesellschaft im 
Engagement noch besser repräsentiert wissen.
Corona bekämpfen – solidarisch in Europa
Die Corona-Krise überstehen wir nur in einem starken, gemeinsam agierenden 
Europa. Wenn in der Not Patient*innen aus Italien, Frankreich und anderen 
Nachbarländern in NRW behandelt werden, lebt die Solidarität neu auf. Wir 
begrüßen eine deutlich gestärkte europäische Zusammenarbeit im 
Gesundheitsbereich, um vorhandene Ressourcen gemeinsam effizient zu nutzen, 
damit Europa widerstandsfähiger aus der Krise hervorgeht. Europa-weit gute 
Regeln ermöglichen auch uneingeschränkte Reisefreiheit und den Binnenmarkt, von 
dem NRW im Herzen Europas besonders profitiert. Wer blind Grenzen schließt 
gefährdet, was in Jahrzehnten der Zusammenarbeit erreicht wurde und lässt alte 
Ressentiments aufleben. Wenn auf beiden Seiten gute Regeln herrschen, machen 
Grenzschließungen keinen Sinn. Wir Grüne setzen uns für europäische 
Zusammenarbeit und offene Grenzen in Europa ein.
Raus aus der Wirtschaftskrise – Green New Deal 
für NRW
Bei der Bekämpfung der Corona-Krise haben Staat, Wirtschaft und Gesellschaft 
Handlungsfähigkeit bewiesen. Unglaubliche Ressourcen wurden mobilisiert. Das 
gleiche Engagement muss auch für die Bewahrung unserer natürlichen 
Lebensgrundlagen gelten. Alle Investitionen müssen deshalb jetzt eine doppelte 
Rendite haben: Für den Wiederaufschwung und für eine nachhaltigere, gerechtere 
und widerstandsfähigere Gesellschaft. Der Weg aus der Krise muss vom 
Leitgedanken der sozialen, demokratischen und wirtschaftlichen Teilhabe, der 
Geschlechtergerechtigkeit, der Wahrung unserer planetaren Grenzen und der 
Zukunftsfähigkeit getragen sein. Wir GRÜNE wollen jetzt die Chance ergreifen, 
NRW zur ersten klimaneutralen Industrieregion in Europa umzugestalten und die 
sozial-ökologische Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft zum Erfolg 
zu bringen. Wir wollen nicht weniger als ein grünes Wirtschaftswunder in NRW. 
Jetzt ist der richtige Moment, den wir nutzen müssen. Wer diese einmalige Chance 
vertut, wie die Bundes- und Landesregierung mit ihren Konjunkturprogrammen und 
dem Kohleausstiegsgesetz, fährt in Richtung Abstellgleis.
Mit Werkzeugen der Vergangenheit lassen sich die Weichen für die Zukunft nicht 
stellen.
Auch das beschlossene Kohleausstiegsgesetz stellt nicht die richtigen Weichen. 
Es ist vielmehr die einseitige Aufkündigung des Kohlekompromisses durch Bundes- 
und Landesregierung. Der Kohleausstieg ist zu langsam und zu teuer. Schuld trägt 
daran auch die Regierung Laschet, die RWE Geschenke in Milliardenhöhe gesichert 
hat – auf Kosten der Interessen der Menschen in den Tagebaurandkommunen und auf 
Kosten des Klimaschutzes. Ohne Begründung ließ sich der Ministerpräsident eine 
„energiewirtschaftliche Notwendigkeit“ des Tagebaus Garzweiler ins Gesetz 
schreiben. Es ist richtig, dass nun Verfassungsklage gegen das 
Kohleausstiegsgesetz geführt wird.
Für einen Green New Deal in NRW fordern wir:
- Die Landesregierung muss in einem zweiten Konjunkturprogramm in eine 
 klimafreundliche, widerstandsfähige Wirtschaft in NRW investieren – vor
 allem in den öffentlichen Nahverkehr, in den massiven Ausbau der Rad-
 Infrastruktur, in die Erneuerbaren Energien, in einen Sanierungssprung bei
 Gebäuden im Bestand, in die Digitalisierung, in regionale
 Wirtschaftskreisläufe und in die Dekarbonisierung der Industrie.
- Ebenfalls erforderlich sind Investitionen in Sorge-Arbeit. Professionelle, 
 gut vergütete Pflege und Kinderbetreuung machen unsere Gesellschaft
 widerstandsfähiger, sozialer und lebenswerter und schafft langfristig
 Arbeitsplätze.
- Die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und eine inklusive, barrierefreie 
 Gesellschaft müssen Richtschnur von Wirtschaftsförderung und öffentlichen
 Investitionen sein.
- Wir wollen den entschlossenen Einstieg in das Zeitalter der Erneuerbaren 
 Energien in NRW. Deshalb brauchen wir endlich einen ordnungspolitischen
 Rahmen, der diese wirtschaftliche und klimafreundliche Chance unterstützt.
 Die Landesregierung darf insbesondere den Ausbau der Windenergie in NRW
 nicht länger ausbremsen.
- Damit NRW von den Chancen profitiert, die im Europäischen Green Deal 
 stecken, müssen Bundes- und Landesregierung dafür sorgen, dass die Mittel
 auch wirklich in denjenigen Regionen ankommen, die am stärksten vom
 Strukturwandel betroffenen sind. Dazu gehören zweifelsohne das Rheinische
 Revier und das Ruhrgebiet, gerade hier muss die nachhaltige Transformation
 vorangetrieben werden. Die Mittel müssen für Investitionen in grüne
 Technologien, Um-, Nachschulung und Weiterbildung sowie die
 Wiederherstellung von durch Bergbau zerstörte Landschaft genutzt werden.
 Öffentliche Mittel kann es aber nicht für Leistungen geben, zu denen die
 Konzerne ohnehin gesetzlich verpflichtet sind, sondern nur für
 darüberhinausgehende Wiederherstellungsleistungen. Es ist ein grober
 Fehler, dass die Mittel aus dem Strukturstärkungsgesetz nicht für den
 Ausbau der Fahrradinfrastruktur eingesetzt werden können. Wir wollen, dass
 NRW Fahrradland Nr. 1 wird - sowohl für die Alltagsmobilität als auch für
 Freizeitaktivitäten.
- NRW ist Industrieland und soll es bleiben. Wir bekennen uns zum 
 Industriestandort NRW. Und genau deshalb fordern wir, dass die
 Konjunkturprogramme auch als Transformationsprogramme angelegt sein
 müssen. Sie müssen so ausgestaltet werden müssen, dass sie den sozial-
 ökologischen Umbau unserer Wirtschaft beschleunigen. Wir haben kein
 Interesse an der Deindustrialisierung unseres Landes. Der
 Industriestandort NRW wird auf Dauer nur eine Zukunft haben, wenn schon
 heute hier die klimafreundlichen Produktionsprozesse von morgen angelegt
 werden.
- Eine Schlüsselindustrie für ein Grünes Wirtschaftswunder in NRW ist die 
 Stahlbranche. Doch die steckt tief in der Krise, die durch den Corona-
 bedingten Einbruch in der stahlverarbeitenden Industrie noch verstärkt
 wird. Entschiedene Schutz-, Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen und
 verbindliche Umweltstandards beim Stahlimport der Europäischen Kommission
 sind jetzt notwendig, damit die Stahlbranche diese kritische Phase
 übersteht. Das bisher geplante Ausmaß der Unterstützung reicht allerdings
 bei weitem nicht aus, um der Stahlbranche in Europa eine Perspektive zu
 geben. Mittel- und langfristig hat nur eine klimaneutrale Stahlbranche in
 Europa eine Zukunft. Deshalb ist jetzt genau nicht der Zeitpunkt, über
 Lockerungen von Klimaauflagen zu sprechen. Vielmehr braucht die
 Stahlbranche Unterstützung im Transformationsprozess. Wir Grüne setzen uns
 gegenüber Landes- und Bundesregierung weiter für eine europäische
 Stahlstrategie ein mit dem Ziel, die europäische Stahlindustrie zum grünen
 Technologieführer zu machen. Kernelement dieser Stahlstrategie sollte ein
 ordnungsrechtlicher Rahmen sein, der neben einem CO2-Mindestpreis auch
 Klimaverträge mit der Industrie beinhaltet. Sie sorgen dafür, dass sich
 eine Umstellung auf klimaneutrale Produktion lohnt und schaffen zudem mit
 Quoten für klimaneutralem Stahl langfristige Absatzmärkte.
- Für NRW ist auch die Chemieindustrie von überragender Bedeutung. Bisher 
 beruht ihre Produktion überwiegend auf endlichen Rohstoffen, vor allem auf
 Erdöl. Viele Chemikalien sind belastend für unsere Gesundheit und die
 Umwelt. Wir unterstützen eine Strategie für nachhaltige Chemikalien, deren
 Rohstoffbasis auf erneuerbaren Ressourcen und Kreislaufwirtschaft beruht.
 Unser Ziel ist eine giftfreie Umwelt. Hohe Standards müssen für alle
 Chemikalien im europäischen Markt gelten. Nachhaltige Chemikalien müssen
 zur Basis eines neuen Investitionszyklus in der Chemieindustrie werden,
 damit nicht auch in dieser Schlüsselbranche Zukunftstechnologien anderswo
 entwickelt werden. Europa hat bei sauberer Chemie weltweit einen
 Vorsprung, davon kann NRW profitieren.
- Die katastrophalen Zustände in der Fleischindustrie in NRW kritisieren wir 
 Grüne nicht erst seit dem Corona-Ausbruch. NRW bezieht einen großen Teil
 seiner Wertschöpfung aus einem System, das auf Dumping-Preise, Dumping-
 Löhnen und ständigen Verletzungen des Arbeitsschutzes basiert. Ein System,
 das auf Massentierhaltung beruht und die Arbeit der Bäuer*innen entwertet.
 Kurzfristig brauchen wir eine absolute Priorität beim Hygiene- und
 Arbeitsschutz sowie das Verbot von Werkverträgen und die
 Generalunternehmerhaftung. Mittel- und langfristig stehen wir GRÜNE dafür,
 wieder regionale Wertschöpfung im Lebensmittelbranche zu etablieren. Dazu
 gehören auch regionale Strukturen in der Schlachtbranche. Damit können wir
 auch Tiertransporte und Tierleid verringern und eine bäuerliche
 Erzeugerstruktur stärken. Wir brauchen endlich Qualitätsprodukte mit
 Mehrwert statt Billigfleisch zu Dumpingpreisen.
Eine neue Teilhabegesellschaft mit und nach 
Corona – sozial, ökologisch und demokratisch
Die Corona-Krise betrifft uns alle, aber sie trifft manche härter als 
andere.Bestehende soziale Ungleichheiten wurden durch die Krise weiter 
verschärft und neue Schieflagen produziert. Gleichzeitig haben wir eine neue 
Wertschätzung für gesellschaftliche Solidarität und einen vorsorgenden und 
versichernden Sozialstaat erfahren. Dieser Solidargedanke muss auch die mittel- 
und langfristige Bewältigung der Pandemie prägen. Das bedeutet auch, 
Verteilungsfragen zu stellen – und gerecht zu beantworten, damit durch die Krise 
nicht von unten nach oben umverteilt wird.
Durch die Krise müsste endlich allen klar sein: Für einen schlanken Staat zahlen 
wir am Ende eine dicke Rechnung. Kostenreduktion um jeden (gesellschaftlichen) 
Preis muss dem Prinzip der Vorsorge weichen. Die Welle des Kaputtsparens der 
Verwaltungen etwa in den öffentlichen Gesundheitsämtern oder im Arbeitsschutz 
ging zu Lasten derer, die auf gut ausgestattete staatliche Infrastruktur 
besonders angewiesen sind, weil sie sich nicht aus den öffentlichen Angeboten 
herauskaufen können. Wir Grüne wollen aus dieser Krise die richtigen Schlüsse 
ziehen, um gestärkt aus ihr hervorzugehen. Wir wollen eine Gesellschaft der 
Vielen, in der jede*r ungeachtet des Geschlechts, der Herkunft oder anderer 
Merkmale gleiche gesellschaftliche und politische Teilhabe erfährt.
Teilhabe durch gute Gesundheitsvorsorge
Dass wir im internationalen Vergleich gut durch die Krise gekommen sind, hat 
auch damit zu tun, dass unsere öffentliche Daseinsversorge in zentralen 
Bereichen nicht privatisiert und die Gesundheitsversorgung nicht komplett dem 
Individuum auferlegt sind. Und dort, wo Vorhaltungskapazitäten zunächst fehlten, 
war dies oft auf den gestiegenen Profitdruck im Gesundheitssystem 
zurückzuführen.
Wir GRÜNE wollen das Gesundheits- und Pflegewesen aufwerten – das bedeutet eine 
bessere Personalausstattung, höhere Löhne, mehr Reservekapazitäten, die 
Rücknahme von Leistungsausgrenzungen und nicht zuletzt die Stärkung des 
öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Profitorientierung im Gesundheitsbereich 
muss enden. In der aktuell laufenden Diskussion um die Zukunft der 
Krankenhausplanung setzen wir auf einen Ansatz vielfältig aufgestellter 
Gesundheitsregionen, in denen Standorte mit Grundversorgung, solche mit 
fachlicher Spezialisierung, die Möglichkeiten der Digitalisierung – Stichwort: 
virtuelles Krankenhaus – und ein gutes Netz niedergelassener Ärzt*innen in einem 
zukunftsfähigen Gesamtkonzept zusammengebracht werden. Oberster Maßstab ist für 
uns die Versorgungssicherheit und ein an den Bedarfen der Menschen aufgestelltes 
Gesundheitssystem, das in zentralen Bereichen den Kräften des Marktes und der 
Profitorientierung entzogen ist.
Teilhabe durch gute Arbeit und soziale Sicherheit
Wie sehr wir alle von Erzieher*innen, Verkäufer*innen und speziell von Menschen 
in den Gesundheitsberufen abhängen, wurde in der Krise deutlich. Die politische 
Gunst der Stunde, diese als systemrelevant identifizierten Berufe auch 
tatsächlich langfristig besser zu bezahlen und in den Schutz von Tarifverträgen 
einzubeziehen, darf nicht verpasst werden. Die Stützen unserer Gesellschaft 
dürfen nicht mit Applaus und Einmalzahlungen abgespeist werden. Ihre 
Arbeitsbedingungen und ihre Entlohnung wollen wir durch Rahmentarifverträge und 
höhere Branchenmindestlöhne strukturell verbessern, im Handel etwa über eine 
Initiative zur Vereinfachung der Allgemeinverbindlichkeit der bestehenden 
Tarifverträge. In der Pflege und im Sozial- und Erziehungsbereich verschärft 
sich der Fachkräftemangel in den zunehmend hochqualifizierten Tätigkeiten immer 
weiter. Personalgewinnung kann in diesen Bereichen nur mit entsprechend guter 
Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen gelingen. In vorrangig von Männern 
ausgeübten Berufen mit vergleichbarer Qualifizierung sind die Löhne deutlich 
höher. Wir streiten für gleiches Geld für gleiche und gleichwertige Arbeit! 
Dabei geht es auch um eine generelle Neubewertung von (Care-)Tätigkeiten.
Mit dem Abflauen der ersten Pandemie-Welle ist ein guter Zeitpunkt gekommen, 
Home-Office bzw. mobiles Arbeiten politisch verbindlich zu gestalten. Die 
Erfahrungen aus der Krise haben das Potenzial für Umwelt, Klima, eine 
Verkehrswende und mehr Zeit für die Familie aufgezeigt. Hier können wir die 
Chancen des digitalen Wandels nutzen. Wir setzen uns für ein Recht auf Home-
Office in allen Tätigkeitsfeldern und Bereichen, wo dies möglich ist. Dabei muss 
klar sein: Home-Office ist kein Ersatz für Kinderbetreuung. Arbeitnehmer*innen 
müssen mit klaren, an neue Arbeitsmodelle angepasste, aber nicht weniger 
restriktiven arbeitsrechtlichen Regelungen vor einer Entgrenzung von Privatem 
und Beruflichen geschützt werden. Zudem muss es verlässliche Regelungen im 
Rahmen der Arbeitsstättenverordnung geben, damit der Gesundheitsschutz auch im 
Home-Office gewährleistet ist. Weiterhin müssen wir Arbeitnehmer*innen wirksam 
vor Überwachung und Verletzung ihrer Privatsphäre über digitale Geräte im Home-
Office schützen.
Teilhabe durch demokratische Mitsprache
Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag, der demokratische, 
gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe für alle ermöglicht. Es geht um nichts 
weniger als die Demokratisierung aller Lebensbereiche. Dafür treten wir GRÜNE 
seit langem ein. Beteiligungsmöglichkeiten müssen gestärkt werden, etwa durch 
zufallsgeloste Bürger*innenräte auf allen politischen Ebenen von der Kommune bis 
zur EU. Wir werden die Möglichkeit der Digitalisierung für wirkmächtige, 
demokratische und partizipative Prozesse nutzen, demokratische Mitbestimmung in 
Schulen und Betrieben ausweiten und dafür sorgen, dass sich die Vielfalt unserer 
Gesellschaft, insbesondere unserer Einwanderungsgesellschaft, besser in unseren 
Parlamenten abbildet. Wir GRÜNE NRW wollen als Partei einlösen, was wir für die 
ganze Gesellschaft fordern: strukturelle Diskriminierung mit strukturellen 
Änderungen zu beantworten. Wir bekennen uns zu der von der AG Vielfalt des 
Bundesverbandes von BÜNDNIS/90DIE GÜNEN entwickelten Instrumenten: 
Repräsentation gesellschaftlicher Vielfalt als verpflichtendes Satzungsziel, das 
regelmäßig evaluiert wird; Empowerment über Mentoring und andere Programme sowie 
Institutionalisierung der Ziele über entsprechende Strukturen in unserer Partei.
Teilhabe von Kindern und Jugendlichen
Kinder und Jugendliche sind von der Corona-Krise am stärksten betroffen und 
müssen am längsten mit den politischen Entscheidungen von heute leben. Sie haben 
aber kaum politisches Mitspracherecht. Wir Grüne unterstützen junge Menschen 
dabei, echte Mitspracherechte und Beteiligung zu erstreiten. Es ist höchste 
Zeit, dass Bund und Länder das Wahlalter für alle Wahlen auf 16 absenken. Dies muss der erste Schritt sein, um politische Mitbestimmung für alle Menschen unabhängig ihres Alters zu ermöglichen. Wir 
setzen uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in Kitas, Schulen und in den 
Städten und Gemeinden dauerhaft mehr Mitspracherechte erhalten. Kinder und 
Jugendliche brauchen auch mehr Platz und (Frei-)Räume in unseren Städten und 
Gemeinden – auf öffentlichen Plätzen, im Straßenverkehr, in Jugendzentren und 
durch mobile Angebote. Und Kinder und Jugendliche brauchen eine bessere 
finanzielle Absicherung. Deshalb streiten wir für eine Kindergrundsicherung. Mit 
den erhöhten Hygienebedingungen, die den Besuch der Kita oder Schule schon mit 
einem leichten Schnupfen ausschließen, werden viele Kinder absehbar häufiger zu 
Hause betreut werden müssen– deshalb streiten wir weiter für ein Corona-
Elterngeld.
Teilhabe durch Gleichberechtigung
Die Corona Krise ist zu einer Krise der Frauen geworden. Deutlich mehr Frauen 
als Männer verlieren durch die Krise und aufgrund der Ausrichtung der 
Konjunkturpakete auf traditionell männerdominierte Branchen ihre Jobs. 
Gleichzeitig leisten sie noch mehr Care-Arbeit von Pflege über Haushalt und 
Erziehung, die durch den Wegfall staatlicher Leistungen anfällt. Weibliche 
Stimmen fehlen dadurch im öffentlichen Diskurs. Frauen dürfen nicht zu den 
Verliererinnen der Krise werden. Wir brauchen mehr Frauen in verantwortlichen 
Positionen im Krisenmanagement und auf allen 
Entscheidungsebenen.Konjunkturmittel müssen mindestens hälftig explizit bei 
weiblichen Beschäftigten und von Frauen geführten Unternehmen ankommen und das 
Leben von Frauen verbessern. Dafür braucht es vorausschauende Planung durch 
Gender-Folgeabschätzung vor Einsatz der Mittel aus den Konjunkturpaketen sowie 
wirksame Kontrolle mittels Gender Budgeting. Programme, die der strukturellen 
Benachteiligung von Frauen entgegenwirken– von Quotierung in der Wirtschaft und 
auf dem Arbeitsmarkt über den Ausbau von Betreuungsinfrastruktur bis hin zu 
Programmen, die im Bildungsbereich ansetzen – müssen in der Krise ausgebaut und 
verstärkt werden. Alleinerziehende und von Mehrfachdiskriminierung Betroffene, 
etwa aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder einer Behinderung, sind von der 
Krise häufig besonders stark betroffen und müssen deshalb auch besonders in den 
Fokus dieser Maßnahmen rücken.
Teilhabe durch Vorsorge
Deutschland lebt seit Jahrzehnten von seiner Substanz, was die Infrastruktur 
betrifft.. Das sehen wir jetzt überdeutlich bei Gesundheitsämtern, 
Arbeitsschutzbehörden, der hygienischen Ausstattung von Schulen oder dem 
öffentlichen Nahverkehr. Insbesondere Kommunen brauchen einen Rettungsschirm, 
müssen mit der Hilfe von Bund und Land von ihren Altschulden befreit und in die 
Lage versetzt werden, Vorsorge durch eine funktionierende Infrastruktur zu 
leisten. Vorsorge und Krisenfestigkeit müssen auch leitende Prinzipien der 
Wirtschaftspolitik werden. Viele Unternehmen in Europa sind zu stark auf globale 
Lieferketten und einzelne Zuliefer(länder) angewiesen, selbst bei essentiellen 
Gütern wie Medikamenten und Gesundheitstechnik. Das macht unsere Wirtschaft und 
unsere Versorgung verletzlich. Europa und Deutschland brauchen eine 
Pandemiewirtschaft für lebensnotwendige Güter und müssen mehr auf regionale 
Wirtschaftskreisläufe setzen.
Teilhabe durch Digitalisierung
Mit der Pandemie haben wir einen Schub der Digitalisierung in unseren Alltag 
erlebt. Was sich durch Corona ungeplant entwickelt hat, muss jetzt politisch 
gestaltet werden und mit Datensouveränität und zeitgemäßem, modernen 
Arbeitsrecht in Einklang gebracht werden. Spätestens seit Corona ist ohne Zugang 
zur digitalen Welt Teilhabe an unserer Gesellschaft unmöglich geworden. Das 
bedeutet zum einen: Schnelles Internet an jeder Milchkanne ist Teil der 
Daseinsvorsorge. Und ohne digitales Know-How, Internetanschluss und Endgeräte 
werden nicht nur Schüler*innen abgehängt, sondern auch gerade ältere Menschen 
und Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Sie brauchen Unterstützung, damit 
Digitalisierung soziale Ungleichheiten nicht weiter verschärft. Wir brauchen 
deshalb auch einen Digitalpakt für die Sozialwirtschaft, um Angebote durch die 
Krise hindurch und auch danach aufrecht zu erhalten.
Die Corona-App hat gezeigt, dass Datensicherheit und -sparsamkeit mit digitalem 
Fortschritt Hand in Hand gehen können. Das führt zu einer hohen Akzeptanz der 
App, auch im internationalen Vergleich. Hier liegt für uns die Zukunft der 
Digitalisierung made in NRW. Allerdings zeigt sich auch bei der Corona App, dass 
wir die digitale Teilhabe barriereärmer gestalten müssen. Viele Menschen in 
unserem Land können die App nicht nutzen, da ihre Smartphones nicht den neuesten 
Standards entsprechen.
Dem Einzelhandel droht durch die Corona-Krise eine Pleitewelle und gleichzeitig 
eine noch größere Konzentration auf einige wenige Online-Händler. Weder Bundes- 
noch Landesregierung haben eine Antwort auf diese Prozesse, die durch Corona 
lediglich beschleunigt werden. Wir brauchen dringend mehr Förderung für die 
Digitalisierung des Einzelhandels und Maßnahmen, um Leerstand und Verödung von 
Innenstädten und Dörfern zu verhindern. Die Bundesregierung muss die EU-
Ratspräsidentschaft für eine faire europäische Besteuerung der Internetriesen 
nutzen.
Die Digitalisierung kann die Energiewende voranbringen, sie kann uns neue Wege 
aufzeigen, Energie und Ressourcen zu sparen, unsere Umwelt und Arten zu schützen 
und kann den Beschäftigten mehr Freiheitsgrade – und nicht mehr Druck – in der 
Arbeitswelt verschaffen, der Selbstbestimmtheit der Einzelnen dienen. Nichts 
davon geschieht aber von allein. Digitalisierung ist das Werkzeug, eine 
Nachhaltigkeitsgesellschaft das Ziel.
Zukunft entscheidet sich hier – mit 
Gestaltungsfreude und Zuversicht in die 
Kommunalwahl
Wir Grüne treten bei bei der Kommunalwahl am 13. September dafür an, Mut zu 
machen und Hoffnung auf ein besseres Morgen geben. Damit fangen wir dort an, wo 
der Alltag stattfindet: in den Städten, Gemeinden und Kreisen. Denn Zukunft 
entscheidet sich hier.
In den Kommunen gestalten wir heute das Morgen:
- Mit einer Neuaufteilung des öffentlichen Raums – für Fußgänger*innen, 
 Radfahrer*innen und spielende Kinder, für genügend Raum zum Abstandhalten
 und für zusätzlichem Platz für Gastronomie und Kultur. Andere europäische
 Städte und auch Berlin machen es vor. Mit autofreien Innenstädten wie in
 Brüssel, den zahlreichen Pop-Up Bikelanes in Berlin und den Gastro-Meilen
 wie in Wien wurde städtischer Raum in der Coronakrise neu verteilt. Städte
 in NRW waren nicht so mutig und erhielten für ihre Überlegungen auch
 keinerlei Unterstützung durch die Landesregierung.
- Mit einer sozialen und ökologischen Stadt- und Gemeindeentwicklung stärken 
 wir den Zusammenhalt. Wir wollen Stadtviertel und Gemeinden so gestalten,
 dass Jung und Alt gut und selbstbestimmt zusammenleben: lebendige
 Quartiere, belebte Plätzen und Ortschaften der „kurzen Wege“ und ohne
 Barrieren. Wir sorgen dafür, dass Orte ihre Identität bewahren, verhindern
 Wildwuchs und Flächenfraß und schaffen Raum für zukunftsweisende Ideen
 beim Bauen und Stadtentwicklung entsteht.
- Wir wollen bezahlbares Wohnen für Alle. Besonders in den Regionen NRWs mit 
 wachsender Bevölkerung brauchen wir mehr bezahlbaren Wohnraum. Wir sorgen
 dafür, dass die Menschen dort wohnen können, wo sie leben möchten.
 Kommunen müssen beim Wohnungsbau einen relevanten Anteil
 mietpreisgebundener Wohnungen vorgeben und selbst in den sozialen
 Mietwohnungsbau investieren. Statt Mieterrechte in der Pandemiezeit zu
 stärken, hat die Landesregierung seit dem 1.7. mit Inkrafttreten der
 sogenannten „Mieterschutzverordnung“ den Mieterschutz in NRW massiv
 runtergefahren. In nur noch 18 statt bislang 59 Städte greift die
 Verordnung, Städte mit einem hohen Mietendruck wie Bielefeld oder Aachen
 sind herausgefallen. Diese Fehlentscheidung werden wir Grüne in
 Regierungsverantwortung rückgängig machen. Wir wollen kommunale
 Wohnungsbaugesellschaften stärken, eine sozial gerechte Bodennutzung
 vorantreiben und in Bebauungsplänen eine verbindliche Quote für sozialen
 Wohnungsbau festschreiben. Wir GRÜNE unterstützen Baugruppen,
 Genossenschaften und alternative, gemeinschaftliche Wohnformen, die
 preiswert Wohnraum schaffen.
- Wir wollen in unseren Städten, Gemeinden und Kreisen ein 
 klimafreundliches, attraktives, bezahlbares und bedarfsgerechtes
 Mobilitätsangebot schaffen, mit dem alle bequem und stressfrei zum Ziel
 kommen. Eines, dass die Umwelt schützt und für mehr Lebensqualität in
 unseren Orten sorgt. In mittleren und großen Städten NRWs wollen wir
 mittelfristig autofreie Innenstädte. Dafür brauchen wir vor allem ein
 besseres und attraktiveres Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel,
 sichere und komfortable Infrastruktur für Fahrräder und Pedelecs,
 CarSharing- Angebote und eine gute Vernetzung aller Verkehrsmittel. Wir
 wollen flächendeckend ein Mindestangebot etablieren von stündlichen, in
 Großstädten halbstündlichen, Anbindungen mit Bus, Bahn oder Ruftaxi -
 wochentags mindestens von 05:30 bis 23:30 Uhr. Die Kommunen sind dabei
 durch entsprechende Förderprogramme finanziell zu unterstützen. Wir GRÜNE
 machen NRW zum Fahrradland Nr. 1. Dafür wollen wir in den Städten und
 Kreisen mehr in Sicherheit, Qualität und Attraktivität des Radverkehrs
 investieren. Mit Radwegekonzepten und Radverkehrsbeauftragten in den
 Kommunen werden wir dem Thema einen höheren, angemessenen Stellenwert
 geben.
- Wir GRÜNE stehen für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, für 
 den Schutz der Natur und unserer Artenvielfalt. Wir treiben ökologisches
 Wirtschaften voran. Wir fördern Klimaschutz im Kleinen, der Großes
 bewirkt. Wir fördern einen neuen Umgang mit Flächen: Die Potentiale von
 Flächenrecycling wollen wir ausschöpfen, um den Verbrauch neuer Flächen zu
 reduzieren und ökologische und wirtschaftliche Interessen in Einklang zu
 bringen. Die Lebensräume lokaler Tier- und Pflanzenarten schützen und dazu
 Natur- und Landschaftsschutzgebiete weiterentwickeln und Biotope besser
 vernetzen. Kommunale Flächen, Wälder und Gewässer sollen umweltverträglich
 und nachhaltig bewirtschaftet werden. Wir setzen uns für eine
 Landwirtschaft im Einklang mit der Natur ein und arbeiten dazu
 partnerschaftlich mit allen Landwirt*innen zusammen. Wir wollen mehr Dach-
 und Fassadenbegrünung ermöglichen, um auch hier Lebensräume zu öffnen. Mit
 kommunalen Biodiversitätsstrategien und Freiflächenkonzepten zum Schutz
 der Arten werden wir vor Ort neue Lebensräume schaffen.
- Wir stehen für soziale Städte und Gemeinden mit einer starken 
 Infrastruktur. Die Pandemie macht den Wert der Daseinsvorsorge deutlich
 und zeigt, wie wichtig Reservekapazitäten sind. Wir wollen ein
 flächendeckendes Netz der Gesundheitsvorsorge und starke soziale
 Einrichtungen. Wir setzen uns für die Integration von Geflüchteten ein und
 streiten dafür, dass Kultur und Sozialleistungen der Krise nicht zum Opfer
 fallen.
- Wir nehmen ernst, wem die Zukunft gehört - Kinder und Jugendliche. Sie 
 sind diejenigen, die am längsten mit den Folgen der Entscheidungen von
 heute leben werden. Wir schaffen mehr Beteiligung, mehr Platz und mehr
 Unterstützung für Kinder und Jugendliche in unseren Städten und Gemeinden.
Unsere Städte brauchen Gestaltungsspielraum. Gerade in der Corona-Krise zeigt 
sich, wie wichtig handlungsfähige Kommunen sind. Gleichzeitig steigen die 
krisenbedingten Ausgaben, z.B. in den Gesundheitsämtern oder kommunalen 
Krankenhäusern. Die Fixkosten, etwa für den Betrieb von Kitas, Museen, Theatern, 
Bibliotheken oder des ÖPNV, bleiben weitestgehend bestehen. Die Einnahmen aus 
Gebühren und Eintrittsgeldern gehen dagegen stark zurück oder bleiben komplett 
aus. Vor allem die steuerlichen Einnahmeausfälle werden die Kommunen hart 
treffen, wie etwa bei der Gewerbesteuer als wichtigste Einnahmequelle
Die Entlastung der kommunalen Haushalte über die stärkere Übernahme der Kosten 
der Unterkunft durch den Bund ist schon lange grüne Forderung, kann aber nur ein 
erster Schritt sein. Wir sehen Bund und Länder in der Verantwortung die Kommunen 
bei der Bewältigung der Altschuldenproblematik zu unterstützen. Die Bundes- und 
die Landesregierung kneifen bei der Altschuldenfrage weiterhin. Wir brauchen ein 
zweites Landeskonjunkturpaket, in dem endlich eine Lösung zur Entschuldung der 
Kommunen gefunden wird. Damit es überall in NRW genug Geld für Schwimmbäder, 
Büchereien und attraktive Spielplätze gibt.
Unterstützer*innen
- Cordula Ungruh (KV Soest)