Veranstaltung: | 43. Bundesdelegiertenkonferenz Leipzig |
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Tagesordnungspunkt: | EL Wahl Europaliste |
Antragsteller*in: | Sebastian Görgen (Aschaffenburg-Stadt KV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.11.2018, 20:17 |
EL-39: Bewerbung: Sebastian Görgen
Bewerbungstext
Liebe Freund*innen,
vielleicht empfindet und denkt Ihr auch so wie ich: Vor 4,5 Jahren waren bei uns die Wahl zum Europaparlament und der dazugehörige Wahlkampf natürlich schon ein Thema, aber eine hohe Priorität wurde dem bei uns noch nicht eingeräumt.
Zu sehr schien uns allen das, was wir mit Europa erreicht haben, völlig selbstverständlich. Ob es der Frieden ist - den wir zwar nicht für ganz Europa, aber zumindest in der EU haben - oder ob es solche Errungenschaften sind wie die räumliche und kulturelle Annäherung von Menschen und Ländern. Vor nicht einmal 30 Jahren war es noch völlig undenkbar, ohne deutlich spürbare Grenzen von Budapest nach Paris zu reisen oder dort arbeiten zu können. Auf der anderen Seite ist es heute schon fast nicht mehr vorstellbar, dass einst quer durch Deutschland die brutale und unmenschliche Grenze verlief, die Europa und die Welt in Ost und West teilte.
BREXIT als Weckruf
Der BREXIT des Vereinigten Königreichs im Jahr 2016 hat vielen von uns, und auch mir, schlagartig vor Augen geführt, dass dies alles keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern dass wir auch für den Erhalt des Erreichten kämpfen müssen. Und dass wir gleichzeitig nicht dabei stehen bleiben, sondern den Menschen unsere Vision eines weltoffenen, gerechten, ökologischen Europas nahe bringen müssen.
Die Gegner der EU wittern ihre Chance
Der BREXIT hat denjenigen Auftrieb gegeben, die die EU auf dem Altar des Nationalismus, Rassismus und der Unmenschlichkeit opfern wollen. Rechtsradikale sitzen nicht mehr, so wie früher, in den Volksvertretungen von einigen wenigen Ländern, nein, sie sitzen inzwischen in nahezu allen europäischen Parlamenten und sind in diversen Ländern sogar an der Regierung beteiligt. Ihnen geht es nicht nur darum, die Europäische Union zugunsten von Einzelinteressen zu untergraben, nein, sie sind auch ein grundsätzlicher Gegner der europäischen Idee und wollen diese zerstören. Deshalb haben sie die Europawahl 2019 zu einer Richtungswahl für die Europäische Union erklärt. Und es liegt an uns, diese Europawahl für uns, für ein grüneres Europa, zu entscheiden.
Bürgerbewegungen für Europa
Deshalb freut es mich sehr, dass inzwischen überall in Europa Bürger*innen für die europäische Idee friedlich auf die Straße gehen und sich für eine europäische Gemeinschaft stark machen. Diese Menschen demonstrieren nicht gegen etwas, sondern für etwas. Sie gehen aus eigenem Antrieb auf die Straße für Solidarität, für den demokratischen Multilateralismus, aber auch dafür, dass die EU das Versprechen auf uneingeschränkte Menschlichkeit und Menschenrechte einlöst.
Grüne, die Europa-Partei
Wir Grüne stehen so grundlegend wie keine andere Partei für diese europäischen Prinzipien. Prinzipien wie die Unterstützung der Schwächeren, der gemeinsamen Suche nach Lösungen und dem Prinzip, dass selbstverständlich die Stimme der Minderheiten beachtet werden muss, sind in unseren Grundsätzen fest verankert.
Wofür ich kämpfe
Dass wir in der EU trotz aller positiven Errungenschaften durchaus noch ein gutes Stück Weg vor uns haben, merkt man sofort, wenn man für seine Reisen nicht den Klimakiller Flugzeug, sondern stattdessen die Bahn nimmt. Wenn ich beruflich nach Budapest reise, nutze ich, wenn immer möglich, die Bahn. Allerdings kann ich die interessanteste Verbindung, die Nachtzugverbindung über München, nicht direkt über die DB buchen, stattdessen muss diese getrennt über die ÖBB und die Bahn oder über ein extra Reisebüro gebucht werden. Gerade die getrennte Buchung über ÖBB und Bahn bringt das Risiko mit sich, dass bei Zugausfällen und Verspätungen der Fahrgast auf den Kosten sitzen bleibt, da die Fahrgastrechte dann nicht greifen. Die Ausstattung der Züge versprüht den Charme der 80er Jahre und der Budapester Bahnhof ist zwar wunderschön, aber man merkt deutlich, dass die Renovierung des Bahnhofs und damit die Bahn in Ungarn nicht unbedingt Priorität hat. Bei der Heimfahrt gibt es zwischen Österreich und Deutschland sogar wieder Grenzkontrollen, für die man extra um 2 Uhr nachts geweckt wird. Wenn man das Flugzeug vorzieht, landet man auf einem modernen Flughafen ohne Anbindung an den ÖPNV, den Personalausweis muss man allerdings beim Flug von Frankfurt nach Budapest und zurück meist überhaupt nicht vorzeigen.
Dieses Beispiel zeigt, wie weit wir von einer europäischen Verkehrswende entfernt sind und gerade im internationalen Verkehr die Priorität fast ausschließlich beim Flugzeug liegt. Das will ich ändern und mich für ein modernes europäisches Schienennetz, ein benutzerfreundliches Buchungssystem, bezahlbare Ticketpreise und mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken einsetzen. Und innereuropäische Flüge müssen vermieden werden, wo es geht - da braucht es endlich eine Besteuerung, die die Folgeschäden des Fliegens mit einpreist und diejenigen fördert, die sich für innovative Antriebssysteme und eine ökologische Mobilität einsetzen.
Ich kandidiere heute für einen Listenplatz zur Europawahl, weil ich davon überzeugt bin, dass das Europäische Parlament eine zentrale Rolle in unserer Demokratie spielt, eine Rolle, die aber immer noch von vielen Wähler*innen völlig unterschätzt wird. Meine Kandidatur hat das Ziel, mit aller Kraft Werbung für Europa und das Europaparlament zu machen. Ich als überzeugter Europäer bin es Europa schuldig, dass ich mich aktiv für diese EU einsetze.
Wir dürfen das Thema auf keinen Fall denjenigen überlassen, die Europa kaputt machen wollen - und werden, wenn wir uns ihnen nicht entgegenstellen!
Es liegt an uns, aktiv für Europa einzustehen und für Europa mit allen Macken und Schwächen, die es gerade hat zu werben. Dies alleine wird wohl nicht reichen, um die Begeisterung für Europa bei den Menschen wieder zu wecken. Hierfür müssen zunächst die Entscheidungen innerhalb der EU nachvollziehbarer, transparenter und auch demokratischer werden. Die große Herausforderung wird es sein, Europa wieder zu einem „Herzensprojekt“ zu machen und die EU vom Ruf des Bürokratiemonsters zu befreien.
Ich würde mich sehr über Eure Unterstützung meiner Kandidatur freuen! Lasst uns gemeinsam einen starken Europa-Wahlkampf auf die Beine stellen!
Euer Sebastian
- Geboren 1981 in der Eifel
- IT-Projektleiter in einer französischen Firma mit Schwerpunkten in Deutschland, Frankreich, Ungarn und Polen
- ab 2012 im Vorstand der Aschaffenburger Grünen
- ab 2015 Vorsitzender
- Mitbegründer der Bewegung „Pulse of Europe Aschaffenburg“
- Mitglied der Europa-Union Aschaffenburg
- Mitbegründer der „Critical Mass“ in Aschaffenburg, des “Parking Day Aschaffenburg“
- Aktiv im „Bündnis Bachgaubahn“ zur Reaktivierung einer regionalen Bahnverbindung
- Aktives Mitglied von VCD und ADFC