Es ist wichtig und absolut richtig, dass sich B90/die Grünen in aller Deutlichkeit gegen rassistisch bzw. xenophob motivierte Islamophobie, Antisemitismus etc. aussprechen.
Mit naiv-generalisierenden Formulierungen wie „Niemand darf in Europa […] für seinen Glauben […]angefeindet werden“ (S. 10, Z. 421f.) oder „Wir stellen uns an die Seite DER Muslim*innen“ (Z.442f.) erwecken wir allerdings den fatalen Eindruck, dass wir nicht klar zwischen friedfertigen Muslim*innen und salafistischen Hasspredigern unterscheiden können; oder dass wir den Glauben eines christlichen Flüchtlingshelfers für ebenso schützenswert halten wie den Glauben von Hasspredigern à la von Storch und von Beverfoerde, die Kreuz-schwingend gegen Schwule, Lesben und Feminismus hetzen.
Die in den genannten Formulierungen des Originalkapitels ausgedrückte Unterstützung für Glauben jedweder Art steht
1.) im eklatanten Widerspruch zu vorangegangen Programmkapiteln u.a. zur Grünen Unterstützung von LSBTIQ* und unterschlägt auf eklatante Weise, dass auch bestimmte Religionsverständnisse zum Problem in puncto Menschenfeindlichkeit werden können;
2.) entspricht nicht den säkularen Positionen innerhalb der Partei; und
3.) ist auch und vor allem überhaupt nicht im Sinne all der vielen gläubigen Menschen, die mit Menschenrechtsverletzung, Intoleranz und Hass im Namen ihrer Religion nichts gemein haben wollen - und die weltweit allzu oft selbst zu Opfern religiös verbrämten Hasses werden.
Gerade unsere muslimischen Mitbürger*innen haben damit zu kämpfen, von Rechtspopulisten generalisierend als „DIE Muslime“ in einen Topf mit islamistischen Hetzern und Terroristen geworfen zu werden. Ihnen ist absolut nicht damit geholfen, von Grüner Seite nun ganz genauso generalisierend unsere Unterstützung für „DIE Muslime“ zu bekunden. Stattdessen gilt es eindeutig klar zu machen:
B90/Die Grünen stehen nicht für oder gegen den Glauben, nicht für oder gegen „die“ Muslime, „die“ Juden oder irgendeine Religion.
B90/Die Grünen stehen FÜR alle jene – ob gläubig oder nicht –, die friedfertig und in gegenseitiger Achtung und Toleranz zusammen leben möchten.
B 90/Die Grünen stehen GEGEN jedwede Ideologie – ob religiös oder nicht -, die als Quelle von Gewalt und Menschenhass fungiert.
Wichtig im Sinne Grüner Politik ist außerdem der Hinweis, dass menschenverachtende Ideologien und deren Verbreitung auch im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Armut, Ausgrenzung und ökonomischen Ungleichgewichten stehen. Die Zeilen der zweiten eingefügten Passage sollen dies in Kürze anschaulich verdeutlichen, und den Grünen Kampf gegen die Verbreitung menschenfeindlicher Ideologien in einen klareren Zusammenhang mit den restlichen Kapiteln des EU-Wahlprogramms stellen.
(Verfasserin: Nadine Milde, Universität Düsseldorf & Sprecherin, AK Internationales und Europa des KV Köln. Beantragt gemeinsam mit Jonathan Sieger, KV Köln.)
Kommentare
Philip Oppenländer:
Walter Otte:
homogene Gruppe gar nicht gibt (auch wenn Rechtspopulisten und manche Grüne dies behaupten).
Zur Information: http://www.trend.infopartisan.net/trd1209/Flugschrift_Multikulti.pdf
Walter Otte