Veranstaltung: | 44. Bundesdelegiertenkonferenz Bielefeld |
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Tagesordnungspunkt: | W-PR Wahl Parteirat |
Antragsteller*in: | Felix Banaszak (KV Duisburg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 30.10.2019, 17:19 |
W-PR-05: Bewerbung: Felix Banaszak
Bewerbungstext
Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser von tiefen Umbrüchen geprägten Zeit - politisch, gesellschaftlich, ökologisch und wirtschaftlich - kommen auf uns GRÜNE enorme Erwartungen, Herausforderungen und Chancen zu. Ich bewerbe mich das erste Mal für den Parteirat, weil ich mich bei den anstehenden programmatischen und strategischen Debatten für den gemeinsamen Erfolg einbringen will.
Nicht erst seit der Wahl in Thüringen wissen wir, dass sich unser Parteiensystem tiefgreifendend wandelt. Die Erosion der sogenannten Volksparteien, der massive Angriff auf Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde von rechts, die Orientierungslosigkeit von Union und SPD in der Reaktion darauf, die Irrfahrt einer sich immer nationalliberaler gebenden FDP und eine LINKE, die nicht weiß, wie sie ihre innere Spaltung überwinden soll: Der Satz, dass es auf uns GRÜNE ankommt, war wohl selten weniger Phrase als jetzt. Es gibt das große Bedürfnis nach einer Politik, die die tiefgreifenden Herausforderungen mit Ernsthaftigkeit, Tatendrang, Zuversicht und Kreativität angeht - und dieses Bedürfnis äußert sich auch in ganz neuen Erwartungen uns GRÜNEN gegenüber.
Denn viele Zukunftsfragen – die Bewältigung der Klimakrise, die Umsetzung einer ambitionierten Verkehrswende, ein Ende des Wohnungsmangels, die Verteidigung von Freiheitsrechten und demokratischen Werten, die sozial-ökologische und digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft und nicht zuletzt die Wahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts – sind in den letzten Jahren drängender geworden. Unsere Stärke liegt darin, diese Zukunftsfragen beständig zu thematisieren. Aber die nötigen Lösungen ergeben sich nicht allein aus Worten. Sie bedingen mutiges Handeln. Wir wissen, dass wir als GRÜNE nur so stark sind, wie die gesellschaftlichen Bündnisse, die uns tragen. Ich meine, dass wir die Verankerung in den sozialen und ökologischen Bewegungen zurecht wieder gestärkt haben und weiter stärken sollten.
Als Bündnis-, Mitmach- und Unterwegspartei ist es uns so gelungen, die Radikalität unserer Ziele mit einer neuen Gesprächsfähigkeit zu verbinden und damit neue Akzeptanz für die nötigen Veränderungen geschaffen. Am Ende dieser Entwicklung sind wir aber noch lange nicht. Ich weiß auch, dass dieser Zuwachs an Stimmen und an Mitgliedern auch eine Herausforderung ist. Er stellt neue Anforderungen an unsere Strukturen, an unsere personelle Aufstellung, an unsere Programmatik, vor allem aber erfordert er eine neue Haltung der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Als ich vor knapp zwei Jahren als Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen kandidiert habe, kamen wir gerade aus einer enttäuschenden Landtagswahl. Dass wir bei der Europawahl überall im Land, auch in den ländlichen Regionen, zweitstärkste und in neun Städten und einem Kreis sogar stärkste Kraft würden, hätte ich mir kaum vorstellen können. Wenn uns Umfragen nun selbst im Ruhrgebiet auf Platz eins sehen, ist das vor allem ein Auftrag, ernsthaft weiterzuarbeiten. Ich finde, wir sollten dabei den Mut haben, das Rennen um die Spitze im Mitte-Links-Spektrum aufzunehmen.
Ich will mich einsetzen für eine grüne Partei,
- die sich beherzt der Lösung der ökologischen Krisen widmet und dabei den Beweis erbringt, dass ökologische und soziale Gerechtigkeit zwei Seiten derselben Medaille sind,
- die glaubwürdig der sozialen Spaltung und der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft entgegentritt und ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben Aller erkämpft,
- die auf den neoliberalen Rückzug des Staates aus unserem Gemeinwesen mit einer sozial-ökologischen Investitionsoffensive antwortet, die Finanzkraft unserer Städte und Gemeinden sichert und damit auch die kommunale Demokratie fördert, und
- die unverbrüchlich an der Seite der Bedrohten, Diskriminierten, Ausgegrenzten und Entrechteten steht, die Feminismus lebt und klar, laut und unmissverständlich gegen rechte Hetze und Gewalt, gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form gruppenbezogener Menschlichkeit kämpft, ob auf der Straße oder im Parlament.
Ich bin seit zehn Jahren grünes Mitglied, war als Sprecher meines Duisburger Kreisverbandes kommunal aktiv, mehrere Jahre Mitglied im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND, als Mitarbeiter auf Europabene unterwegs und bin nun seit Januar 2018 Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen. Grüne Politik kenne ich daher aus vielen Perspektiven und weiß, wie wichtig es ist, möglichst alle auch zusammenzubringen. Das kann und sollte der Parteirat leisten, um aus der Volatilität der politischen Stimmung heraus eine stabile Gestaltungsperspektive für grüne Ziele zu schaffen. Wenn wir bei den kommenden Wahlen - angefangen bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg und den Kommunalwahlen in Bayern und NRW - an den Erfolg der Europawahl anschließen wollen, brauchen wir Geschlossenheit, Solidarität, eine gute Abstimmung und eine gemeinsame, fokussierte Kraftanstrengung.
Dafür will ich mich im Parteirat einsetzen, und dafür bitte ich euch um eure Unterstützung.
Herzliche Grüße,
Felix
- 30 Jahre alt, geboren & aufgewachsen in Duisburg, wo ich lebe.
- Seit Januar 2018 Landesvorsitzender der NRW-GRÜNEN
- Mitglied seit 2009, seitdem u. a. im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND & Kreisverbandssprecher in Duisburg, Mitglied des Länderrats
- 2009-2014 Zivildienst (Altenpflege) und Studium (Sozial-und Kulturanthropologie/Politikwissenschaft) in Berlin, parallel Mitarbeiter im Berliner Abgeordnetenhaus. 2014 - 2017 Leiter des NRW-Europabüros von Sven Giegold und Terry Reintke in Düsseldorf