Der Ruf nach ewigem Wachstum ist ein Fetisch, dem wir nicht weiter folgen sollten. Die Überschrift suggeriert aber genau das. Bei ihrer Rede vor der UN-Vollversammlung sagte Greta Thunberg wörtlich: "Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum - wie könnt ihr es wagen?"
Wir müssen uns in der Zielsetzung diesem ewigen Wachstums-Fetisch entziehen, dies erfordert nicht zwingend einen Anti-Fetisch, aber zumindest, Wohlstand unabhängig vom Wachstum in den Mittelpunkt zu stellen. Genau das machen wir mit dem Konzept der „doppelten Entkopplung“. (vgl. ÄA zur Zeile 89) Wir entkoppeln Wohlstand vom Wachstum und Wachstum vom Ressourcenverbrauch.
Im Übrigen ist das auch unabhängig von der Klimafrage zwingend notwendig. Die Wachstumsraten in einer gesättigten Volkswirtschaft wie Deutschland sinken. Hatten wir in den 50er Jahren noch Wachstumsraten von im Schnitt über acht Prozent lagen sie in den 80er Jahren nur noch bei im Schnitt rund 2,3 Prozent und in den 2000er Jahren im Schnitt bei knapp unter einem Prozent. Das zeigt: Wir müssen Wege finden unseren Arbeitsmarkt und unsere Sozialsysteme auch unabhängig von Wirtschaftswachstum stabil zu halten.
Kommentare
Tobias Magnus Schuster:
https://antraege.gruene.de/44bdk/Anders_Wirtschaften_fuer_nachhaltigen_Wohlstand_-_Auf_dem_Weg_in_die_so-5184/5584
Ein einfaches Beispiel für den Rebound-Effekt ist das Automobil: Zwar sind unsere heutigen Autos effizienter als vor 50 Jahren. Unter Anderem hat das aber erst ermöglicht, dass Autos leistungsfähiger, schneller, komplexer, schwerer und für die Massen bezahlbarer geworden – das hat letztlich zu einer massiven Zunahme des Ressourcenverbrauchs geführt. Ähnliches gilt für den Flugverkehr oder in Bereichen wie der Energieerzeugung.
Durch Effizienzgewinne und Recycling alleine die Umweltbelastung zu reduzieren ist Augenwischerei ohne Weitblick, welche der Ideologie des kontinuierlichen Wachstums folgt und zunächst vor allem zu mehr Umsatz pro eingesetztem Rohstoff führt. Das Problem des Ressourcenverbrauchs müssen wir stattdessen an der Wurzel anpacken und so den Ressourcenverbrauch sukzessive reduzieren.
Johannes Simon Stuve: