Mündlich
| Antrag: | Kapitel 3: Fortschritt gestalten | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Beate Müller-Gemmeke (KV Reutlingen) und 23 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 42%) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme | 
| Angelegt: | 26.09.2020, 15:08 | 
| Antrag: | Kapitel 3: Fortschritt gestalten | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Beate Müller-Gemmeke (KV Reutlingen) und 23 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 42%) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme | 
| Angelegt: | 26.09.2020, 15:08 | 
Entscheidungen Vorurteile und Benachteiligungen nicht in die Zukunft tragen, systematisieren oder gar verstärken.
(160a) Digitalisierung verändert die Prozesse in den Unternehmen. Das hat Auswirkungen auf die Arbeit im Betrieb, auf Tätigkeitsinhalte, Qualifikationsanforderungen und Arbeitsorganisation der Beschäftigten. Es gilt die Potenziale für gute Arbeit zu nutzen, indem die Mitbestimmung gestärkt wird. Ziel ist, die Digitalisierung sozial zu gestalten, damit die Wirtschaft und auch die Beschäftigten davon profitieren.
Kapitel 3: Fortschritt gestalten
Wissenschaft und Forschung
(138) Im Zentrum allen Fortschritts steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit. Der 
wissenschaftliche, technologische und gesellschaftliche Wandel muss so gestaltet werden, 
dass er Mensch und Umwelt nützt.
(139) Wissenschaft und Forschung schaffen Zukunft. Frei denken und experimentieren ist Basis 
für neue Ideen und Kreativität. Forschungs- und Erfindungsgeist helfen, Transformationen zu 
gestalten. Sie können nur in Freiheit gedeihen und genießen zu Recht besonderen Schutz. 
Zukunftsentwürfe müssen sich am Gemeinwohl orientieren und sie müssen mit der Gesellschaft 
für die Gesellschaft gestaltet werden. Vielfalt an Wissen und Zugängen ermöglicht 
zukunftstaugliche Lösungen bei Krisen.
(140) Forschungsergebnisse sind zunächst Erkenntnisse, die freies Denken und Experimentieren 
als Basis zur Entwicklung neuer Ideen brauchen. Sie bieten enorme gesellschaftliche Chancen, 
tragen aber auch das Risiko, missbraucht zu werden. Technologischer Fortschritt ist nicht 
über jeden Zweifel erhaben, sondern unterliegt ethischen Prinzipien wie dem Vorsorgeprinzip. 
Das beinhaltet auch die Freiheit, an bestimmten Entwicklungen nicht weiterzuarbeiten, wenn 
sie gegen ethische Grundprinzipien verstoßen.
(141) Mithilfe der Wissenschaft kann unsere Gesellschaft die vor uns liegenden 
Herausforderungen in Angriff nehmen, wie etwa die Wasserknappheit oder die Klimakrise. 
Wissenschaftlich-technologischer Fortschritt hat menschliches Leben fundamental verbessert. 
Er hat aber auch zu vielen globalen Krisen beigetragen und ist zugleich ein Weg, sie zu 
lösen.
(142) Um qualifiziert abwägen und entscheiden zu können, braucht es Forschung – nicht nur an 
Technologien, sondern auch zu ihren Risiken und Auswirkungen. Ethische Fragen müssen in der 
Wissenschaft und mit der Gesellschaft diskutiert und demokratisch verhandelt werden. Gute 
Politik orientiert sich an nachprüfbaren Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. 
Wissenschaft kann Politik jedoch nicht ersetzen.
(143) Gerade die freie, auf Neugier und Erkenntnis gerichtete Grundlagenforschung ist neben 
der Anwendungsforschung zur Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen 
ausreichend abzusichern. Wir brauchen eine Vielzahl von Alternativen und können angesichts 
der vielfältigen Krisen in der Welt keine Möglichkeit, sie zu bewältigen, von vornherein 
ausschließen. Entsprechend brauchen wir mehr und strukturell gut ausfinanzierte 
Grundlagenforschung innerhalb eines starken, weltoffenen und global vernetzten europäischen 
Forschungs- und Hochschulraums.
(144) Grundlage für das gesellschaftliche Vertrauen in Wissenschaft sind hohe Standards 
wissenschaftlicher Arbeit. Die Etablierung methodischer Standards und Überprüfung 
wissenschaftlicher Ergebnisse obliegt der Gemeinschaft der Wissenschaftler*innen. Forschung 
muss sich immer auch kritisch reflektieren, in allen Disziplinen Machtverhältnisse 
hinterfragen und vielfältig in der Wahl von Methoden, Theorien und Arbeitsweisen sein. 
Darüber hinaus sind der freie Informationsaustausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, 
die Überprüfbarkeit von Interessenskonflikten sowie der öffentliche Zugang zu 
Forschungsergebnissen und Datengrundlagen Grundprinzipien einer demokratischen Wissenschaft. 
Öffentliche Regulierung, beispielsweise der Zulassung neuartiger Technologien oder 
Präparate, legitimiert sich durch demokratische Prozesse.
(145) Eine freie, auskömmlich öffentlich finanzierte Wissenschaft muss auch gegenüber der 
Gesellschaft Rechenschaft ablegen können. Deswegen braucht es Transparenz darüber, wie 
Forschung finanziert wird, welche Projekte und Themen beforscht werden. Forschungsförderung 
darf nicht allein auf die ökonomische Verwertbarkeit ausgerichtet werden. Öffentlich 
finanzierte Forschungsergebnisse müssen der Gesellschaft im Sinne der Open Science 
zugänglich gemacht werden.
(146) Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind als unabhängige öffentliche Einrichtungen 
für das Entstehen sozialer und technologischer Innovationen unabdingbar. Das funktioniert 
nur mit einer auskömmlichen Grundfinanzierung der Hochschulen, die eine Unabhängigkeit von 
Drittmittelfinanzierung und somit freie Bildung und Forschung aus Neugierde ermöglicht.
(147) Hochschulen waren und sind auch ein Ort der kritischen Selbstreflexion unserer 
Gesellschaft. Wissenschaft analysiert gesellschaftliche Veränderungen, erkennt frühzeitig 
politische Umbrüche und diskutiert sie. In einer komplexer werdenden Welt gewinnen gerade 
Geistes- und Sozialwissenschaften sowie interdisziplinäres Arbeiten und Forschen an 
Bedeutung.
(148) Wissenschaftler*innen und Studierende brauchen zeitliche und inhaltliche Freiräume, um 
aus dem Studium mehr mitzunehmen als nur berufsbezogenes Wissen. Das Studium soll 
grundsätzlich gebührenfrei sein. Es braucht die Möglichkeit des von sozialer Herkunft 
unabhängigen Studierens. Personengruppen und Perspektiven, die bislang in Wissenschaft und 
Forschung unterrepräsentiert sind, sollen gezielt eingebunden und gefördert werden. 
Forschung braucht Vielfalt an Talenten. In einer demokratischen Hochschulkultur haben alle 
Statusgruppen ein angemessenes Mitbestimmungsrecht. Dafür bedarf es sozial verträglicher 
Arbeitsbedingungen und verlässlicher Beschäftigungsverhältnisse an den Hochschulen.
Bioethik
(149) Im medizinischen Bereich stellen sich ethische Fragen nach den Grenzen des Handelns 
ganz besonders. Vor allem dort, wo durch Veränderungen des Erbguts auch das Leben künftiger 
Generationen betroffen ist. Eingriffe in die menschliche Keimbahn sollen ausgeschlossen und 
der strenge Embryonenschutz soll beibehalten werden.
(150) In der Medizin braucht es eine vorausschauende Ethik mit klaren Kriterien: 
Menschenwürde, Freiheit und Selbstbestimmung sowie Verantwortung gegenüber den nachfolgenden 
Generationen. Vorausschauend können zum Beispiel Moratorien sein, um ethische Grenzfragen 
genauer beurteilen sowie Risiken, Gefahren und Auswirkungen auf künftige Generationen 
exakter abschätzen zu können oder Forschungen auch gar nicht durchzuführen. Das Klonen von 
Menschen ist auszuschließen.
(151) Menschen sollen selbstbestimmt Entscheidungen über ihren Körper und ihr Leben treffen 
können. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Information, damit Vor- und Nachteile 
abgewogen werden können.
(152) Reproduktionsmedizin bietet die Möglichkeit zur selbstbestimmten Elternschaft. Dabei 
müssen Frauen frei von patriarchaler Bevormundung und ökonomischem Druck entscheiden können, 
ob und welche Möglichkeiten sie in Anspruch nehmen. Alle Kinder benötigen einen klaren 
Rechtsstatus.
(153) Auch wenn die Versprechen der klassischen Gentechnik bis heute nicht eingelöst sind, 
so sind alte und neue gentechnische Verfahren doch in der Welt. Unser Kompass zum Umgang mit 
ihnen ist wie bei jeder Technologie, die Folgen der jeweiligen Anwendung für Mensch und 
Umwelt zu beurteilen. Nicht die Technologie, sondern ihre Chancen, Risiken und Folgen stehen 
im Zentrum. Forschung zu neuer Gentechnik soll ebenso gestärkt werden wie alternative 
Ansätze, die auf traditionelle Züchtungsverfahren setzen. Auch bei neuen gentechnischen 
Verfahren braucht es Risikoforschung. Wir halten an einem strengen Zulassungsverfahren und 
an der europäischen Orientierung am Vorsorgeprinzip fest. Es darf keine Patente auf den 
Genpool der Natur geben. Alle Züchtungen von Pflanzen und Tieren sind unter eine Open-
Source-Lizenz zu stellen, die eine Patentierung ausschließt.
Digitalisierung
(154) Digitalisierung kann genutzt werden, um Großartiges zu leisten, aber auch, um 
Gesellschaften zu manipulieren bis hin zu digitalen Diktaturen. Sie kann zu Engagement 
motivieren und neue Solidarität stiften, aber auch zur Passivität und zur Vereinsamung 
führen. Sie hat das Potential, das Gesundheitssystem zu unterstützen, Energie einzusparen 
oder Verkehr effizienter zu lenken. Politik hat die Aufgabe, die Digitalisierung so zu 
gestalten, dass sie Freiheitsgrade und Selbstbestimmung verstärkt und nicht eingrenzt. Dazu 
ist es unerlässlich, neben Technologiefirmen und staatlichen Stellen auch die 
Zivilgesellschaft zentral in die Entwicklung und den Ausbau der digitalen Infrastruktur 
einzubeziehen.
(155) Ein Mensch ohne Privatsphäre ist niemals selbstbestimmt. Informationelle 
Selbstbestimmung und informationstechnische Sicherheit sind zu gewährleisten genauso wie die 
Möglichkeit, Daten im Internet auch wieder zu löschen (Recht auf Vergessenwerden).
(156) Jeder Mensch hat ein Recht, sich frei zu informieren und frei zu kommunizieren. Die 
digitale Transformation kann allen Individuen mehr Macht verleihen. Sie bringt eine neue 
Welle der Aufklärung mit sich. Menschen werden von Nutzer*innen zu Gestalter*innen. Dabei 
müssen die alten Fragen der Moderne nach Freiheit, Gleichberechtigung, Vernunft und Moral 
neu beantwortet werden.
(157) Der Umgang mit Daten muss von klaren Kriterien geleitet sein: Nachvollziehbarkeit, 
Transparenz, Nichtdiskriminierung, Chancengleichheit, Schutz von Privatheit und Freiheit im 
Netz. Das bedeutet auch, eine angemessene Vergütung für Künstler*innen und Kulturschaffende 
sicherzustellen.
(158) Übermäßige Datenmacht und Datenmonopole gilt es zu verhindern und aufzubrechen. 
Unternehmen und Behörden, die über viele Daten verfügen, müssen ihre Daten außerhalb von 
B2B- oder Industrieplattformen der Allgemeinheit anonymisiert zur Verfügung stellen. Open 
Source, Open Data und höchste Daten- und Verbraucher*innen-Schutz-Standards sind die 
europäische Antwort, um einer unkontrollierten Datenmacht von Staaten wie von Unternehmen 
entgegenzuwirken.
(159) Datenverarbeitende und selbstlernende Systeme greifen teils direkt in die Lebenswelt 
der Menschen ein und treffen eigene Entscheidungen. Deshalb braucht es für diese Systeme 
klare Haftungsregeln. Digitale Prozesse, wie beispielsweise Algorithmen, müssen 
nachvollziehbar sein, damit sie kontrolliert werden können.
(160) Ethisch-normative Prinzipien dürfen nur von Menschen aufgestellt werden. 
Automatisierte Entscheidungen müssen von natürlichen oder juristischen Personen verantwortet 
werden. Entscheidungen über Leben und Tod dürfen nur von Menschen getroffen werden, nicht 
von Maschinen und Algorithmen. Es muss gesetzlich sichergestellt werden, dass algorithmische 
Entscheidungen Vorurteile und Benachteiligungen nicht in die Zukunft tragen, systematisieren 
oder gar verstärken.
(160a) Digitalisierung verändert die Prozesse in den Unternehmen. Das hat Auswirkungen auf die Arbeit im Betrieb, auf Tätigkeitsinhalte, Qualifikationsanforderungen und Arbeitsorganisation der Beschäftigten. Es gilt die Potenziale für gute Arbeit zu nutzen, indem die Mitbestimmung gestärkt wird. Ziel ist, die Digitalisierung sozial zu gestalten, damit die Wirtschaft und auch die Beschäftigten davon profitieren.
(161) Frauen sollen die digitale Welt gleichberechtigt mitgestalten. Es gilt, 
geschlechtsspezifische Stereotype sowie von männlichen Erwerbsmodellen dominierte 
Machtstrukturen und Arbeitsformen in den Digitalunternehmen aufzubrechen, damit Frauen sich 
deutlich stärker in der Digitalwirtschaft etablieren und Vorbilder sein können. Dabei spielt 
auch das Bildungssystem eine entscheidende Rolle.
(162) Kinder, Heranwachsende, benachteiligte und verletzliche Menschen benötigen in der 
digitalen Welt speziellen Schutz. Ihre selbstbestimmte Teilhabe an der digitalen Welt ist zu 
fördern und ihr Zugang zu elementaren digitalen Gütern und Dienstleistungen zu 
gewährleisten.
(163) In einer global verflochtenen Welt wird technologischer Wandel effizienter durch 
internationale Kooperation. In einer Wertesystemkonkurrenz zwischen einem regulierten 
kapitalistischen und einem autoritär gelenkten Fortschritt geht es um eine größere 
technologische Souveränität Europas, damit sich Europas Bürger*innen auch in einer 
technisierten Welt mündig, aufgeklärt und damit selbstbestimmt bewegen können. Das gilt 
insbesondere für die kritische Infrastruktur. Zentrale Technologien soll Europa mit seinen 
Werten mitgestalten. Es braucht daher eine starke europäische Vernetzung von 
Spitzenforscher*innen, damit Europa nicht von wesentlichen Zukunftstechnologien abgehängt 
wird.
(164) Der Innovationsstandort Europa soll im globalen Kontext gestärkt und ausreichend 
finanziert werden. Das umfasst die stärkere Förderung offener Hard- und Software sowie 
offener Standards. Dem Gedanken der Demokratie widersprechen Akkumulationen von Märkten, aus 
denen weltweit agierende Konzerne hervorgehen, die mächtiger sind als Staaten.
(159) Die Digitalisierung verändert die Prozesse in den Unternehmen und das hat Auswirkungen auf die Arbeit im Betrieb, auf Tätigkeitsinhalte, Qualifikationsanforderungen und Arbeitsorganisation der Beschäftigten. Es gilt die Potenziale für gute Arbeit zu nutzen, indem die Mitbestimmung gestärkt wird. Ziel ist die Digitalisierung sozial zu gestalten, damit die Wirtschaft und auch die Beschäftigten davon profitieren.
(160) Datenverarbeitende und selbstlernende Systeme greifen teils direkt in die Lebenswelt der Menschen ein und treffen eigene Entscheidungen. Deshalb braucht es für diese Systeme 
Kapitel 3: Fortschritt gestalten
Wissenschaft und Forschung
(138) Im Zentrum allen Fortschritts steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit. Der 
wissenschaftliche, technologische und gesellschaftliche Wandel muss so gestaltet werden, 
dass er Mensch und Umwelt nützt.
(139) Wissenschaft und Forschung schaffen Zukunft. Frei denken und experimentieren ist Basis 
für neue Ideen und Kreativität. Forschungs- und Erfindungsgeist helfen, Transformationen zu 
gestalten. Sie können nur in Freiheit gedeihen und genießen zu Recht besonderen Schutz. 
Zukunftsentwürfe müssen sich am Gemeinwohl orientieren und sie müssen mit der Gesellschaft 
für die Gesellschaft gestaltet werden. Vielfalt an Wissen und Zugängen ermöglicht 
zukunftstaugliche Lösungen bei Krisen.
(140) Forschungsergebnisse sind zunächst Erkenntnisse, die freies Denken und Experimentieren 
als Basis zur Entwicklung neuer Ideen brauchen. Sie bieten enorme gesellschaftliche Chancen, 
tragen aber auch das Risiko, missbraucht zu werden. Technologischer Fortschritt ist nicht 
über jeden Zweifel erhaben, sondern unterliegt ethischen Prinzipien wie dem Vorsorgeprinzip. 
Das beinhaltet auch die Freiheit, an bestimmten Entwicklungen nicht weiterzuarbeiten, wenn 
sie gegen ethische Grundprinzipien verstoßen.
(141) Mithilfe der Wissenschaft kann unsere Gesellschaft die vor uns liegenden 
Herausforderungen in Angriff nehmen, wie etwa die Wasserknappheit oder die Klimakrise. 
Wissenschaftlich-technologischer Fortschritt hat menschliches Leben fundamental verbessert. 
Er hat aber auch zu vielen globalen Krisen beigetragen und ist zugleich ein Weg, sie zu 
lösen.
(142) Um qualifiziert abwägen und entscheiden zu können, braucht es Forschung – nicht nur an 
Technologien, sondern auch zu ihren Risiken und Auswirkungen. Ethische Fragen müssen in der 
Wissenschaft und mit der Gesellschaft diskutiert und demokratisch verhandelt werden. Gute 
Politik orientiert sich an nachprüfbaren Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. 
Wissenschaft kann Politik jedoch nicht ersetzen.
(143) Gerade die freie, auf Neugier und Erkenntnis gerichtete Grundlagenforschung ist neben 
der Anwendungsforschung zur Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen 
ausreichend abzusichern. Wir brauchen eine Vielzahl von Alternativen und können angesichts 
der vielfältigen Krisen in der Welt keine Möglichkeit, sie zu bewältigen, von vornherein 
ausschließen. Entsprechend brauchen wir mehr und strukturell gut ausfinanzierte 
Grundlagenforschung innerhalb eines starken, weltoffenen und global vernetzten europäischen 
Forschungs- und Hochschulraums.
(144) Grundlage für das gesellschaftliche Vertrauen in Wissenschaft sind hohe Standards 
wissenschaftlicher Arbeit. Die Etablierung methodischer Standards und Überprüfung 
wissenschaftlicher Ergebnisse obliegt der Gemeinschaft der Wissenschaftler*innen. Forschung 
muss sich immer auch kritisch reflektieren, in allen Disziplinen Machtverhältnisse 
hinterfragen und vielfältig in der Wahl von Methoden, Theorien und Arbeitsweisen sein. 
Darüber hinaus sind der freie Informationsaustausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, 
die Überprüfbarkeit von Interessenskonflikten sowie der öffentliche Zugang zu 
Forschungsergebnissen und Datengrundlagen Grundprinzipien einer demokratischen Wissenschaft. 
Öffentliche Regulierung, beispielsweise der Zulassung neuartiger Technologien oder 
Präparate, legitimiert sich durch demokratische Prozesse.
(145) Eine freie, auskömmlich öffentlich finanzierte Wissenschaft muss auch gegenüber der 
Gesellschaft Rechenschaft ablegen können. Deswegen braucht es Transparenz darüber, wie 
Forschung finanziert wird, welche Projekte und Themen beforscht werden. Forschungsförderung 
darf nicht allein auf die ökonomische Verwertbarkeit ausgerichtet werden. Öffentlich 
finanzierte Forschungsergebnisse müssen der Gesellschaft im Sinne der Open Science 
zugänglich gemacht werden.
(146) Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind als unabhängige öffentliche Einrichtungen 
für das Entstehen sozialer und technologischer Innovationen unabdingbar. Das funktioniert 
nur mit einer auskömmlichen Grundfinanzierung der Hochschulen, die eine Unabhängigkeit von 
Drittmittelfinanzierung und somit freie Bildung und Forschung aus Neugierde ermöglicht.
(147) Hochschulen waren und sind auch ein Ort der kritischen Selbstreflexion unserer 
Gesellschaft. Wissenschaft analysiert gesellschaftliche Veränderungen, erkennt frühzeitig 
politische Umbrüche und diskutiert sie. In einer komplexer werdenden Welt gewinnen gerade 
Geistes- und Sozialwissenschaften sowie interdisziplinäres Arbeiten und Forschen an 
Bedeutung.
(148) Wissenschaftler*innen und Studierende brauchen zeitliche und inhaltliche Freiräume, um 
aus dem Studium mehr mitzunehmen als nur berufsbezogenes Wissen. Das Studium soll 
grundsätzlich gebührenfrei sein. Es braucht die Möglichkeit des von sozialer Herkunft 
unabhängigen Studierens. Personengruppen und Perspektiven, die bislang in Wissenschaft und 
Forschung unterrepräsentiert sind, sollen gezielt eingebunden und gefördert werden. 
Forschung braucht Vielfalt an Talenten. In einer demokratischen Hochschulkultur haben alle 
Statusgruppen ein angemessenes Mitbestimmungsrecht. Dafür bedarf es sozial verträglicher 
Arbeitsbedingungen und verlässlicher Beschäftigungsverhältnisse an den Hochschulen.
Bioethik
(149) Im medizinischen Bereich stellen sich ethische Fragen nach den Grenzen des Handelns 
ganz besonders. Vor allem dort, wo durch Veränderungen des Erbguts auch das Leben künftiger 
Generationen betroffen ist. Eingriffe in die menschliche Keimbahn sollen ausgeschlossen und 
der strenge Embryonenschutz soll beibehalten werden.
(150) In der Medizin braucht es eine vorausschauende Ethik mit klaren Kriterien: 
Menschenwürde, Freiheit und Selbstbestimmung sowie Verantwortung gegenüber den nachfolgenden 
Generationen. Vorausschauend können zum Beispiel Moratorien sein, um ethische Grenzfragen 
genauer beurteilen sowie Risiken, Gefahren und Auswirkungen auf künftige Generationen 
exakter abschätzen zu können oder Forschungen auch gar nicht durchzuführen. Das Klonen von 
Menschen ist auszuschließen.
(151) Menschen sollen selbstbestimmt Entscheidungen über ihren Körper und ihr Leben treffen 
können. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Information, damit Vor- und Nachteile 
abgewogen werden können.
(152) Reproduktionsmedizin bietet die Möglichkeit zur selbstbestimmten Elternschaft. Dabei 
müssen Frauen frei von patriarchaler Bevormundung und ökonomischem Druck entscheiden können, 
ob und welche Möglichkeiten sie in Anspruch nehmen. Alle Kinder benötigen einen klaren 
Rechtsstatus.
(153) Auch wenn die Versprechen der klassischen Gentechnik bis heute nicht eingelöst sind, 
so sind alte und neue gentechnische Verfahren doch in der Welt. Unser Kompass zum Umgang mit 
ihnen ist wie bei jeder Technologie, die Folgen der jeweiligen Anwendung für Mensch und 
Umwelt zu beurteilen. Nicht die Technologie, sondern ihre Chancen, Risiken und Folgen stehen 
im Zentrum. Forschung zu neuer Gentechnik soll ebenso gestärkt werden wie alternative 
Ansätze, die auf traditionelle Züchtungsverfahren setzen. Auch bei neuen gentechnischen 
Verfahren braucht es Risikoforschung. Wir halten an einem strengen Zulassungsverfahren und 
an der europäischen Orientierung am Vorsorgeprinzip fest. Es darf keine Patente auf den 
Genpool der Natur geben. Alle Züchtungen von Pflanzen und Tieren sind unter eine Open-
Source-Lizenz zu stellen, die eine Patentierung ausschließt.
Digitalisierung
(154) Digitalisierung kann genutzt werden, um Großartiges zu leisten, aber auch, um 
Gesellschaften zu manipulieren bis hin zu digitalen Diktaturen. Sie kann zu Engagement 
motivieren und neue Solidarität stiften, aber auch zur Passivität und zur Vereinsamung 
führen. Sie hat das Potential, das Gesundheitssystem zu unterstützen, Energie einzusparen 
oder Verkehr effizienter zu lenken. Politik hat die Aufgabe, die Digitalisierung so zu 
gestalten, dass sie Freiheitsgrade und Selbstbestimmung verstärkt und nicht eingrenzt. Dazu 
ist es unerlässlich, neben Technologiefirmen und staatlichen Stellen auch die 
Zivilgesellschaft zentral in die Entwicklung und den Ausbau der digitalen Infrastruktur 
einzubeziehen.
(155) Ein Mensch ohne Privatsphäre ist niemals selbstbestimmt. Informationelle 
Selbstbestimmung und informationstechnische Sicherheit sind zu gewährleisten genauso wie die 
Möglichkeit, Daten im Internet auch wieder zu löschen (Recht auf Vergessenwerden).
(156) Jeder Mensch hat ein Recht, sich frei zu informieren und frei zu kommunizieren. Die 
digitale Transformation kann allen Individuen mehr Macht verleihen. Sie bringt eine neue 
Welle der Aufklärung mit sich. Menschen werden von Nutzer*innen zu Gestalter*innen. Dabei 
müssen die alten Fragen der Moderne nach Freiheit, Gleichberechtigung, Vernunft und Moral 
neu beantwortet werden.
(157) Der Umgang mit Daten muss von klaren Kriterien geleitet sein: Nachvollziehbarkeit, 
Transparenz, Nichtdiskriminierung, Chancengleichheit, Schutz von Privatheit und Freiheit im 
Netz. Das bedeutet auch, eine angemessene Vergütung für Künstler*innen und Kulturschaffende 
sicherzustellen.
(158) Übermäßige Datenmacht und Datenmonopole gilt es zu verhindern und aufzubrechen. 
Unternehmen und Behörden, die über viele Daten verfügen, müssen ihre Daten außerhalb von 
B2B- oder Industrieplattformen der Allgemeinheit anonymisiert zur Verfügung stellen. Open 
Source, Open Data und höchste Daten- und Verbraucher*innen-Schutz-Standards sind die 
europäische Antwort, um einer unkontrollierten Datenmacht von Staaten wie von Unternehmen 
entgegenzuwirken.
(159) Die Digitalisierung verändert die Prozesse in den Unternehmen und das hat Auswirkungen auf die Arbeit im Betrieb, auf Tätigkeitsinhalte, Qualifikationsanforderungen und Arbeitsorganisation der Beschäftigten. Es gilt die Potenziale für gute Arbeit zu nutzen, indem die Mitbestimmung gestärkt wird. Ziel ist die Digitalisierung sozial zu gestalten, damit die Wirtschaft und auch die Beschäftigten davon profitieren.
(160) Datenverarbeitende und selbstlernende Systeme greifen teils direkt in die Lebenswelt 
der Menschen ein und treffen eigene Entscheidungen. Deshalb braucht es für diese Systeme 
klare Haftungsregeln. Digitale Prozesse, wie beispielsweise Algorithmen, müssen 
nachvollziehbar sein, damit sie kontrolliert werden können.
(160) Ethisch-normative Prinzipien dürfen nur von Menschen aufgestellt werden. 
Automatisierte Entscheidungen müssen von natürlichen oder juristischen Personen verantwortet 
werden. Entscheidungen über Leben und Tod dürfen nur von Menschen getroffen werden, nicht 
von Maschinen und Algorithmen. Es muss gesetzlich sichergestellt werden, dass algorithmische 
Entscheidungen Vorurteile und Benachteiligungen nicht in die Zukunft tragen, systematisieren 
oder gar verstärken.
(161) Frauen sollen die digitale Welt gleichberechtigt mitgestalten. Es gilt, 
geschlechtsspezifische Stereotype sowie von männlichen Erwerbsmodellen dominierte 
Machtstrukturen und Arbeitsformen in den Digitalunternehmen aufzubrechen, damit Frauen sich 
deutlich stärker in der Digitalwirtschaft etablieren und Vorbilder sein können. Dabei spielt 
auch das Bildungssystem eine entscheidende Rolle.
(162) Kinder, Heranwachsende, benachteiligte und verletzliche Menschen benötigen in der 
digitalen Welt speziellen Schutz. Ihre selbstbestimmte Teilhabe an der digitalen Welt ist zu 
fördern und ihr Zugang zu elementaren digitalen Gütern und Dienstleistungen zu 
gewährleisten.
(163) In einer global verflochtenen Welt wird technologischer Wandel effizienter durch 
internationale Kooperation. In einer Wertesystemkonkurrenz zwischen einem regulierten 
kapitalistischen und einem autoritär gelenkten Fortschritt geht es um eine größere 
technologische Souveränität Europas, damit sich Europas Bürger*innen auch in einer 
technisierten Welt mündig, aufgeklärt und damit selbstbestimmt bewegen können. Das gilt 
insbesondere für die kritische Infrastruktur. Zentrale Technologien soll Europa mit seinen 
Werten mitgestalten. Es braucht daher eine starke europäische Vernetzung von 
Spitzenforscher*innen, damit Europa nicht von wesentlichen Zukunftstechnologien abgehängt 
wird.
(164) Der Innovationsstandort Europa soll im globalen Kontext gestärkt und ausreichend 
finanziert werden. Das umfasst die stärkere Förderung offener Hard- und Software sowie 
offener Standards. Dem Gedanken der Demokratie widersprechen Akkumulationen von Märkten, aus 
denen weltweit agierende Konzerne hervorgehen, die mächtiger sind als Staaten.
Mündlich
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