Grösste Schwäche der Europäischen Union ist ihr Demokratiedefizit. Ihre Akzeptanz und ihre Leistungsfähigkeit erfordern seine Überwindung. Das Europäische Parlament soll endlich vollwertige Europäische Legislative werden. Bei der europäischen Gesetzgebung soll nicht mehr der Rat der Europäischen Union (vgl. https://dejure.org/gesetze/AEUV/294.html ), sondern eine europäische Zweite Kammer gleichberechtigt mitwirken. Der grosse Unterschied: nicht mehr die (mehr oder weniger weisungs- und/oder koalitionsvertragsgebundenen) Mitglieder der nationalen Regierungen, sondern unabhängige, speziell für diese Aufgabe gewählte europäische Senator*innen entscheiden. - Es wäre viel zu zaghaft und kurzsichtig, an dieser Stelle ausgerechnet das deutsche Bundesrats-Modell reproduzieren zu wollen. Eine saubere Trennung von Legislative und Exekutive ist nicht nur "demokratietheoretisch" wünschenswert, sondern ganz praktisch zur Überwindung des gegenwärtigen Exekutivföderalismus dringend geboten. Eben deswegen wurde in Antwerpen "a European senate" beschlossen. Er sollte möglichst ganz (wie in Italien, Polen, den USA, der Schweiz) oder überwiegend (Spanien) direkt gewählt werden; soweit Senator*innen indirekt gewählt werden, sollten es dann Kommunal-/Regionalparlamente tun (wie ganz oder überwiegend in Frankreich, Belgien und den Niederlanden).- Diese neue EU-Legislative soll selbstverständlich auch das Budgetrecht ausüben. Das soll durch eine auskömmliche, von „Mitgliedsbeiträgen“ ein gutes Stück weit unabhängige Finanzierung der EU unterfüttert werden. Die EU-Steuern sollen „ganz nebenbei“ auch die sozial-ökologische Transformation vorantreiben.
Der tatsächliche finanzielle Spielraum soll groß genug auch für krisenbewältigende Rettungseinsätze sein.
In einer vielsprachigen, aus starken Nationalstaaten erwachsenen Föderation wäre eine Präsidialregierung in Konfliktsituationen ein ganz erhebliches Risiko für die Akzeptanz von Regierungshandeln. Tendenziell würde das auch für eine Richtlinienkompetenz einer parlamentarisch gewählten Regierungsspitze(-nperson) gelten. Den Ausweg zeigt die Schweiz, wo sich der siebenköpfige „Bundesrat“ seit 1848 bewährt hat (siehe https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19995395/index.html#a174 , dort Art. 174 - 187). Gleichberechtigung und rotierender Vorsitz passen auch viel besser zu Koalitionen „auf Augenhöhe“, wie Grüne sie für die zukünftige voll entwickelte EU ins Auge fassen sollten.
Diese Ergänzung wiederholt und konkretisiert die einschlägigen Forderungen
- der BDK Leipzig, 2019, „Europas Versprechen erneuern“ (Europawahlprogramm), https://cms.gruene.de/uploads/documents/B90GRUENE_Europawahlprogramm_2019_barrierefrei.pdf , dort S. 85 – 89,
- des EGP-Parteitags Berlin, 2018, „Time to renew the promise of Europe“ (Europawahlprogramm), https://europeangreens.eu/sites/europeangreens.eu/files/8.%20PROOFREAD%20Adopted%20%20EGP%20Manifesto%202019.pdf , dort S. 11, 14 und 15 – deutsch: „Es ist Zeit, Europas Versprechen zu erneuern“, https://europeangreens.eu/sites/europeangreens.eu/files/EGP%20Manifesto%202019_DE.pdf ;
- des EGP-Parteitags Antwerpen, 2018, "Our European Union: ENGAGING FOR A DEMOCRATIC AND UNITED EUROPE", https://europeangreens.eu/sites/europeangreens.eu/files/news/files/1.%20Adopted%-20Our%20EU_%20a%20democratic%20and%20united%20Europe.pdf , dort besonders S. 3, 4, 5 und 8 – deutsch: "Unsere Europäische Union: Engagement für ein demokratisches und geeintes Europa", https://europeangreens.eu/sites/europeangreens.eu/files/news/files/1.%20Adopted%20Our%20EU_%20a%20democratic%20and%20united%20Europe-de.pdf ;
- der BDK Berlin, 2017, "Zukunft wird aus Mut gemacht" (Bundestagswahlprogramm), https://cms.gruene.de/uploads/documents/BUENDNIS_90_DIE_GRUENEN_Bundestagswahlprogramm_2017_barrierefrei.pdf , dort S. 73 - 77;
- der BDK Münster, 2016, "Ja zu Europa, Mut zur Veränderung - Europas Zukunft gemeinsam gestalten", https://cms.gruene.de/uploads/documents/E-01_Ja_zu_Europa__Mut_zur_Veraenderung-1.pdf , dort S. 2 - 4 und 15;
- der BDK Dresden, 2014, "Europa mitentscheiden, erneuern, zusammenhalten" (Europawahlprogramm), https://cms.gruene.de/uploads/documents/Gruenes-Europawahlprogramm-2014-1.pdf , dort S. 72 - 74;
- der BDK Berlin, 2013, "Zeit für den grünen Wandel" (Bundestagswahlprogramm), https://wolke.netzbegruenung.de/apps/files/?dir=/1_Bundesverband/Inhalte%20%26%20Positionen/Beschlüsse%20Gremien/Bundesdelegiertenkonferenzen/2013-04-Berlin&fileid=28918267#pdfviewer , dort S. 286, 287 und 294;
- der BDK Berlin, 2002, "Die Zukunft ist grün." (Grundsatzprogramm), https://cms.gruene.de/uploads/documents/Grundsatzprogramm-2002.pdf , dort S. 153 – 156.
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