In der Theorie schneidet die neue Gentechnikmethode CRISPR/Cas im Zellkern eine bestimmte Gensequenz und kann dort entweder einzelne DNA-Bausteine verändern, herausschneiden oder einfügen. Dies geschieht mit dem Ziel die Pflanze/das Tier gezielt zu „verbessern“. Allerdings treten ungewollte und weitgehend unbekannte Nebeneffekte auf, da die DNA auch an ungewollten Stellen geschnitten und verändert wird. CRISPR /Cas kann außerdem unbegrenzt hintereinander verwendet werden und so ganze Genome umschreiben. Das Risiko, dass wir weitreichende langfristige Änderungen in der Ausprägung von Pflanze und Tier (und damit der Umwelt) zulassen, ist unvermeidlich.
Deshalb macht es keinen Sinn, weiterhin Forschung dazu zu unterstützen, trotz der massiven Werbung der Wirtschaft, die hier ein gigantisches Wachstumspotenzial sieht. Die neue Gentechnik ist und bleibt verantwortungslos.
Neben dieser molekularbiologischen Sichtweise gibt es wichtige weitere Argumente:
1) Die Kontamination der Umwelt und einer bis dato gentechnikfreien Landwirtschaft mit genmanipulierten Organismen kann nicht dauerhaft verhindert werden – eine Koexistenz mit der ökologischen Landwirtschaft ist deshalb unmöglich.
2) Auch mit den neuen Gentechnikmethoden wie CRISPR/Cas sind herbizidresistente Pflanzen geplant. Diese steigern den Einsatz von Ackergiften, der unsere Gesundheit gefährdet und die Artenvielfalt schwinden lässt.
3) Auch Eingriffe in das Genom von Nutztieren werden mit den neuen Methoden einfacher: Zum Beispiel könnte die Gensequenz, die Schweinen den Ringelschwanz wachsen lässt, aus deren DNA entfernt werden. Das Ergebnis wären Tiere, die noch besser in das System der Massentierhaltung passen – und einhergehend mit dieser Technologie Patente auf Rinder, Schweine oder Hühner. Die Anpassung der Tiere an die Strukturen der industriellen Tierhaltung bereits auf der Ebene des Erbguts, ermöglicht eine Ausweitung und Intensivierung der Massentierhaltung.
4) Durch die Patentierung von genmanipulierten Produkten monopolisieren die Konzerne den Agrarmarkt noch weiter, schränken die Vielfalt bei Nutzpflanzen und Tieren ein und diktieren Auswahl und Preise.
5) Natürlich auftretende Mutationen sind sehr wohl unterscheidbar von Mutationen, die mittels Gentechnik erzeugt wurden: Um Genmanipulation an einem Organismus schnell und praktikabel nachzuweisen, ist ein Referenzmaterial nötig. Weil die EU die Gentech-Industrie zwingt, für die Zulassung eines Produkts Referenzmaterial und Nachweismethoden zu liefern, ist der technische Nachweis bisher kein Problem. Doch auch ohne Referenzmaterial können die Änderungen an der DNA Hinweise auf die Nutzung von Enzymen wie Cas liefern.
Die ökologische Pflanzenzucht hat in den vergangenen Jahren praktisch anwendbare Fortschritte gebracht, um Pflanzen gegen Krankheiten resistent zu machen oder an den Klimawandel anzupassen. Zum Beispiel Kartoffeln, die auf salzigen Böden wachsen oder die Apfelsorte Topaz und die Rotweinsorte Regent, die widerstandsfähig gegen Pilzbefall sind. In der ökologischen Pflanzenzucht weiß man aber auch, dass rein genetische Resistenzen keine Wundermittel und nie dauerhafte Lösungen sind, weil sich auch Schädlinge und Krankheiten anpassen. So gibt es inzwischen Pilzerkrankungen, die auch Topaz-Äpfel befallen. Ökologischer Schutz von Nutzpflanzen muss immer auch die Vielfalt im Anbausystem einbeziehen. Voraussetzung für jeden Zuchtfortschritt außerhalb der synthetischen Biologie ist die genetische Vielfalt von Kulturpflanzen und Nutztieren. Diese Vielfalt kann nur effektiv erhalten werden, wenn sie von Bäuerinnen und Bauern und Gärtnerinnen und Gärtnern in vielfältigen Agrarökosystemen genutzt wird.
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