| Antrag: | Kapitel 6: Solidarität sichern | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg (dort beschlossen am: 22.09.2020) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Übernahme | 
| Angelegt: | 24.09.2020, 10:08 | 
GSP.S-01-005: Kapitel 6: Solidarität sichern
Von Zeile 4 bis 6 einfügen:
die Grundlage für persönliche Entfaltung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Soziale Politik schafft Teilhabe. Dafür braucht es soziale und inklusive Infrastruktur, Orte des Miteinanders, diskriminierungsfreie Zugänge sowie gleichwertige Lebensverhältnisse. Eine gute
Kapitel 6: Solidarität sichern
Sicherheitsversprechen
(274) Es braucht ein neues soziales Sicherheitsversprechen. Ein starkes soziales Netz ist 
die Grundlage für persönliche Entfaltung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Soziale 
Politik schafft Teilhabe. Dafür braucht es soziale und inklusive Infrastruktur, Orte des Miteinanders, 
diskriminierungsfreie Zugänge sowie gleichwertige Lebensverhältnisse. Eine gute 
Daseinsvorsorge ist Voraussetzung für Zusammenhalt.
(275) Freiheitsrechte bleiben ein Privileg von wenigen, wenn die sozialen Voraussetzungen 
nicht beachtet werden. Das Grundgesetz soll deshalb um soziale Grundrechte ergänzt werden.
(276) Die weitere Angleichung der Lebensverhältnisse in der Europäischen Union ist eine 
Voraussetzung für eine von allen positiv erlebte Freizügigkeit. Europa braucht daher 
Investitionen in sozialen Zusammenhalt und Klimaschutz und keine destruktive Sparpolitik. 
Sie hat die Europäische Union in der Vergangenheit auseinandergetrieben.
Arbeit
(277) Für die meisten Menschen ist Erwerbsarbeit mehr als Existenzsicherung. Arbeit stiftet 
Sinn, man gehört dazu, bringt etwas voran. Erwerbsarbeit in Vollzeit muss immer so viel wert 
sein, dass man davon auskömmlich leben kann. Arbeit umfasst aber auch Sorge- und 
ehrenamtliche Arbeit, die für eine funktionierende Wirtschaft unerlässlich ist. Auch diese 
Arbeit muss mehr Anerkennung erfahren und aufgewertet werden.
(278) Jeder Mensch muss von seiner Arbeit leben können und darf nicht ohne soziale 
Absicherung sein. Dafür braucht es ein starkes Arbeitsrecht. Dazu zählen faire Löhne, ein 
armutsfester Mindestlohn, Lohngleichheit bei gleicher und gleichwertiger Arbeit, klare 
Vorgaben zu Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Regelung von Arbeitszeiten. Das 
Arbeitsrecht muss auch in digitalen Arbeitsmodellen und Unternehmen vollständig gelten und 
gestärkt werden.
(279) Die Vertretung von Arbeitnehmer*innen-Interessen durch Gewerkschaften und Betriebsräte 
gilt in allen Unternehmen und Branchen. Die Sozialpartnerschaft muss auch im Wandel bewahrt 
und ausgebaut werden. Für ihre Lebensplanung brauchen Menschen Verlässlichkeit, auch im 
Erwerbsleben. Dazu gehören ein effektiver Kündigungsschutz, Tariflöhne und, wo möglich, 
unbefristete Arbeitsverträge. Die Tarifbindung muss gestärkt werden und die öffentliche Hand 
soll dies bei ihrer Auftragsvergabe berücksichtigen. Starke Gewerkschaften sind dabei starke 
Partner.
(280) Eine vielfältige Gesellschaft bringt immer vielfältigere Formen der Beschäftigung und 
Arbeit hervor, oftmals jenseits der Festanstellung. Um Solo-Selbstständige zu unterstützen 
und gleichzeitig in das Sozialsystem einzubinden und um prekäre Lebensverhältnisse zu 
verhindern, sollen neue Sicherungsmodelle entwickelt werden. Solo-Selbstständigen soll der 
Eintritt in die Gesundheits- und Rentenversicherung erleichtert werden und sie sollen die 
Möglichkeit haben, sich gegen Arbeitslosigkeit zu versichern. Dabei haben die besonderen 
Bedingungen des jeweiligen Berufsbildes Auswirkungen sowohl auf den Anspruch wie auf die 
Auszahlung.
(281) Menschen mit Behinderung, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten oder dort 
arbeiten möchten, sollen die dafür notwendige Unterstützung erhalten. Menschen mit 
Behinderung, die bislang in Werkstätten arbeiten, sollen bessere Möglichkeiten bekommen, in 
den allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu wechseln. Dafür sollen sich Werkstätten 
weiter öffnen. Als echte Alternativen zu den Werkstätten sollen Integrationsunternehmen 
ausgebaut werden. Das Ziel ist ein inklusiver Arbeitsmarkt.
(282) Die ökologische Transformation und der digitale Wandel ändern das Wirtschaften 
grundlegend, und damit auch die Arbeit und die Arbeitsbedingungen. Die Hälfte der Kinder, 
die in die Schule kommen, werden später in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht 
gibt. Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet Chancen und Risiken. Welche Tendenzen sich 
durchsetzen, ist eine Frage der politischen Gestaltung. Ohne klare politische Steuerung 
erleben wir neue Formen von Ausbeutung, Überforderung und Entfremdung, von Überwachung und 
ständiger Erreichbarkeit. Doch wenn die Transformation politisch organisiert wird, bietet 
sie große Chancen für mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Es gilt, die Möglichkeiten der 
Digitalisierung zu nutzen, um schwere Tätigkeiten zu erleichtern.
(283) Neben Einkommen ist Zeithaben für viele Menschen ein immer größerer Wert. Die 
Verfügbarkeit über die eigene Zeit schafft Lebenszufriedenheit. Die Steigerung der 
Produktivität soll so genutzt werden, dass Menschen freier und souveräner agieren können. 
Die Möglichkeit, selbst über die eigene Arbeitszeit zu bestimmen, gilt es zu stärken. 
Gleichzeitig kann durch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung Arbeit gerechter verteilt 
werden, so dass alle Menschen mehr Zeit für sich selbst, ihre Familien, ihre Hobbys und für 
gesellschaftliches Engagement haben. In Zeiten der Erziehung, Pflege und Weiterbildung 
braucht es eine solidarische Unterstützung und Förderung.
(284) Die Veränderung der Arbeitswelt verlangt den Menschen viel ab: Flexibilität, 
Umstellung, Anstrengung. Es braucht einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung, der solidarisch 
finanziert wird. Für Menschen, die durch den Strukturwandel ihre Arbeit verlieren, gibt es 
eine besondere gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Arbeitslosigkeit darf nicht zum 
Ausschluss vom Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe führen.
(285) Homeoffice bietet viele Möglichkeiten der selbstbestimmten Arbeitsgestaltung. Das 
Recht auf Homeoffice muss gestärkt werden und grundsätzlich einhergehen mit einem Recht auf 
einen Arbeitsort auch außerhalb der eigenen vier Wände. So wird die Gefahr einer 
Doppelbelastung, insbesondere für Frauen und Mütter, gemindert.
(286) Arbeit soll sich stärker am Leben der Menschen ausrichten und nicht das Leben an der 
Arbeit. Digitalisierung bietet die Möglichkeit für mehr Souveränität und Flexibilität. Dafür 
ist mehr Mitsprache von Beschäftigten bei Umfang, Art und zeitlicher wie örtlicher Lage der 
Arbeit nötig. Erwerbsarbeit darf nicht in andere Bereiche übergreifen. Überstunden müssen in 
allen Bereichen erfasst und abgegolten werden.
(287) Menschen, die sich in sozialen und sorgenden Berufen um andere Menschen kümmern, sind 
das Rückgrat unserer Gesellschaft. Doch es fehlt ihnen oft an gesellschaftlicher Anerkennung 
und guten Arbeitsbedingungen. Das betrifft vor allem Frauen. Ihre Leistung für das 
Gemeinwesen muss aufgewertet und besser bezahlt werden. Das umfasst vor allem eine bessere 
finanzielle Ausstattung von kommunalen Einrichtungen sowie Investitionen in die 
Daseinsvorsorge.
(288) Das System der dualen Ausbildung hat sich bewährt und ist eine wichtige Säule unserer 
Arbeitswelt. Die Rechte von Auszubildenden müssen gestärkt werden und es braucht mehr 
betriebliche Mitbestimmung. Ausbildungen umfassen Arbeit, sie muss gut entlohnt werden.
Geschlechtergleichstellung
(289) Noch immer bestehen große ökonomische und soziale Ungleichheiten zwischen den 
Geschlechtern. Um Gleichberechtigung zu erreichen, ist das Arbeitsleben zentral. Das Prinzip 
der gleichen Bezahlung für gleichwertige Arbeit muss durchgesetzt werden.
(290) Alleinerziehend zu sein ist oftmals trotz Arbeit ein hohes Armutsrisiko, überwiegend 
für Mütter. Alleinerziehende müssen besonders vom Staat abgesichert werden.
(291) Durch zahlreiche Regelungen im Steuer- und Sozialrecht wird eine ungleiche Aufteilung 
von Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern gefördert. Statt den Trauschein zu fördern, 
soll für künftig geschlossene Ehen eine individuelle Besteuerung gelten und stattdessen 
sollen gezielt Kinder und Familien gefördert werden. Das Steuer-, das Arbeits- und das 
Sozialrecht müssen auf gleichen Rechten beruhen und geschlechtsneutral wirken. Sie sollen 
stärker an ökonomischer Unabhängigkeit ausgerichtet werden. Erwerbstätigkeit soll sich für 
alle gleichermaßen lohnen.
(292) Nicht nur unser gesellschaftliches Zusammenleben, auch unser wirtschaftlicher 
Wohlstand baut auf Sorgearbeit auf, die meistens unbezahlt oder unterbezahlt von Frauen 
geleistet wird. Es gilt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit diese Arbeit gerecht 
zwischen den Geschlechtern verteilt werden kann. Insbesondere Kinderbetreuung und die Pflege 
von Angehörigen und Freunden sind keine Privatsache, sondern gesellschaftliche Aufgabe.
Soziales Netz
(293) Soziale Transferleistungen sollen durch eine Garantiesicherung nach dem Prinzip der 
Bedarfsgerechtigkeit erfolgen. So soll jedem Menschen ein Leben ohne Existenzangst 
ermöglicht werden. Die Leistungen werden möglichst dort erbracht, wo man lebt, und 
berücksichtigen die konkrete Situation. Ihre Inanspruchnahme darf nicht durch bürokratische 
Hürden in den Antragsverfahren faktisch verhindert werden.
(294) Mit der Garantiesicherung überwinden wir Hartz IV. Sie schafft neben dem 
Existenzminimum die Möglichkeit zu sozialer und kultureller Teilhabe. Diese Garantie soll 
ohne weitere Bedingungen für jeden Menschen gelten, dessen eigenes Einkommen und Vermögen 
nicht ausreicht. Die Garantiesicherung schützt vor Armut. Eigenes Tätigwerden muss sich 
immer lohnen und honoriert werden.
(295) Existenzsichernde Sozialleistungen sollen Schritt für Schritt zusammengeführt und 
langfristig soll die Auszahlung in das Steuersystem integriert werden. So schaffen wir einen 
transparenten und einfachen sozialen Ausgleich. Verdeckte Armut wird überwunden.
(296) Ein starkes soziales Sicherungssystem gibt es nur mit einem sozialen Europa. Die 
Währungsunion muss um einen sozialen Binnenmarkt erweitert werden, damit die Schieflage 
zwischen weitreichenden wirtschaftlichen Freiheiten und wenig entwickelten Arbeits- und 
Sozialstandards in der EU korrigiert wird. Dafür braucht es gemeinsame soziale Standards, 
wie etwa zu Mindestlohn und Grundsicherung, sowie eine europaweite 
Arbeitslosenrückversicherung.
(297) Einer Gesellschaft mit hoher Gleichheit geht es fast immer besser als einer 
Gesellschaft mit hoher Ungleichheit. Dennoch hat die soziale Ungleichheit zugenommen. 
Ungleiche Vermögen führen zu ungleichen Einkommen und ungleichen Lebenschancen, die sich 
über Generationen vererben. Das bedeutet finanzielle Not für viele Menschen, einen Verlust 
an Zufriedenheit, es treibt die Menschen auseinander und schadet dem friedlichen 
Zusammenleben und der wirtschaftlichen Stabilität. Das Steuersystem soll Ungleichheit 
reduzieren. Es braucht eine gleichere Verteilung von Einkommen, Vermögen, Erbschaften und 
Chancen und die Verbesserung der öffentlichen Infrastrukturen, die sozialen Zusammenhalt und 
Teilhabe schaffen.
(298) Gerade bei Kindern und Jugendlichen führen eine ungleiche Verteilung von Einkommen und 
Vermögen sowie ungleiche Bedingungen je nach Wohnort oder Zugang zum Bildungssystem zu 
ungleichen Lebenschancen. Alle Kinder brauchen funktionierende und zugängliche öffentliche 
Orte wie Kitas und Schulen oder Sportvereine, Schwimmbäder und Bibliotheken. Kein Kind in 
unseren reichen Gesellschaften darf arm oder ein Armutsrisiko für Eltern sein. Jedes Kind 
ist gleich viel wert. Das soll über eine Kindergrundsicherung garantiert werden.
(299) Es gilt, die soziale Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge in ganz Europa 
gemeinsam auszubauen und im Sinne geteilter Gemeingüter zu stärken.
Rente
(300) Solidarität lebt davon, dass sich alle an ihr beteiligen. Die Sozialversicherungen 
sollen deshalb zu Bürgerversicherungen weiterentwickelt werden, so dass alle Menschen vom 
Schutz der Sozialversicherungen profitieren und sich entsprechend ihren Einkommen, egal ob 
aus selbstständiger Arbeit, Lohn oder Zins, solidarisch beteiligen.
(301) Das Umlagesystem der Rentenversicherung sichert als Generationenvertrag die 
Altersvorsorge. Gleichzeitig stehen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung durch die 
strukturelle Alterung der Gesellschaft vor großen Herausforderungen. Oberste Priorität ist, 
die Altersarmut zu verhindern und ein lebensstandardsicherndes Rentenniveau zu erhalten. 
Langjährig in der gesetzlichen Rentenversicherung Versicherte dürfen im Alter nicht auf 
Leistungen der Grundsicherung angewiesen sein.
(302) Die Einwanderung von Arbeitskräften, eine steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen 
sowie eine breitere Solidarität über eine Bürgerversicherung helfen dabei, das Rentenniveau 
langfristig abzusichern. Auch die Abschaffung prekärer Beschäftigungsverhältnisse und das 
Vermeiden prekärer Erwerbsbiographien trägt dazu bei, Altersarmut zu vermeiden.
(303) Private und betriebliche Altersvorsorge können die gesetzliche Rente sinnvoll 
ergänzen. Die kapitalgedeckten Säulen der Altersvorsorge sollen künftig öffentlich 
organisiert und verwaltet werden. Jede*r, die oder der nicht widerspricht, soll sich daran 
beteiligen. So wird eine attraktive Rendite auch für Kleinanleger*innen erzielt.

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