Die meisten Ökonomen aller politischen Lager sind sich wohl einig, dass ein globaler CO2-Zertifikatehandel über einen CO2-Preis die wirksamste Steuerung wäre, auf dem Weg in eine CO2-freie Welt.
Gleichzeitig erscheint diese Aufgabe geradezu utopisch, wenn wir beispielsweise an die 20 erfolglosen Klimakonferenzen denken und an unser Jahrzehntes-lange Leiden, bis wir 2015 dann endlich doch das Pariser Klimaabkommen zustande bekommen haben (COP21).
Nur, wie schaffen wir dennoch die klimapolitische Utopie des schier Unmöglichen?
Wie verhindern wir heute und hier doch noch die Klimakrise und das drohende Chaos gerade für den Globalen Süden ?
Lasst mich einen möglichen Weg aufzeichnen, und kurz von vorne beginnen:
3 Aspekte sind mir wichtig:
- ETS Zertifikatehandel entfaltet (endlich) Lenkungswirkung.
Der europäische ETS Zertifikatehandel wurde bereits 2005 eingeführt (im Jahr der Amtseinführung von Kanzlerin Merkel!), entfaltet jedoch erst seit der Reform 2017 eine Wirkung. Seit 2018 sind die CO2-Zertifikatpreise bis auf 25,- pro Tonne CO2 gestiegen, wodurch insbesondere Kohlestrom in Europa immer öfter nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Das hat zu einem entsprechenden „marktwirtschaftlichen“ Teil-AUSSTIEG aus der Kohle geführt (22% weniger Braunkohlestrom in Deutschland 2019, 30% weniger Steinkohlestrom, sowie 2020 erneut 20% weniger /Agora/BNA).
Dieses Jahr sind die Zertifikatspreise sogar erstmals auf 50,- pro Tonne gestiegen und entfalten so weitere Lenkungswirkung.
- CO2-Budget Punktlandung: Der zweite interessante Aspekt ist eine klimapolitische Punktlandung, da die Gesamtmenge an CO2-Zertifikaten auf ein festgelegtes CO2-Budget begrenzt werden kann und ja tatsächlich europäisch auch ist.
- CO2-Grenzsteuer: Für alle Import-Produkte, die keiner CO2-Bepreisung unterliegen, können entsprechenden Zollgebühren erhoben werden (CO2-Grenzsteuer), um die eigenen Produkte nicht zu benachteiligen.
Wie schaffen wir also nun die klimapolitische Utopie eines globalen Zertifikate-Handels?
Nobelpreisträger und Ökonom William Nordhaus hat als ersten Schritt einen „Club der Willigen“ vorgeschlagen. Wenn es gelingen sollte, die Europäer, die Amerikaner und China in diesen Club zu vereinen, und dieses große Handelsgebiet über eine CO2-Grenzsteuer klimapolitisch abzusichern, hätten wir eine Chance - und da ist sie, die klimapolitische Utopie, zum Greifen nahe.
Aber lasst mich das nochmal zuspitzen:
Wir brauchen eigentlich „nur“ einen Schulterschluss mit der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA!
Lasst es mich kurz ausführen, denn ich habe es live miterlebt:
In den letzten Jahren wird in den USA eine CO2-Bepreisung mit Energiegeld für alle als sinnvolle Lösung für die Klimakrise diskutiert, der Shulz-Baker Plan, als Teil des Green New Deals (AOC, Alexandria Octavio-Cortez), sowie eine Kombination mit einer CO2-Grenzsteuer auf Importe, besonders aus China, der Bob Inglis Plan. Ich zitiere Bob, den ich vor 2 Jahren auf dem Global Energy Finance Summit in Kalifornien getroffen habe: „innerhalb von 24 Stunden wird sich China überlegen, ob sie dem US-Fiskus Milliarden an CO2-Grenzsteuer zahlen wollen, oder ob sie nicht lieber selber eine CO2-Bepreisung einführen wollen, um die CO2-Grenzsteuer zu vermeiden, und damit lieber ihren eigenen Staatshaushalt zu finanzieren.“ Genialer Plan. Danke Dir, Bob!
Und da waren es schon 3!
Und damit hätten wir einen „Club der Willigen“ mit Europa, USA und China.
NUR NOCH 1,5 JAHRE ZEIT FÜR 1,5 GRAD
Allerdings ist das timing super kritisch, denn wir haben keine Zeit mehr:
Wenn wir Ende diesen Jahres eine neue Bundesregierung haben, haben wir nur noch ein 6-Monatsfenster, in dem die Türen in Washington offen sind, weit offen sogar, denn Joe Biden und Kamala Harris haben die Mehrheit in beiden Kammern.
Denn wenn Joe Biden nach dem Sommer 22 die Midterm Elections verlieren wird, wie alle anderen amerikanischen Präsidenten der letzten 30 Jahre auch, dann geht gar nichts mehr. Und das war`s.
Ihr Lieben, DAS ist die ERSTE und LETZTE Chance für den 1,5 Grad Pfad für die Welt.
Deshalb brauchen wir dringend eine*n Klima-Sonderbotschafter*in, um dieses kritische 6-Monatsfenster für einen Deal mit den USA zu nutzen, denn wir brauchen einen GREEN TWO DEAL!
Und weil das so unfassbar wichtig ist, lasst es mich nochmal aussprechen:
„Dieses 6-Monatsfenster ist die ERSTE und LETZTE Chance für den 1,5 Grad Pfad für die Welt.“
GAME CHANGER oder GAME OVER?!
Alles ist drin.
Der GREEN TWO DEAL - eine klimapolitische Utopie zum Greifen nah.
Deshalb bitte ich Euch um Eure Unterstützung für diesen Antrag der Basis.
#AlleFuer1Komma5
@IngoStuckmann (twitter)
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