Veranstaltung: | 49. Bundesdelegiertenkonferenz Karlsruhe |
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Tagesordnungspunkt: | W-EP Wahl der Europaliste |
Antragsteller*in: | Baptiste Aguila (KV Berlin-Mitte) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.11.2023, 12:08 |
W-EP-50: Bewerbung: Baptiste Aguila
Bewerbungstext
Warum brauchen wir eine grüne europäische Klimaaußenpolitik?
Mit dem European Green Deal haben wir eine europäische Strategie zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 erarbeitet - und mit dem europäischen Klimagesetz die Reduktion der Treibhausemissionen von 55% bis 2030 verankert. Dies ist ein enormer Erfolg und unserer Fraktion zu verdanken!
Doch: das Ziel des Pariser Abkommens einer Reduzierung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5°C werden wir nicht erreichen1.
Warum? Weil wir die Pariser Ziele nur global erreichen können – die Europäische Union ist derzeit für lediglich 7% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das bedeutet, dass wir auch im Fall der Erreichung unserer EU-Klimaziele die globale Klimaneutralität nicht erreichen werden. Derzeit sind außer der EU China (30%), die USA (11%), Indien (7%), Russland (5%) und Brasilien (2%) die größten Emittenten2. Die restlichen Treibhausgasemissionen teilt sich die Weltgemeinschaft mit 40%. Allein wenn sich China, Indien, Russland und Brasilien weigern, Maßnahmen für Erreichung der Klimaziele zu implementieren, wäre die Erreichung einer globalen Klimaneutralität zum Scheitern verurteilt.
Was ist die Lösung? Eine europäische Klimaaußenpolitik wird uns dabei helfen, das Pariser Klimaabkommen und den European Green Deal global zu denken und damit die Wirkung der EU als zentraler Akteur der globalen Klimapolitik erzielen.
Meine Lösungen für eine erfolgreiche Klimaaußenpolitik in Europa
Damit wir eine geopolitische und strategische Wende in der europäischen Klimaaußenpolitik bewirken, sollten wir zwei Dinge sofort angehen: wir müssen einerseits das aktuelle rechtliche Rahmenwerk (EU-Green Deal, RePowerEU, Global Gateway, Fit-For-55) anpassen und andererseits eine Verordnung bzw. Richtlinie zur EU-Klimaaußenpolitik im EU-Parlament auf den Weg bringen.
Dafür möchte ich auf einen aussichtsreichen Platz der Europaliste auf der nächsten BDK in Karlsruhe bewerben.
Klimaaußenpolitik bedeutet für mich: die Ausrichtung aller Bereiche unserer Außenpolitik auf die Erreichung der globalen Klimaziele.
Insbesondere will ich folgende Vorschläge ins EU-Parlament einbringen:
- Eine Stärkung des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) durch Erhöhung der klimapolitischen Kompetenz und Verbesserung der klimapolitischen Koordination zwischen Botschaften der EU-Mitgliedstaaten.
- Eine Neuausrichtung EU-klimapolitischer Instrumente auf ihre außenpolitische Auswirkung, auf die fossilen Subventionen, Energieinfrastruktur und die globalen Infrastrukturprojekte (z.B. Global Gateway) und ihre geostrategische Relevanz.
- Eine Klimafinanzierungsstrategie, die sicherstellt, dass alle EU-Investitionen im Ausland immer auch zur Erreichung globaler Klimaziele beitragen, gegebenenfalls muss diese Strategie Schuldenerlass in Länder des globalen Südens umfassen, der mit Kooperationsangeboten flankiert wird.
- Die Erweiterung des Carbon-Border-Adjustment-Mechanism (CBAM) mit einem gleichzeitigen Angebot von Klima-, Energie- und Wirtschaftspartnerschaften, die in einen Wertekompass, lokal, gerecht und sozial eingebunden werden.
Zusammengefasst: wir brauchen einen Global Green Deal, der die geballte Power der Tradition der europäischen Diplomatie und mit der gesamten Neuausrichtung der European Green Deal nach außen bringt: durch Klimaaußenpolitik!
Wer bin ich? Was treibt mich persönlich und politisch an?
Ich bin im Jahr 1982 in Angers, Westfrankreich, geboren – mit Familienwurzeln in Frankreich, Spanien, Belgien und noch mehr. Mein Großvater und mein Vater sind in Marokko geboren. Mein spanischer Nachname ist Teil des Kolonialerbes –seinerzeit entschied sich ein armer spanischer Fischer, nach Algerien auszuwandern, um ein besseres Leben zu haben. Die ersten beiden Jahre des Gymnasiums habe ich in Französisch-Guyana verbracht, und nach meinem Abitur in Angers habe ich Sozioanthropologie und Politikwissenschaft in Montpellier, Südfrankreich, studiert. Als Erasmusstudent in Potsdam im Jahr 2005 habe ich mich in Berlin verliebt und bin in Deutschland geblieben.
Im Jahr 2010 habe ich mein Studium der interkulturellen Pädagogik an der Freien Universität in Berlin abgeschlossen und im gleichen Jahr drei Monate in Kiew, Ukraine, verbracht und Französisch unterrichtet. Nach mehreren beruflichen Stationen im Bildungsbereich habe ich eine Dissertation in der Politik- und Verwaltungswissenschaft begonnen und an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg geforscht. Derzeit beende ich meine Dissertation und habe parallel einen Think-Tank gegründet, mit dem ich europäische Klimaaußenpolitik gesellschaftlich etablieren möchte, das European Center for Climate Foreign Policy (ECCFP).
Im Jahr 2019 bin ich deutscher-französischer Staatsbürger geworden. Mittlerweile bin ich seit fast zwanzig Jahren in Berlin. Letztes Jahr habe ich einen Forschungsaufenthalt in Stockholm absolviert, beim Wahlkampf der schwedischen Grünen mitgemacht, mein Schwedisch verbessert – und den Weg zurück nach Berlin gefunden. Derzeit bin ich vor allem damit beschäftigt, das ECCFP als Organisation aufzubauen und dabei die Vernetzung der Akteure einer EU-Klimaaußenpolitik zu voranzutreiben.
Warum und wie bin ich bei Bündnis 90 / Die Grünen aktiv?
Ich habe in Hamburg zu Bündnis 90 / Die Grünen gefunden und dort begonnen, mich für Bildungs- und Europapolitik zu engagieren. Zwischen 2019 und 2023 war ich Sprecher der LAG Europa Berlin und bis 2021 Sprecher der AG Europa Berlin-Mitte. Ich habe zahlreiche Veranstaltungen, Aktionen und Diskussionen organisiert und die Europäisierung unserer Partei vorangetrieben. Unter anderem habe ich die Aktion „Band für ein Grünes Europa“ in Berlin initiiert, organisiert, und umgesetzt. Für das letzte Berliner Landeswahlprogramm habe ich den europapolitischen Teil koordiniert und mitgeschrieben. Auf Bezirksebene war ich bei den letzten Wahlen Kandidat für die Bezirksverordnetenversammlung.
Auf Landesebene habe ich mich dafür eingesetzt, dass die Europapolitik stärker in unseren Parteistrukturen verankert wird. Auf Bundesebene habe ich einen Workshop zur Konferenz zur Zukunft Europas sowie ein halbtägiges Seminar organisiert, bei dem viele prominente Grüne teilgenommen haben. Daraus haben wir Ideen für eine Weiterentwicklung der Zukunftskonferenz erarbeitet. Als progressiver Grüner möchte ich eine werte- und interessengeleitete Außenpolitik verfolgen, die einen klaren Wertekompass mit einem strategischen Weitblick verbindet. Ich will das Vertrauen in die EU als globale Klimaakteurin durch Kooperation mit dem globalen Süden stärken.
Warum will ich ins EU-Parlament?
Als überzeugter Europäer, deutsch-französischer Bürger und unermüdliches Sprachtalent (ich spreche Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, und Schwedisch) möchte ich für ein grünes, soziales und progressives Europa kämpfen – und dafür all meine Erfahrungen, Kompetenzen, und Netzwerke einbringen. Die EU steht an einem historischen Wendepunkt, an dem wir als Europäer*innen entscheiden müssen, ob wir die EU politisch und institutionell stärken und als Europäer*innen eng zusammenrücken wollen – oder eine Rückkehr zu früheren nationalstaatlichen Reflexen beschreiten wollen.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und gegen die europäische Friedensordnung hat uns alle wachgerüttelt und gezeigt, was die EU im Kern ist: ein Friedensprojekt und eine politische Union, die unsere Werte und Interessen vertritt und politische Lösungen für die Zukunft erarbeitet und auch umsetzt. Mit Euer Unterstützung möchte ich diesen europäischen Gedanken weitertragen und mit dafür sorgen, dass Europäer*innen ihr Leben in einer besseren Zukunft führen können.
Mit den besten europäischen Grüßen
Baptiste
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- Geborgen 1982 in Angers, Westfrankreich
- Deutsch-Französische Staatsbürgerschaft
- Politik- und Verwaltungswissenschaftler
- Derzeitige Promotion zur Governance in der EU
- Sprecher der LAG Europa Berlin (2019-2023)
- Delegierter BAG Europa für Berlin (2023)
- Aktion "Band für ein Grünes Europa (2021)
- Workshop "Die Föderale Republik" (2021)
- Co-Gründer des European Center for Climate Foreign Policy (ECCFP)
- Sprachtalent: Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch und Schwedisch