Bei Tierversuchen werden Tiere oft Leiden, Ängsten und Schmerzen ausgesetzt, was sie grundsätzlich ethisch problematisch macht. Forschenden, die Tierversuche durchführen, ist dies bewusst, weswegen auch in der Wissenschaft ein breiter Konsens zu den 3R Prinzipien (reduce, replace, refine) besteht.
Der vorliegende Vorschlag zu Tierversuchen fokussiert sich sehr stark auf den "replace" Aspekt der 3R Prinzipien. Jedoch ist es wichtig, auch die reduce und refine Aspekte zu berücksichtigen, um an allen Stellen den Einsatz von Tierversuchen zu reduzieren, diese zu ersetzen und, wo dies (noch) nicht möglich ist, die Tierversuche so zu verbessern, dass möglichst wenig Tierleid entsteht.
Dabei ist eine Reduktion (reduce) von Versuchstieren prinzipiell möglich, ohne die Qualität der Forschung zu gefährden. Eine eingehende Prüfung der Zahl der Versuchstiere erfolgt bereits jetzt bei Tierversuchsanträgen, die in Deutschland gestellt werden. Eine Ausweitung auf die gesamte EU und die Mitgliedsländer ist zu begrüßen.
Auch die gezielte Förderung der Entwicklung und Testung von Ersatzmethoden ist ein zentraler Bestandteil, um Tierversuche wo immer möglich zu ersetzen (replace) und damit die Anzahl der Versuchstiere weiter zu reduzieren. Diese Methoden müssen nach höchsten Wissenschaftlichen Standards auf Vergleichbarkeit mit herkömmlichen Methoden überprüft werden. Eine Einführung als „Goldstandard“ kann nur in Absprache mit Expert*innen erfolgen, um die Freiheit und Qualität der Forschung sicherzustellen. Aber auch scheinbar tierversuchsfreie Methoden, z.B. in vitro Zellkulturen können mit Tierleid verknüpft sein. Oft wird hierfür Fetales Kälberserum (fetal bovine serum, FBS) verwendet. Ersatzprodukte für FBS sind oft mit deutlich höheren Kosten verbunden und benötigen daher gezielte Förderung. Diese Ersatzprodukte können auch für die tierversuchsfreie Grundlagenforschung einen erheblichen Beitrag zum Tierwohl leisten
Gleichzeitig muss anerkannt werden, dass es (noch) nicht möglich ist, komplexe biologische System mit Ersatzmethoden darzustellen und damit alle Tierversuche zu ersetzen. Hier gilt es, die Versuche möglichst schonen durchzuführen (refine) und so das Tierwohl zu fördern .