Weder die bisherigen Regelungen noch künftige Schlüsselverfahren zur Einwanderung berücksichtigen die Verbundenheit kultureller Vereinigungen oder künstlerische Zusammengehörigkeit. Sie verhindern sogar deren Fortbestand, wenn die reguläre Verteilung nur individuelle oder familiäre Aspekte beinhaltet. Das ist wohl nicht zu ändern. Aber Integration sollte da ansetzen, wo der individuelle Beitrag jeder Person direkt gegeben ist. Das Potential kreativer Gruppen hilft ihren Individuen besonders dabei, in der aufnehmenden Gesellschaft ein Fundament zu behalten. Nicht nur das. Die aufnehmende Gesellschaft selbst könnte durch das bewährte Zusammenwirken kulturell prägender Menschen Zugewinne erfahren.
So wie wir auf lokaler Ebene die gleiche Teilhabe und Teilnahme an Kultur bei allen sozialen Unterschieden möglich machen, verbessern und sichern wollen, nicht nur als Fürsorge, sondern um Ressourcen zu schöpfen, sollte immigrierte Kultur in Europa neue Chancen erhalten. Und neue Chancen bieten sich damit auch der bereits beheimateten Kultur in neuer Vielfalt. Daher sollten diese Förderprogramme nicht vermeintliche Folklore konservieren oder abgeschottete Zirkel entstehen lassen, sondern auf den beidseitigen Nutzen der Gruppenbeiträge abzielen.
Hier, in diesem Europawahlprogramm, werden sonst unter dem Stichwort Migration nur die herausfordernden Aspekte erwähnt oder unsere Aufnahmebereitschaft beschrieben: Nur unsere Leistungen an Migranten. Doch wir sollten auch unseren Nutzen an der Migration, also die Angebote von Migranten herausstellen. Und wo wäre dies überzeugender als im Kontext gemeinschaftlich gestalteter Kultur?