Kein Land hat das Recht, die besten Köpfe und die fleißigsten Hände anderer Länder für sich zu beanspruchen. Ebenso wie die Ausbeutung der Rohstoffe ist ein Brain Drain ethisch nicht zu vertreten und mit grünen Positionen nicht vereinbar.
Das Abwerben von Fachkräften ist da berechtigt, wo tatsächliche win win Situatonen oder "triple win" Situatonen geschaffen werden, von denen die Fachkräfte, der deutsche Arbeitsmarkt und das Herkunftsland profitieren. Tatsächlich bluten aufgrund von Abwerbung in manchen Ländern ganze Systeme aus, wie z. B. das Gesundheitssystem in Bosnien.
In einem mdr-Bericht sagte ein Vertreter der Pflegegewerkschaft eines bosnischen Landesteils: "Die Folgen sind katastrophal. Wir werden ohne Fachkräfte dastehen." Die Pflege in Bosnien ruhe momentan auf den Schultern der 50- bis 60-jährigen Pflegekräfte, die Generation der 1980er bis Ende der 1990er Jahre Geborenen sei fast ausnahmslos ins Ausland gegangen.
Auch in anderen alternden Gesellschaften fehlt Personal, neben Pflegekräften auch IT-Expert*innen oder Fahrzeugführer*innen. Eine gerechte Arbeitsmarktpolitik erfordert die Folgen unserer Abwerbung für das Herkunftsland, für die Bevölkerung und nicht zuletzt die Familien zu achten. Wir brauchen Fachkräfte. Ihre Rekrutierung soll fair, transparent und nachhaltig erfolgen, wie es auch der »Globale Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften« der WHO empfiehlt. Dazu gehören vor allem verbesserte Arbeitsbedingungen im Inland.
Dass Mensch sich hier wohl fühlen, ist nicht an "leisten" oder "leisten können" gebunden. Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht. Es darf niemals von den Fähigkeiten oder Kenntnissen der Asylsuchenden abhängen.
Bosnien: Wirbt Deutschland zu viel Pflegepersonal ab? | MDR.DE