Veranstaltung: | 49. Bundesdelegiertenkonferenz Karlsruhe |
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Tagesordnungspunkt: | W-BV Wahl Bundesvorstand |
Antragsteller*in: | Ricarda Lang (KV Schwäbisch Gmünd) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.11.2023, 16:18 |
W-BV-BV-03: Bewerbung: Ricarda Lang - Bewerbung als Bundesvorsitzende
Bewerbungstext
Liebe Freund*innen,
vor zwei Jahren habt ihr mir das Vertrauen geschenkt, unsere Partei als Bundesvorsitzende durch turbulente Jahre zu führen. Es war für mich Rückenwind, Kraftquelle, aber auch eine große Verantwortung. Mir wäre es eine Ehre, wenn ihr mir euer Vertrauen noch einmal schenkt, und ich den Bundesvorsitz auch in den nächsten Jahren übernehmen darf.
Unsere Aufgabe
Die historische Aufgabe der Grünen ist es, Klimaschutz, Wohlstand und Gerechtigkeit zusammenzubringen. Der Spruch aus unseren Anfangsjahren “Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt” prägt bis heute unsere Politik – eine Politik, die vorsorgt und unsere Lebensgrundlagen schützt. Diese Politik machen wir nicht als Selbstzweck, sondern weil wir nur so die Grundlage dafür legen, auch in Zukunft in Freiheit, Demokratie und Sicherheit zu leben. Und weil wir nur so in der Gegenwart Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit und soziale Sicherheit schaffen und erhalten. Wir erleben gerade ein internationales Wettrennen um den ersten klimaneutralen Wirtschaftsstandort. Europa und Deutschland dürfen dabei nicht am Seitenrand stehen, sondern müssen gemeinsam durch das Ziel gehen. Wenn wir Klimaschutz machen, schaffen wir genau das: gute Jobs, saubere Infrastruktur und sicheren Wohlstand – und zwar nicht nur für einige, sondern für die Vielen.
Auf diesem Weg haben wir in den letzten zwei Jahren einiges erreicht. Wir steigen im Westen 2030 aus der Kohle aus, treiben den Ausbau der Erneuerbaren im Rekordtempo voran, haben den Mindestlohn angehoben, endlich ein modernes Fachkräfteeinwanderungsgesetz geschaffen und weitere wichtige Projekte umgesetzt. Doch das war erst der Anfang und wir haben noch viel vor.
Unsere Rolle
Dabei sind wir uns unserer besonderen Rolle und Verantwortung bewusst. Denn wir sind es, die Werte und Wirklichkeit miteinander verbinden. Wir suchen nach pragmatischen Lösungen und verlieren dabei das Ziel nie aus dem Blick. Wir reden Interessenkonflikte nicht einfach weg, sondern tragen sie aus und führen sie dann wieder zusammen. Wir ducken uns bei Krisen nicht einfach weg, sondern suchen nach Antworten. Damit können wir in dieser von multiplen Krisen und Verunsicherung geprägten Zeit bieten, was viele suchen – Orientierung.
Gerade stehen wir im Zentrum der politischen Debatten und gleichzeitig versuchen viele uns zurück in die politische Nische zu schieben. Aber genau dorthin werden wir uns nicht zurückziehen, denn wir werden gebraucht. Es sind ja gerade die Parteien, die jetzt uns Grünen mangelnden Realitätsbezug vorwerfen, die über Jahre hinweg – insbesondere in der Großen Koalition – einen Politikmodus der Realitätsverweigerung gepflegt haben. Genau dadurch sind viele der Baustellen geschaffen worden, die wir jetzt Stück für Stück angehen müssen: die Abhängigkeit von russischem Gas, die Abwanderung der Solarindustrie, die vernachlässigte soziale Infrastruktur und vieles mehr. Darunter hat die Krisenfestigkeit des Landes massiv gelitten. Wir stellen uns aber diesen Fragen und machen Politik, die den Herausforderungen der Realität gerecht wird.
Unsere Baustellen
Doch natürlich klopfen wir uns dabei nicht nur selbst auf die Schulter, sondern schauen auch immer wieder, wo wir als Grüne besser werden können. Aus meiner Sicht braucht die Ampel und auch wir als Grüne einen noch stärkeren Fokus auf soziale Gerechtigkeit. Neoliberale Politik hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich viele Menschen in diesem Land abgehängt fühlen. Denn wenn Gerechtigkeit zur Seite geschoben wird, wird damit auch die Lebensgeschichte von Millionen von Menschen zur Seite geschoben. Wir brauchen ein neues Gerechtigkeitsversprechen für die Breite der Gesellschaft – von guten Tariflöhnen über Investitionen in die Infrastruktur bis zu einem verlässlichen Sozialstaat. Damit stärken wir nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern auch unsere Demokratie. Für dieses Versprechen will ich mich mit euch in den nächsten Jahren einsetzen. Dabei müssen wir glaubhaft dabei sein, dass wir nicht über die Köpfe der Menschen hinweg Politik machen. Und wir dürfen uns nicht in einer technokratischen Sprache verlieren, sondern immer vom Menschen aus denken und handeln.
Darüber hinaus können und sollten wir die Kraft unserer Partei, also eure Kraft, besser nutzen. Wir haben 126.000 Mitglieder und damit auch 126.000 engagierte Menschen, die unsere Botschaften weitertragen, Brücken bauen und Bündnisse schmieden können. Diese Stärke brauchen wir gerade in einer Zeit, wo viele gesellschaftliche Bündnispartner sich auf dem Rückzug befinden und eine Demobilisierung progressiver Teile der Gesellschaft droht. Hier müssen wir unsere Partei noch viel stärker als Ausgangspunkt für Mobilisierung nutzen, die Bündnisse schmiedet, Themen setzt, Selbstwirksamkeit stärkt und auch in schwierigen Zeiten an gesellschaftlichen Mehrheiten arbeitet.
Abschluss
Dieser Parteitag findet in herausfordernden Zeiten statt – für uns als Partei, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Doch das ist für uns kein Grund zu verzagen, denn wir wurden nicht für einfache Zeiten, für Schönwetterpolitik gegründet. Ich bin fest davon überzeugt, dass es diese Partei ist, die dazu bereit ist, notwendige Veränderungen anzugehen, die wir brauchen, um Sicherheit zu schaffen. Wir sind die Partei, die Gegenwart und Zukunft besser machen kann. Wir haben das Potential, um dieser großen Aufgabe gerecht zu werden.
Und damit können wir auch etwas schaffen, das weit über unsere Partei hinausgeht: den Menschen Mut geben. Denn gerade gibt es viele, die schwarzmalen, die schlechtreden, die Veränderungsfrust und Lethargie erzeugen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir als Gesellschaft, und dass unsere Demokratie, alle Aufgaben, die vor uns liegen, meistern können. Mut ist nicht die naive Ignoranz gegenüber Problemen, sondern ein Anspruch an das eigene politische Denken und Handeln: es geht nicht darum nur zu verwalten, sondern etwas zu verändern. Mut ist auch der überzeugte Glaube daran, dass wir das mit den Menschen in diesem Land hinbekommen.
Diesen Glauben habe ich und ich möchte ihn auch in den nächsten Jahren mit euch gemeinsam in die Realität übersetzen – in der Regierung, im Europawahlkampf und auf der Straße. Und deshalb bitte ich euch erneut um euer Vertrauen und eure Unterstützung.
Wir sehen uns in Karlsruhe!
Eure Ricarda
Geboren am 17.01.1994 in Filderstadt.
Aufgwachsen in Nürtingen in der Nähe von Stuttgart.
Seit 2012 Mitglied bei den Grünen.
Von 2017 bis 2019 Sprecherin der GRÜNEN JUGEND.
Von 2019 bis 2021 Stellvertretende Bundesvorsitzende.
Seit 2021 Bundesvorsitzende.
Seit 2019 frauenpolitische Sprecherin.
Seit der Bundestagswahl 2021 Mitglied im Deutschen Bundestag (Wahlkreis Backnang - Schwäbisch Gmünd).
Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Mag Hunde, Taylor Swift und gute Bücher.