2. Begründung
Die Grundlage unseres politischen Handelns ist das Bewusstsein, dass der Holocaust das größte Menschheitsverbrechen der Geschichte war –
begangen nicht von einem anonymen europäischen Faschismus, sondern vom deutschen Nationalsozialismus, von Deutschen, von unseren Vorfahren.
Der Versuch, die Verantwortung dafür einem „europäischen Faschismus“ zuzuordnen, wirkt wie ein untauglicher Versuch,
die historische Tiefe dieser Schuld, die uns alle betrifft, zu verflachen. Deutschland ist mit seiner Geschichte in einer besonderen Verantwortung.
Die Verantwortung für die Greuel des Zweiten Weltkrieges verpflichtet uns individuell und kollektiv jüdisches Leben zu schützen, Antisemitismus entschieden entgegenzutreten und das Existenzrecht Israels zu verteidigen.
Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland heute wieder Angst haben müssen, erfüllt uns mit Scham –
und mit dem Entschluss, unablässig daran zu arbeiten, dass sie hier sicher, selbstverständlich und gerne leben.
Gleichzeitig erschüttert uns, dass Israel – für viele Jüdinnen und Juden über Jahrzehnte der sichere Zufluchtsort – seit dem 7. Oktober 2023 nicht mehr denselben Schutz bietet.
Wir verurteilen die Massaker der Hamas zutiefst.
Sie sind ein gezielter Angriff auf die Heilung von der Shoah, auf das Lebensrecht unschuldiger Menschen, auf den Zufluchtsort nach Leid und Elend – und auf jede Aussicht auf Frieden.
Die ungeheuer brutale und masslose Vorgehensweise der Regierung Netanjahu und ihrer Armee in Reaktion darauf, hat gewaltiges und andauerndes Elend hervorgebracht. Sie ist für uns nicht akzeptabel und erschwert es, eine Friedensperspektive zu entwickeln.
Bereits der UN-Teilungsplan von 1947 (Resolution 181) sah die Gründung zweier Staaten im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina vor – eines jüdischen und eines arabischen Staates.
Diese Zweistaatenlösung ist damit seit der Gründung Israels völkerrechtlich angelegt – und bleibt auch heute die einzige realistische Grundlage für einen dauerhaften Frieden.
Für Jüdinnen und Juden markiert das Jahr 1948 den Beginn staatlicher Unabhängigkeit und nationaler Selbstbestimmung nach Jahrhunderten der Verfolgung und Vernichtung.
Für die Palästinenser:innen dagegen steht dasselbe Jahr für die Nakba – arabisch für „Katastrophe“ – für Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden infolge des Kriegs nach der Staatsgründung Israels.
Beide Erfahrungen sind Teil der historischen Realität.
Frieden kann nur wachsen, wenn beide Geschichten als Teil einer gemeinsamen Wahrheit anerkannt und berücksichtigt werden.
Unser Ziel ist ein Naher Osten, in dem Israels Sicherheit und Palästinas Freiheit keine Gegensätze sind, sondern die Voraussetzung bilden unter der Frieden wachsen kann.
Die anzustrebende Anerkennung Palästinas darf dabei kein symbolischer Akt sein, sondern muss Teil eines ernsthaften internationalen Friedensprozesses werden –
eines Prozesses, der Gewalt ächtet, Verständigung stärkt und die Menschenrechte aller schützt.
