Veranstaltung: | Außerordentliche Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Janik Feuerhahn (Berlin-Pankow KV) und 20 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 0%) |
Status: | Eingereicht |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
Eingereicht: | 12.01.2018, 22:30 |
V-30: Flughafen Tegel endgültig schließen – Plan B für den BER entwickeln – keinen Parallelbetrieb zulassen!
Titel
Antragstext
Der Flughafen Berlin-Tegel ist ein Relikt aus der Zeit des Kalten Kriegs. Genehmigt von den
Alliierten in den 1960er Jahren im eingemauerten Berlin. Ein Flughafen mitten in der Stadt,
der heute niemals genehmigt würde. Seitdem donnern 300.000 Berlinerinnen und Berlinern
täglich Flugzeuge über die Köpfe. In keiner Stadt in Deutschland sind mehr Menschen vom
Fluglärm betroffen als in Berlin. Und es ist mehr als nur der Lärm. Flughäfen mitten in der
Stadt stellen ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Nicht nur durch mögliche Unfälle und
Abstürze, auch der tägliche Transport von hunderten Tonnen Treibstoff quer durch die Stadt
birgt enorme Risiken. Die Luft riecht noch Kilometer vom Flughafen entfernt nach Kerosin,
ganze Kerosinnebel senken sich auf die Anwohner*innen und Pflanzen. Zudem ist der Flughafen
für einen Großteil der Feinstaubbelastung in Berlins Norden und einen erheblichen Anteil der
CO2-Emissionen Berlins verantwortlich. Flughäfen gehören nicht in die Mitte von Städten. Es
war immer das Ziel von Bündnis 90/ Die Grünen, diesen antiquierten Unsinn zu beenden und
Tegel schnellstmöglich zu schließen.
Die Belastung der Anwohner*innen hat zudem in den letzten Jahren enorm zugenommen. Während
die Passagierzahlen an Großflughäfen wie Frankfurt stagnieren, sind die Zahlen in Berlin
stark gestiegen – vor allem durch das Wachstum der Billigflieger. Das wollen wir nicht
länger hinnehmen. Im Sinne einer ökologischen Verkehrspolitik, des Lärmschutzes und zur
Erreichung der Klimaziele müssen wir für eine Verlagerung gerade des innerdeutschen
Kurzstreckenverkehrs auf die Schiene sorgen. Der Boom auf der neue Zugverbindung von Berlin
nach München zeigt: attraktive, schnelle Bahnverbindungen werden angenommen. So ist die
Verlagerung auf die Bahn zu schaffen.
Der Flughafen Tegel ist nur noch offen aufgrund der schier unglaublichen Baukatastrophe am
zukünftigen Hauptstadtflughafen BER. Und dieses Drama geht jetzt in eine erneute dreijährige
Verlängerung. Seit mehr als zehn Jahren wird am Flughafen BER gebaut. Vor mehr als fünf
Jahren sollte der Flughafen eigentlich eröffnen. Seitdem ist die Eröffnung des Flughafens
weitere fünf Mal verschoben worden. Die Kosten sind von geplanten 2,5 Mrd. Euro auf derzeit
mehr als 6,5 Mrd. Euro gestiegen. Am 15. Dezember 2017 hat der Aufsichtsrat des Flughafens
einer erneuten Verschiebung der Eröffnung auf Herbst 2020 zugestimmt – mit kaum absehbaren
finanziellen Folgekosten. Das bedeutet weitere drei Jahre Lärm, Dreck und Risiko für 300.000
Berlinerinnen und Berliner durch den Flughafen Tegel. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN steht dafür,
dass diese Zeit möglichst schnell endet und nicht noch länger dauert.
Tegel war für viele Berlinerinnen und Berliner jahrzehntelang das Tor zur Welt. Doch die
Zeiten haben sich zum Glück geändert und Tegel soll zukünftig für neue Chancen für Berlin
stehen. Das Stilllegen von City-Flughäfen bringt aufgrund der großen freiwerdenden Fläche
riesige Potenziale für eine Stadt. Für Tegel gibt es einen breit diskutierten Plan zur
Nachnutzung. Es sollen 10.000 dringend benötigte Wohnungen entstehen und eine Fachhochschule
soll einen neuen Standort eröffnen und damit zum Zentrum des geplanten Forschungs- und
Technologieparks werden, in dem vor allem Unternehmen, die grüne, urbane Technologien
entwickeln und produzieren Platz finden sollen. All das benötigt die wachsende Stadt Berlin
dringend.
Es wird Zeit, die Berlinerinnen und Berliner von Fluglärm und Risiken durch Tegel zu
entlasten und die Potenziale der Nachnutzung für die Stadt zu heben. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN
setzen sich dafür ein, den BER schnellstmöglich zu Ende zu bauen, zu eröffnen und Tegel
endgültig zu schließen. Aufgrund der erheblichen Unsicherheiten bei der Fertigstellung und
der Bauabnahme des zentralen Terminals am BER folgen die GRÜNEN nicht blind den Versprechen
der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft, sondern wahren eine kritische Distanz zu dem
Projekt. Es ist daher richtig mit einem Plan B auf das nicht endende Scheitern bei der
Fertigstellung des BER zu reagieren, der greift, wenn erneut unerwartete Probleme auftreten.
BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN setzen sich bei den jeweiligen Anteilseignern Bund, Brandenburg und
Berlin dafür ein, umgehend einen Plan B zu entwickeln, der folgende Elemente enthält:
- Festhalten an dem im Dezember 2017 verabschiedeten neuen Eröffnungsdatums für den BER
- Herbst 2020.
- Kritische und kontinuierliche Begleitung des Baufortschritts durch Einrichten eines
gemeinsamen parlamentarischen Kontrollausschusses mit Mitgliedern von Bundestag,
Brandenburger Landtag und Berliner Abgeordnetenhaus. Setzen einer zentralen Prüfmarke
im Sommer/Herbst 2018, zur Überprüfung, ob bis dahin die Bauarbeiten im Zeitplan
erfolgt sind.
- Umgehende Entwicklung eines Konzepts zur Eröffnung des BER mit provisorischen
Ergänzungsbauten im Herbst 2020.
- Sollten die jetzt geplanten Baufortschritte am BER bis Sommer/ Herbst 2018 wieder
nicht erreicht werden, setzen wir uns dafür ein, dass am BER ausreichend groß
dimensionierte provisorische Leichtbauten errichtet werden, um den Flugbetrieb von
Tegel dort vollständig aufnehmen und wie beabsichtigt im Herbst 2020 vollständig an
den BER verlagern zu können.
- Eine Teilverlagerung und einen damit einhergehenden Parallelbetrieb von Tegel und BER
lehnen wir ab. Das gilt auch, wenn der Parallelbetrieb nur als Zwischenlösung geplant
wird, da diese, einmal eingerichtet, ein großes Risiko birgt zur Dauerlösung auf
Kosten der 300.000 lärmgeplagten Anwohner*innen zu werden.
Begründung
Begründung der Eilbedürftigkeit:
- Die erneute Verschiebung des Eröffnungstermins des BER auf den Herbst 2020 erfolgte erst am 15. Dezember 2017 am frühen Abend. Daher war eine vorherige Antragseinbringung zum regulären Antragsschluss nicht möglich.
- Aufgrund der erneuten Verschiebung entsteht ein neuer enormer Finanzbedarf für die Flughafengesellschaft von ca 1 Mrd. Euro. Die Anteilseigner Bund, Brandenburg und Berlin werden kurzfristig zu entscheiden haben, wie sie mit diesem Finanzbedarf umgehen. Der Beschluss ist daher kurzfristig sinnvoll, um die politische Diskussion mitzugestalten. Ein Warten auf die nächste BDK wäre zu spät.
Begründung des Antrags:
Der Flughafen Tegel sollte bereits seit mehr als fünf Jahren geschlossen sein. Einzig, da der neue Hauptstadtflughafen BER nicht fertig wird, ist Tegel weiterhin geöffnet. Die mittlerweile sechste Verschiebung der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER am 15. Dezember 2017 auf den Herbst 2020 bedeutet weitere drei Jahre täglich Dreck, Lärm und Risiko für 300.000 Berlinerinnen und Berliner. Zudem bringt die Verschiebung gravierende finanzielle Folgekosten für die Anteilseigner Bund, Brandenburg und Berlin, da weitere Jahre massive Einnahmeausfälle und Kosten zur Wartung der fertiggestellten Gebäude von zusammen ca 1 Mio. Euro pro Tag anfallen.
BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN dürfen nicht einfach den Versprechen der Flughafengesellschaft einer Eröffnung im Herbst 2020 folgen. Vorgeschlagen wird daher, die Kontrolle des Baufortschritts durch die Einrichtung eines gemeinsamen parlamentarischen Kontrollausschusses von Bundestag, Brandenburger Landtag und Berliner Abgeordnetenhaus zu verbessern.
Zudem sollten GRÜNE fordern, einen Plan B für den BER zu entwickeln. Der Plan B sollte aktiviert werden, wenn der Baufortschritt an einem zu definierenden Zeitpunkt (zb Sommer/Herbst 2018, da zu diesem Zeitpunkt derzeit der Abschluss der Bauarbeiten vorgesehen ist) nicht ausreichend ist und damit eine weitere Verschiebung der Eröffnung über den Herbst 2020 hinaus wahrscheinlich wäre.
Erste grüne Forderungen einen Plan B zu entwickeln gibt es und der Antrag beabsichtigt diese aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Die Vorschläge sehen vor, dass am BER provisorische Ergänzungsbauten errichtet werden, um den Betriebsstart im Herbst 2020 sicherzustellen und die Schließung von Tegel von der Fertigstellung des BER zu entkoppeln. Der Antrag fordert, dass diese Leichtbauten ausreichend groß dimensioniert werden, um gemeinsam mit den bereits fertiggestellten Bauten des BER die Passagiere von Tegel vollständig aufnehmen zu können, so dass ein vollständiger Umzug an den BER im Herbst 2020 erfolgen kann. So gewinnen wir eine neue Zukunftsperspektive für die lärmgeplagten Anwohner*innen und die Entwicklung der Stadt auf dem bisherigen Flughafengelände.
Einen Teilumzug samt parallelem Betrieb von Tegel und BER lehnen wir ab, da unsere Ziele nur mit einem vollständigen Umzug und der Schließung von Tegel zu erreichen sind. Zum einen würde bei einem Teilumzug das Gelände des Flughafens Tegel nicht für die Stadtentwicklung frei werden und wäre für weitere Jahre blockiert. Zum anderen bedeutet ein Parallelbetrieb das Öffnen der Büchse der Pandora – und damit ein hohes Risiko, dass es zu einem dauerhaften Parallelbetrieb von Tegel und BER kommt. Der politische Druck einen einmal eingerichteten Parallelbetrieb auf Kosten der 300.000 vom Fluglärm betroffenen Berlinerinnen und Berliner zu verstetigen würde sehr groß werden.
weitere Antragsteller*innen
- Karsten Dirk Gloger (Berlin-Kreisfrei KV)
- Katrin Kammin (Berlin-Pankow KV)
- Jürgen Trittin (Göttingen KV)
- Matthias Dittmer (Berlin-Kreisfrei KV)
- Jens Augner (Berlin-Reinickendorf KV)
- Bodo Byszio (Berlin-Spandau KV)
- Nina Morschhäuser (Berlin-Pankow KV)
- Volker Thurner (Berlin-Spandau KV)
- Sibylle Knapp (Berlin-Mitte KV)
- Christian Rosengart (Berlin-Spandau KV)
- Manuel Kochinski (Berlin-Mitte KV)
- Christian Kokot (Berlin-Spandau KV)
- Michael Greiner (Berlin-Kreisfrei KV)
- Cordelia Koch (Berlin-Pankow KV)
- Konrad Hickel (Berlin-Spandau KV)
- Markus Kamrad (Berlin-Pankow KV)
- Angelika Wilmen (Berlin-Pankow KV)
- Nadine Mügge (Berlin-Spandau KV)
- Stefan Maak (Berlin-Pankow KV)
- Astrid Evert (Potsdam KV)
Änderungsanträge
- V-30-001 (Thomas von Gizycki (Oberhavel KV), Eingereicht)
Kommentare
Marc Kersten: