„Eine Handvoll US-Unternehmen besitzt das Internet. Auf die genannten Big-Tech-Konzerne entfällt die Hälfte des gesamten deutschen Internetdatenverkehrs. Die Top 100 Websites und Apps vereinen 72 Prozent des Traffics auf sich. Der ganze Rest – Onlineauftritte von Zeitungen und Rundfunkanstalten, hunderttausende Institutionswebsites, Blogs und Enzyklopädien – liegt im Vergleich praktisch brach. Wie eine große Wüste mit einer Oase, an der nur die Stärksten Wasser kriegen.“
Oskar Köppen, Kölner Universitätsmagazin, Ausgabe 34, Dezember 2023
Der Forscher Dr. Martin Andree analysierte ab 2019 einen umfassenden Datenstand, der erstmals auf Messdaten von Nutzungsdauer und Traffic abzielte – über alle Endgeräte hinweg. Im Ergebnis lässt sich feststellen: Das Internet ist in großen Teilen nicht mehr frei! Unter dieser These ist dieser Antrag zu lesen.
Hand aufs Herz: Wie nutzt ihr das Internet? Wer sucht nicht mit Google? Wer shoppt nicht bei Amazon? Wer schaut Videos nicht bei YouTube? Welche Sozialen Medien nutzt ihr? Die von Meta – also Facebook, Instagram, Threads? Oder TikTok? Von wem stammen die Betriebssysteme eurer Endgeräte? Von Apple, Microsoft und Alphabet? Und welchen Messenger nutzt ihr? WhatsApp? Und wie vernetzt ihr euch beruflich? Mit LinkedIn von Microsoft? Und warum ist das so? Weswegen nutzt ihr keine alternativen Anbieter?
Im Buch „Big Tech muss weg“ folgert Andree aus den Messdaten weitreichende Schlüsse. Er greift dabei auch Informationen aus laufenden Gerichtsverfahren sowie Leaks („Twitter Files“) auf und fügt diese zu einem vollständigen, umfassenden Bild zusammen. Er zeigt auf, wie es so weit kommen konnte und welche Versäumnisse dazu führten.
Digitalkonzerne wie Alphabet (Google), Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp, Threads), Microsoft, Apple und Amazon beherrschen das Internet schon seit geraumer Zeit. Mithilfe von cleveren PR-Kampagnen haben die Konzerne sich selbst das Image von „schutzbedürftigen Medien“ angedichtet und im Hintergrund die Übernahme des Internets vorangetrieben. Dabei sind sie skrupellos vorgegangen: mit Killer-Akquisitionen und dem aktiven Verhindern von Regulierung unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Stück für Stück verbreitern sie ihre Unternehmensstruktur, um sich weitere Teile des Internets unter den Nagel zu reißen und expandieren zunehmend auch in der analogen Welt. Heute verdienen die Digitalkonzerne Milliarden, sind kaum reguliert und zahlen kaum oder keine Steuern.
Content bekommen sie frei Haus von ihren Nutzern – nur wenige von denen werden an den Werbeeinnahmen beteiligt. Das Geld verdienen sie ohne Verbreiterhaftung mit provozierendem Inhalt – auch mit strafbarem und oft ohne Konsequenzen.
Entschuldigungen bei Opfern, Beschwichtigungen und Schuldeingeständnisse vor Gericht gehören zur Strategie der Konzerne. Sie belügen die Öffentlichkeit, haben auf Grundlage von AGB eine eigne zweite Rechtsordnung („Community-Richtlinie“) etabliert und betreiben eine interne „Polizei“ gegen Whistleblower.
Die Konzerne spionieren massiv ihre Nutzer aus, um maßgeschneiderte Werbung zu verkaufen und um Regierungsaufträge zu bedienen. Durch undurchsichtige Algorithmen sowie Filter, durch Dimming und Boosting, durch Echokammern, durch Shadow Banning, durch Sperrungen, durch Heating und Vieles mehr manipulieren sie aktiv den Traffic. Damit bestimmen sie welcher Inhalt auf ihren Plattformen Reichweite erhält und welcher nicht.
Die Folgen dieser Machenschaften für Demokratie, gesellschaftlichen Zusammenhalt, unseren Handel sowie Wirtschaft und unsere Medien sind massiv. Immer wieder erfährt die Öffentlichkeit bruchstückhaft von den Umtrieben der Digitalkonzerne und Viele wissen heute genau, dass dies immer nur ein einzelnes Schlaglicht ist. 80 Prozent der Bürger*innen in Deutschland sehen laut repräsentativer Umfragen darin ebenfalls ein dringendes Problem und erwarten Maßnahmen zur Lösung. Die vorgeschlagenen Maßnahmen von Dr. Martin Andree aus seinem Buch „Big Tech muss weg“ greifen wir mit diesem Antrag auf und schaffen damit die politischen Grundlagen für die Befreiung des Internets.
Das Thema ist extrem wichtig und nach Meinung von Medienforschern haben wir nur noch bis 2029 Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, weil danach die Marktmacht der Digitalkonzerne so groß sein wird, dass kein Politiker, keine Partei, kein Staat mehr die Möglichkeit haben wird, den Status Quo zu ändern. Dass ein Handeln zwingend notwendig ist, zeigen auch die jüngsten Statements von Elon Musk zur Bundestagswahl 2025. Bitte unterstützt daher den Antrag.
Quellen:
https://portal.uni-koeln.de/sites/uni/images/UNIMAG/2023/4-23/unimag-4-23.pdf
https://mekuwi.phil-fak.uni-koeln.de/sites/thefife/Forschung/Publikationen/2024_MW_Digitaler_Neustart_Andree_Peifer.pdf
https://www.arte.tv/de/videos/116710-097-A/mit-offenen-augen/
https://www.bigtechmussweg.de/
https://www.atlasderdigitalenwelt.de/
Danksagung:
Herzlichen Dank an PD Dr. Martin Andree für die Inspiration, die wissenschaftliche Grundlagen und konkreten Handlungsvorschläge.