Veranstaltung: | 50. Bundesdelegiertenkonferenz Wiesbaden |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Emilia Milla Fester (KV Hamburg-Mitte) und 70 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 49%) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.10.2024, 18:41 |
V-105: Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst
Titel
Antragstext
Wir GRÜNE stehen für eine emanzipatorische Jugendpolitik, die jungen Menschen
nicht nur Freiräume für ihre persönliche Entwicklung bietet, sondern auch die
Rahmenbedingungen schafft, in denen sie Verantwortung übernehmen können. Die
aktuellen Debatten um die Wiedereinführung der Wehrpflicht und den von der CDU
vorgeschlagenen Pflichtdienst unter dem Namen „Deutschlandjahr“ widersprechen
diesem Grundsatz. Ein verpflichtendes Dienstjahr, wie es von konservativen
Kreisen gefordert wird, ist nicht nur ein Rückschritt, sondern steht in klarem
Widerspruch zu unseren Werten: der Selbstbestimmung und Freiheit.
Statt eines Pflichtdienstes, der die Jugend bevormundet, setzen wir auf die
Programmvielfalt, die sich bewährt hat, in den Bundesfreiwilligendiensten und
Jugendfreiwilligendiensten. Sie bieten jungen Menschen die Möglichkeit nach dem
Beenden ihrer Schullaufbahn ein Orientierungsjahr einzulegen und sich dabei
freiwillig in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu engagieren,
fortzubilden und kennenzulernen. Freiwilligendienste sind ein wertvolles
Instrument, das die Selbstwirksamkeit junger Menschen stärkt, ihnen Orientierung
im Übergang zum Berufsleben bietet und ihnen die Chance gibt, gesellschaftliche
Verantwortung zu übernehmen. Dabei liegt der Fokus auf Eigeninitiative und
Freiwilligkeit, nicht auf Zwang.
Jedoch können bisher nicht alle jungen Menschen einen Freiwilligendienst
leisten, vor allem aus finanziellen Gründen, aber auch, weil es vor Allem in
ausgewählten Sparten des Freiwilligendienstes nicht genug Platzangebote gibt.
Wir wollen die Struktur der Freiwilligendienste grundlegend reformieren, um
diese Zugangshürden zu minimieren und allen jungen, aber auch älteren, Menschen
ein Jahr Freiwilligendienst ermöglichen.
Im Rahmen der Einführung eines individuellen Rechtsanspruchs auf einen
Freiwilligendienst fordern wir:
- Angleichung der sozialen, ökologischen und internationalen
Freiwilligendienste und des Bundesfreiwilligendienst mit dem freiwilligen
Wehrdienst in Fragen der Besoldung/Taschengeld und Zusatzleistungen durch
staatliche Unterstützung- mindestens aber sozialgestaffelte Anhebung des Taschengeldes entlang
der BAföG-Sätze + ein kostenfreies Deutschlandticket für alle
Freiwilligen und Anrecht auf alle Vergünstigungen, die Studierende
und Senior*innen erhalten. - Für die Finanzierung braucht es einen neuen Pakt zwischen Bund und
Ländern.
- mindestens aber sozialgestaffelte Anhebung des Taschengeldes entlang
- Einen schrittweisen Platzaufwuchs auf 350.000 jährliche Einsatzstellen
binnen der nächsten 5 Jahre, vor allem in den Dienstfeldern, deren
Nachfrage höher ist als das Platzangebot. Denkbar ist hier ein
Umlagefinanzierung zwischen Wirtschaft, Trägern und Staat.
- Eine Informationsoffensive, mit Motivationsschreiben von dem*der
Bundespräsident*in an alle Menschen beim Schulabschluss und einer
übergreifenden Plattform, die das breite Angebot der Dienste darstellt,
Freiwillige berät, Angebote vermittelt.
- Besserstellung und Ausbau des pädagogischen Begleitprogramms, im Sinne der
Medien- & Demokratiebildung bei den Trägern für alle Formen des
Freiwilligendienstes, insbesondere beim freiwilligen Wehrdienst. Außerdem
die Einrichtung einer Individualberatung oder -coaching für die Resilienz
und seelische Gesundheit für die Freiwilligen.
Ein solcher Rechtsanspruch würde nicht nur die Anzahl der Freiwilligen erhöhen,
sondern auch die Vielfalt und Qualität der Dienste sicherstellen. Denn nur wenn
Freiwilligendienste für alle zugänglich sind – egal ob im Umweltbereich, der
Pflege, im Bildungssektor oder im Katastrophenschutz – können sie ihre volle
Wirkung entfalten.
Wir GRÜNE sind überzeugt, dass Freiwilligendienste nicht nur eine wertvolle
Erfahrung für die Einzelnen sind, sondern auch einen positiven
gesellschaftlichen Effekt haben. Sie fördern den Zusammenhalt, schaffen soziale
Gerechtigkeit und tragen zur Bewältigung aktueller und zukünftiger
Herausforderungen bei. Daher ist es unsere Aufgabe, den Zugang zu
Freiwilligendiensten für alle jungen Menschen zu sichern – durch die Einführung
eines Rechtsanspruchs und den gezielten Ausbau der Einsatzstellen.
weitere Antragsteller*innen
Änderungsanträge
- V-105-001 (Niklas Wagener (KV Aschaffenburg-Stadt), Eingereicht)