Veranstaltung: | 51. Bundesdelegiertenkonferenz Hannover |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Helena Sophie Elisabeth Schnettler (KV Görlitz) und 153 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 30%) |
Status: | Eingereicht |
Angelegt: | 15.10.2025, 12:21 |
V-57: Holen wir uns die Jugend zurück! Für ein neues grünes Aufstiegsversprechen
Antragstext
In den vergangenen Wahlen haben wir es als Bündnis 90/Die Grünen nicht mehr
geschafft, glaubwürdig als Stimme der Jugend in der deutschen Politik
aufzutreten. Viele junge Menschen haben sich deshalb von uns abgewandt und ihr
Vertrauen an politische Ränder oder extremistische Parteien gegeben. Das müssen
wir wieder ändern und Vertrauen zurückgewinnen! Nicht umsonst haben bei früheren
Wahlen die Erstwähler*innen uns das größte Vertrauen geschenkt. Denn Bündnis
90/Die Grünen ist nicht nur die Partei der Generationengerechtigkeit; wir sind
auch die Partei der Chancengerechtigkeit. Deshalb geben wir jungen Menschen
unser grünes Aufstiegsversprechen: das Versprechen, dass sie unabhängig von
Herkunft oder finanziellen Startbedingungen ihre Zukunft erfolgreich, sicher und
selbstbestimmt gestalten können.
Unsicherheiten und globale Herausforderungen, von Klimakrise über Pandemie bis
Krieg, prägen das Aufwachsen der Gen Z. Zugleich zeigt diese Generation einen
starken Willen zur Gestaltung und Veränderung. Überall in der Welt ergreifen
junge Menschen Partei und sehen sich nicht nur als passive Zuschauer der
aktuellen Weltlage, sondern wollen mitentscheiden. Die Weichen für eine
lebenswerte Zukunft werden heute gestellt. Unser Anspruch als Partei ist es,
aktiv mitzuwirken, diese Zukunft zu sichern. Wir sehen uns dabei als Partner,
Stimmverstärker und Vehikel einer engagierten Jugend. Dort, wo sich junge
Menschen politisch und gesellschaftlich engagieren, unterstützen wir sie. Wir
bringen ihre Anliegen in die Parlamente und Regierungen hinein. Als Partei sind
wir stolz auf die vielen jungen Menschen, die sich bei uns engagieren und
mitbestimmen. Denn es ist entscheidend, dass nicht nur über, sondern auch mit
jungen Menschen geredet wird.
Es geht darum, das Wohlstands- und Aufstiegsversprechen, dass es jeder
Generation besser gehen wird als der vorherigen, zu erneuern. Dafür muss der
Staat zum Möglich-Macher werden und darf jungen Menschen nicht im Weg stehen.
Denn ohne ein unterstützendes Umfeld kann das Versprechen, dass jeder seines
eigenen Glückes Schmied ist, heute nicht eingelöst werden. Noch immer hängt der
Lebensweg junger Menschen in Deutschland viel zu stark vom Elternhaus ab.
Chancen auf Bildung, Studium und Beruf sind ungleich verteilt. Besonders junge
Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder Geflüchteter brauchen besondere
Unterstützung, um die gleichen Chancen wie alle anderen Kinder zu haben. Ein
grünes Aufstiegsversprechen muss dieser Ungerechtigkeit entgegenwirken.
Vermögen ist in Deutschland sehr ungleich verteilt. Oft eröffnet erst das Glück,
in eine wohlhabende Familie geboren zu sein, echte Zukunftschancen. Besonders
junge Ostdeutsche haben es schwer, Vermögen aufzubauen. Im Osten ist es auch 35
Jahre nach der Wiedervereinigung nicht gelungen, Vermögen und Erbschaften an das
Niveau der alten Bundesländern anzugleichen. Unser Anspruch ist es, unsere
politische Arbeit darauf auszurichten, jungen Menschen Vermögensaufbau durch
Leistung zu ermöglichen.
Ohne konsequenten Klimaschutz gibt es keine sichere Zukunft. Klimaschutz ist
kein Luxus, sondern Voraussetzung für Freiheit und Sicherheit kommender
Generationen, wie vom Bundesverfassungsgericht festgestellt: Eine zögerliche
Klimapolitik bedroht die Freiheit aktueller und zukünftiger Generationen.
Klimaschutz muss daher als Grundsatz jedes politischen Handelns verankert sein,
damit junge Menschen auch morgen in Freiheit leben können. Gleichzeitig
verstehen wir Generationengerechtigkeit umfassend: Es geht um ökologische
Nachhaltigkeit ebenso wie um soziale Sicherheit und Teilhabe. Wer heute jung
ist, braucht Perspektiven und auch die Gewissheit, im Alter abgesichert zu sein.
Wir wollen soziale Sicherheit für die Zukunft: eine enkelfitte Rente und ein
starkes soziales Netz für alle Generationen.
Nicht zuletzt bedeutet gesellschaftlicher Zusammenhalt auch Verantwortung zu
übernehmen. Wir wollen das Miteinander der Generationen stärken, ohne Jung und
Alt gegeneinander auszuspielen. Denn es geht nicht um ein Gegeneinander von Jung
und Alt, sondern um Gerechtigkeit und Freiheit für alle. Mit einem neuen jungen
Selbstbewusstsein wollen wir als Bündnisgrüne der Jugend eine glaubwürdige
Stimme geben. Für ein gerechtes, freies und nachhaltiges Morgen.
Klimapolitik ist im besten Sinne Politik generationengerechte Zukunftspolitik.
Denn wir wissen, dass wir die Erde nur von unseren Kindern geborgt haben. Die
Klimakrise ist die größte Bedrohung für die Zukunft. Wir Bündnisgrüne kämpfen
daher dafür, dass Klimaschutz oberste Priorität in allen Bereichen hat.
Klimaschutz heißt Generationengerechtigkeit: Wenn wir heute zu wenig tun, laden
wir unzumutbare Lasten auf die kommenden Generationen ab. Auf einem kaputten
Planeten lässt sich keine Zukunft aufbauen. Ein gesundes Klima ist Grundlage für
Wohlstand. Dafür ist die Gen Z seit 2019 auf die Straßen gegangen; das hat das
Bundesverfassungsgericht 2021 klar gemacht: Der Staat muss die Freiheitsrechte
der jungen Menschen und der kommenden Generationen schützen, indem er jetzt fürs
Klima handelt.
Wir wissen, dass viele junge Menschen sich Sorgen um die Zukunft machen und sich
nicht vorstellen können, wie das Leben in 30 Jahren aussehen wird, wenn wir die
Klimakrise nicht ausreichend bekämpfen. Wir wissen auch um die Sorgen junger
Menschen, die ihre Karriere beginnen und nicht wissen, ob es ihren Job in 40
Jahren noch geben wird. Diese Sorgen greifen Populist*innen auf und verstärken
sie, um gerade junge Menschen zu radikalisieren und für ihre Sache zu gewinnen.
Wir wollen mit einer mutigen Klimapolitik Hoffnung spenden, statt Ängste
anzufeuern. Wir wollen Wege aufzeigen, wie wir mit kluger Klimapolitik keine
Strukturbrüche erzeugen, sondern Chancen eröffnen und gute tariflich entlohnte
Arbeitsplätze schaffen. Das hat eine Gesellschaft verdient, die vor allem in den
ostdeutschen Bundesländern von Transfomationserfahrungen und Brüchen geprägt
ist. Gerade die junge Generation braucht vorausschauende Politik, die nicht nur
bis ans Ende der Legislaturperiode denkt, sondern die Grundlage setzt, für den
Wohlstand der nächsten Jahrzehnte. Dabei ist Klimapolitik in sich immer soziale
Politik, denn die Klimakrise trifft die Ärmsten am meisten und verursacht hohe
Kosten.
Wir wollen hierbei den Schulterschluss suchen mit all denen, die sich für eine
lebenswerte Zukunft einsetzen, seien es die jungen Aktivist*innen, die
Klimademos aufstellen oder junge Tüftler*innen, Forscher*innen und
Gründer*innen, die an klimafreundlichen Technologien arbeiten und sie auf den
Markt bringen.
Bildung ist der Schlüssel zu sozialem Aufstieg. In einem reichen Land wie
Deutschland darf Bildungserfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Wir
setzen uns für eine Bildungspolitik ein, die Chancengerechtigkeit von der frühen
Bildung über Schule bis Hochschule oder Ausbildung garantiert. Jede und jeder
Jugendliche soll unabhängig von Herkunft und Einkommen den eigenen Weg gehen
können. Dafür braucht es besser ausgestattete Schulen, besonders in
strukturschwachen Regionen, wo Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und moderne
Lernräume fehlen.
Etwa 40 Prozent der Kinder in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Sie
brauchen gezielte Unterstützung, vor allem beim Spracherwerb, und das von Anfang
an. Frühkindliche Bildung ist entscheidend, um Chancen zu eröffnen. Gleichzeitig
wollen wir Mehrsprachigkeit fördern, weil sie eine Stärke ist – für die Kinder
selbst und für die internationale Vernetzung unseres Landes. Wer Deutsch und die
Herkunftssprache sicher beherrscht, hat bessere Chancen im Leben und im Beruf.
Der Bildungsföderalismus in seiner jetzigen Form ist überfordert.. Bis 2030
wollen wir ein gemeinsames Zentralabitur einführen. Aufgaben, die auf
Länderebene nicht sinnvoll gelöst werden, müssen an den Bund übergehen. Dafür
braucht es endlich wieder einen echten Bildungsgipfel zwischen Bund und Ländern.
Bildung ist Chefsache! Gleichzeitig vertrauen wir den Fachkräften vor Ort.
Schulleitungen und Lehrkräfte brauchen mehr Freiheiten bei Stundenplänen,
Prüfungsformaten und Unterrichtskonzepten. Lehrpläne müssen gestrafft werden, um
Raum für Vertiefung, Exkursionen und eigenständiges Lernen zu schaffen. Über
Regelungen wie Handyverbote sollen Schulen selbst entscheiden. Grüne
Bildungspolitik heißt, Schulentwicklung evidenzbasiert zu gestalten.
Erkenntnisse aus der Bildungsforschung müssen endlich in der Praxis ankommen –
etwa längere Lernzeiten statt 45-Minuten-Taktung, mehr fächerübergreifendes
Lernen und Förderung der Selbstorganisation.
Heute ist Bildung immer noch zu stark vom Elternhaus abhängig. Viele Studierende
und Azubis können sich ohne familiäre Unterstützung eine Ausbildung oder Studium
nicht leisten. Zu geringe Ausbildungsvergütungen und lange Wartezeiten beim
BAföG zwingen viele, zu Hause zu bleiben. Das schränkt Freiheit und
Aufstiegschancen massiv ein.
Wir fordern ein reformiertes, vollständig digitalisiertes und unbürokratisches
BAföG. Anträge müssen einfacher werden sowie einer automatischen vorläufigen
Auszahlung zum Semesterstart. Studierende sollen bis Studienende in der
Familienversicherung bleiben, wobei die Grenzen für eigenes Einkommen angehoben
werden müssen. BAföG-Leistungen müssen elternunabhängiger, realitätsnah und an
ortsübliche Vergleichsmieten angepasst werden.
Berufliche Ausbildung und Studium sind gleichwertig und müssen auch so behandelt
werden. Jede und jeder soll Zugang zu einem Ausbildungsplatz mit Perspektive
haben. Deshalb fordern wir eine bundesweite Ausbildungsgarantie, gegebenenfalls
finanziert über eine Umlage. Berufsschulen müssen besser ausgestattet und
Ausbildungspläne regelmäßig modernisiert werden. Auszubildende verdienen faire
Vergütung, schulgeldfreie Ausbildung und gute Bedingungen. Dafür wollen wir
Azubiwohnheime und Auszubildendenwerke nach dem Vorbild der Studierendenwerke
stärken sowie gute ÖPNV-Verbindungen und Unterstützung beim Führerschein
sicherstellen.
Ein elftes Pflichtschuljahr soll Jugendlichen ohne Abschluss oder
Ausbildungsplatz den Einstieg in Ausbildung erleichtern. Die Verantwortung liegt
beim Staat, ausreichend Plätze bereitzustellen. Schulgeldfreiheit ist eine Frage
der Gerechtigkeit. Kein Azubi darf für eine Ausbildung zahlen müssen, während
ein Studium kostenlos ist. Hohe Mieten, lange Wege und schlechte Anbindung
dürfen keine Hürde sein. Deshalb müssen Förderungen wie BAföG und Wohngeld
konsequent auch für Auszubildende geöffnet werden.
Mentale Gesundheit ist eine Grundvoraussetzung für Bildung, Teilhabe und
Zukunft. Kinder und Jugendliche wachsen in einer Zeit großer Unsicherheiten auf
– von Klimakrise über Leistungsdruck bis zu sozialer Isolation. Die psychische
Gesundheit junger Menschen steckt in einer tiefen Krise: 40 Prozent der
Schülerinnen fühlen sich regelmäßig gestresst, jeder Dritte ist psychisch
belastet. Wir fordern eine bundesweite Offensive für mentale Gesundheit in
Bildungseinrichtungen. Schulen, Berufsschulen und Hochschulen müssen Orte der
Stabilität und Unterstützung sein. Dazu gehören flächendeckende
Schulsozialarbeit, psychologische Beratungsstellen und Fortbildungen für
Lehrkräfte im Umgang mit psychisch belasteten Schüler*innen. Krankenkassen
sollen Präventionsmittel gezielt an Schulen geben, damit Hilfe schnell und
unbürokratisch ankommt. Außerdem müssen mehr Therapieplätze geschaffen und
digitale Angebote ausgebaut werden, um lange Wartezeiten zu verkürzen. Mentale
Gesundheit darf kein Luxus sein – sie ist eine politische Pflichtaufgabe. Junge
Menschen müssen das Bildungssystem stark, selbstbewusst und gesund verlassen
können.
Junge Menschen dürfen beim Start in ein unabhängiges Leben nicht an
explodierenden Mieten und mangelnder Mobilität scheitern. Gerade in
Universitätsstädten und Ballungsräumen sind hohe Wohnkosten zu einer massiven
Hürde geworden. Eine gute Wohnpolitik stärkt junge Menschen, damit sie ausziehen
können, wann sie wollen und früher unabhängig von ihren Eltern werden. Bei der
Schaffung von Wohnraum müssen besonders junge Menschen, Studierende und
Auszubildende in den Fokus gerückt werden. Bund und Länder müssen verstärkt in
bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen investieren, etwa durch den Ausbau von
Studierenden- und Azubi-Wohnheimen. Mittel für die Wohnbedürfnisse junger
Menschen dürfen nicht zweckentfremdet werden. Gleichzeitig wollen wir das
Wohngeld an die Bedürfnisse junger Menschen anpassen, damit niemand aus
finanziellen Gründen in unsicheren Verhältnissen leben muss. Egal ob WG,
Wohnheimzimmer oder erste Wohnung - junges Wohnen ist vielfältig und wir wollen
diese Vielfalt stärken. Eine sozial gerechte Mieter*innenpolitik ist auch
Jugendpolitik, denn gerade für junge Studierende und Azubis ist die Miete der
größte Ausgabenposten und wird schnell zur Belastung.
Mobilität ist gerade für junge Menschen der Schlüssel zur Teilhabe, sei es der
Weg zur Ausbildungsstelle, zur Uni oder zu Freund*innen. Wir wollen eine
nachhaltige und bezahlbare Mobilität für die Jugend sicherstellen: Aufbauend auf
dem Erfolg des Deutschlandtickets setzen wir uns für vergünstigte Jugendtickets
ein. Es braucht ein bundesweites Deutschlandsemesterticket entkoppelt vom Preis
des regulären Deutschlandtickets für Schüler*innen, Studierende, Azubis und
Freiwilligendienstleistende, um bezahlbare Mobilität überall in Deutschland zu
garantieren.
Niemand soll gezwungen sein, aus seiner Heimat wegzuziehen, nur weil Bus und
Bahn nicht fahren. Darum fordern wir eine Mobilitätsgarantie in der Fläche:
regelmäßige Bus- oder Rufbus-Angebote auch auf dem Land, sowie den Ausbau von
Nacht- und Taktverkehren, damit gerade junge Menschen in ländlichen Regionen
mobil bleiben können.
Der Kulturpass war ein wichtiger Schritt, um jungen Erwachsenen kulturelle
Teilhabe zu ermöglichen und finanzielle Hürden abzubauen. Seine Abschaffung
trifft besonders die, die Unterstützung am dringendsten brauchen: junge Menschen
aus einkommensschwachen Familien. Wir fordern daher seine Wiedereinführung.
Neben finanzieller Unterstützung braucht es Räume, in denen Jugendliche sich
ungezwungen treffen können, ohne Geld auszugeben. Solche Orte fördern Begegnung,
Kreativität und verhindern Ausgrenzung. Gleichzeitig müssen kulturelle
Einrichtungen, egal ob in Stadt oder Land, langfristig gesichert werden. Ihr
Wegfall schränkt die freie Entfaltung junger Menschen ein und nimmt ihnen
wichtige Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung.
Gerade in einer Zeit von Leistungsdruck und Unsicherheiten sind Kultur,
Sportvereine und Begegnungsstätten entscheidend, um Gemeinschaft und
Selbstwirksamkeit zu erleben. Kulturelle Teilhabe bedeutet, Demokratie und
Zusammenhalt praktisch zu erfahren – ob im Fußballverein, im Schülertheater oder
im Jugendzentrum. Dafür braucht es langfristige Förderzusagen von Bund und
Ländern für innovative, niedrigschwellige Projekte – vom inklusiven Theater bis
zur selbstorganisierten Disco in der Dorfscheune.
Jugendliche haben das Recht, gehört zu werden. Es ist unsere Pflicht, Strukturen
zu schaffen, die sie nachhaltig einbeziehen und ernst nehmen. Viel zu oft wird
über Jugendliche entschieden, statt mit ihnen. Das gilt für politische Fragen
wie Corona, Wehrpflicht oder Rente ebenso wie für Stadtplanung und Bildung.
Echte Beteiligung darf kein Ausnahmefall sein, sondern muss auf allen Ebenen
selbstverständlich werden.
Wir fordern verbindliche Jugendbeteiligung in Politik und Verwaltung.
Jugendbeiräte sollen sicherstellen, dass junge Menschen frühzeitig in
Entscheidungen eingebunden werden. Dabei ist wichtig, dass sie die Vielfalt der
Jugend abbilden, ob Schüler*innen, Auszubildende oder Studierende, ob aus Stadt
oder Land. Ergänzend braucht es einen bundesweiten Jugendcheck bei
Gesetzesinitiativen, damit die Auswirkungen auf junge Menschen von Anfang an
mitgedacht werden.
Jugendbeteiligung ist kein Selbstzweck, sondern eine Investition in unsere
Demokratie. Wer früh erlebt, dass die eigene Stimme zählt, entwickelt Vertrauen,
Selbstwirksamkeit und demokratisches Bewusstsein und ist weniger anfällig für
autoritäre Strömungen. Deshalb müssen Schulen, Jugendverbände und Kommunen
Beteiligung fest verankern und Lehrkräfte so ausbilden, dass sie jungen Menschen
auf Augenhöhe begegnen. In Ostdeutschland sind demokratische Strukturen
historisch anders gewachsen; das Vetrauen in Parteien geringer. Umso wichtiger
ist es, junge Menschen gezielt einzubinden und ihre Beteiligung zu fördern. Nur
wer Demokratie praktisch erfährt, kann Vertrauen in Institutionen, Parteien und
politische Prozesse entwickeln.
Junge Menschen müssen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik konsequent
mitgedacht werden! Zu oft wird für kurzfristige Wahlgewinne vor allem an die
größte Wählergruppe gedacht, die Generation der Baby Boomer. Aber für ein gutes
gesellschaftliches Miteinander braucht es eine Politik, die auf die besonderen
Belange aller Generationen eingeht und ihre Interessen in ein Gleichgewicht
bringt. Der Generationenvertrag ist durch wiederholtes kurzfristiges Handeln in
die Kritik geraten und immer mehr junge Menschen haben das Gefühl, dass nicht
für sie Politik gemacht wird.
Junge Menschen brauchen soziale Absicherung. Jedes fünfte Kind in Deutschland
ist von Armut bedroht. Es muss uns ein Anliegen sein, eine echte
Kindergrundsicherung zu schaffen, die diesen Kindern ein Aufwachsen in Würde und
Sicherheit und gleiche Chancen an Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben garantiert. Diese Kindergrundsicherung muss so ausgestaltet sein, dass sie
Sozialleistungen bündelt und somit Bürokratie abbaut Die Tatsache, dass es mit
den Koalitionspartnern in der letzte Wahlperiode nicht möglich war, diesem
Projekt die notwendige Priorität einzuräumen, heißt für uns nicht, dass wir es
aus den Augen verlieren - denn wir wissen: nur wenn wir Kinderarmut endlich
nachhaltig bekämpfen, werden wir Chancengerechtigkeit in Deutschland erreichen
können.
Junge Menschen brauchen Chancen. Junge Menschen sind Newcomer, sei es auf dem
Arbeitsmarkt oder dem Mietmarkt. Zu oft ist es zu schwer, den ersten Job zu
finden. Wirtschaftspolitik ist Jugendpolitik. Denn junge Menschen profitieren
überproportional von einer wachsenden Wirtschaft, die neue Arbeitsplätze für
junge Menschen schafft.
Junge Menschen sind für wirtschaftliche Krisen anfälliger, weil sie noch nicht
die Chance hatten, vorzusorgen. denn junge Menschen müssen Vermögen erst
aufbauen. Aber der Weg zum Vermögensaufbau ist für die heutige Jugend schwerer
als vor 30 Jahren. Dennoch wollen junge Menschen sparen und investieren und
brauchen dafür Anreize und Unterstützung. Immer mehr junge Leute sind an Depots
und Investment interessiert. Wir müssen die Kapitalertragsteuer progressiv
reformieren und den Freibetrag erhöhen, damit Kleinanleger*innen nicht von
Maßnahmen getroffen werden, die für Großinvestor*innen gedacht sind. Wir müssen
die Finanzbildung stärken, damit neue Sparer*innen Finanzprodukte gut
einschätzen können und keinen Betrüger*innen aufsitzen. Zudem müssen wir
insbesondere den Anteil der Frauen, die investieren, erhöhen. Wirtschafts- und
Finanzbildung darf nicht das Privileg derer sein, deren Eltern schon
investieren.
Viele junge Menschen wünschen sich später ein Eigenheim, doch dieser Traum
scheint für die meisten von ihnen unerreichbar. Doch eine eigene Wohnung oder
ein eigenes Haus ist für junge Menschen ein Versprechen auf Absicherung oder der
erste Baustein für eine eigene Familie. Wir wollen die Grunderwerbssteuer beim
ersten selbst bewohntem Wohneigentum für junge Familien streichen
Generationengerechtigkeit bedeutet, das Gleichgewicht der Generationen im Blick
zu behalten. Junge Menschen sorgen sich zunehmend um die Zukunftsfestigkeit der
Rentenversicherung. Dabei geht es ihnen nicht darum, die Rente zu zerschlagen,
sondern um die Belastbarkeit der Rentenversicherung, wenn immer mehr
Renter*innen auf immer weniger Einzahler*innen kommen. Hierfür braucht es
Reformen, um das System nachhaltiger zu machen und somit langfristig zu sichern.
Es kann nicht sein, dass durch Maßnahmen wie die Mütterrente oder die
abschlagsfreie “Rente mit 63” die Sicherheit der Rente zukünftiger Generationen
gefährdet wird.
Wir sind bereit, der jungen Generation etwas zuzumuten - dafür muss sie sich
aber auf den Staat verlassen können. Wir Bündnisgrüne stehen für einen neuen
Generationenvertrag, der weit mehr umfasst als nur die Rente und den
Klimaschutz. Der Staat muss die soziale Absicherung gewährleisten, eine
funktionierende Infrastruktur bereitstellen und bezahlbares Leben ermöglichen,
Ausfstiegschancen garantieren, eine aktive, pluralistische Demokratie fördern -
dafür sind junge Menschen auch bereit, ihren Teil zur Gesellschaft beizutragen.
Im Gegensatz zu den Vorurteilen über eine faule Generation hat die Gen Z schon
oft gezeigt, dass sie Verantwortung übernimmt. Während der Pandemie haben junge
Menschen auf ihren Präsenzunterricht und ihre Hobbys weitgehend verzichtet, um
ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen. Junge Menschen ergreifen Partei
und gehen für ihre Anliegen auf die Straße. Politik muss das würdigen und
anerkennen. Junge Menschen müssen nicht beweisen, dass sie bereit sind, der
Gesellschaft etwas zurückzugeben. Der Staat muss die soziale Absicherung
gewährleisten, eine funktionierende Infrastruktur bereitstellen,
Ausfstiegschancen garantieren und eine aktive, pluralistische Demokratie fördern
- dafür sind junge Menschen auch bereit, ihren Teil zur Gesellschaft
beizutragen. Der Staat muss die freie Entfaltung jedes Einzelnen schützen und
ein sicheres Aufwachsen junger Menschen gewährleisten. Verfassungsfeindlichen
Bestrebungen und jeder Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit muss er
entschieden entgegentreten. Parteien und Politiker*innen dürfen nicht aus
Wahlkalkül die Interessen einer Generation über die der anderen stellen und
müssen für ein Gleichgewicht der Lasten einsetzen. Für dieses Gleichgewicht
setzt sich BÜNDNIS 90/Die Grünen ein.