Veranstaltung: | 51. Bundesdelegiertenkonferenz Hannover |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Thorben Thieme (KV Neuwied) und 75 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 55%) |
Status: | Eingereicht |
Angelegt: | 15.10.2025, 15:15 |
V-47: Tier(versuchs)freie Forschungsmethodenen (NAMs) steigern, Tierversuche reduzieren!
Antragstext
New Approach Methodologies (NAMs) bieten eine tierversuchsfreie Alternative in
der Forschung und Lehre, die ethisch wie wissenschaftlich dringend notwendig ist
– dennoch fehlt es bislang an strukturellem Rückhalt in Studiengängen,
Förderstrukturen und politischer Unterstützung.
Damit sich dies ändert, wird der Bundesverband von Bündnis 90/ Die Grünen
aufgefordert, gemeinsam mit seinen Kreis- und Landesverbänden, der Grünen
Jugend, den politisch Zuständigen aus Bund und Ländern, NAM-Forschenden,
Lehrenden und Studierenden zusammenzuarbeiten und weiterzuentwickeln, wie NAMs
besser an den Hochschulen eingebunden werden können, der Bund sich an der
Förderung von Strukturen beteiligen kann und wie eine zukunftsgerichtete,
langfristig gänzlich tierversuchsfreie Wissenschaft gestaltet werden kann.
New Approach Methodologies (NAMs), d. h. tier(versuchs)freie Methoden wie In-
Vitro- oder In-Silico-Modelle, also Forschung an Zellen und Geweben, „Tissue
Engineering“ (Gewebezucht) oder Computermodelle, werden in der Industrie immer
mehr eingesetzt und stoßen bei Studierenden auf großes Interesse. Ein weiterer
immer wichtiger werdender Bereich ist die patientenbasierte Forschung. Nicht nur
das Tierleid, sondern auch die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse führen
zu dieser Nachfrage.
Der große Innovationsschub, gerade bei der Weiterentwicklung vorhandener
Methoden und der Entwicklung völlig neuer, wird jedoch durch den Lock-In-Effekt
eines über Jahrzehnte auf Tierversuche ausgelegten Lehr- und Forschungsbetriebs
ausgebremst. Tierversuche aus dem Tierschutzgesetz auszunehmen, wie von der
schwarz-roten Bundesregierung beabsichtigt, lehnen wir in diesem Rahmen
entschieden ab.
NAMs werden im Moment, wenn überhaupt, erst vereinzelt ab dem Master- oder
Doktorand*innen-Niveau gelehrt. Andere Länder ermöglichen hier weitaus mehr.
Hinzu kommen bürokratische Hürden bei der Anerkennung/ Validierung der Methoden,
Vorprägungen in der wissenschaftlichen Publikationspraxis und in der
finanziellen Forschungsförderung, was die Freiheit der Wissenschaft, Forschung
und Lehre genauso wie der Berufswahl im Bereich NAMs stark einschränkt und den
Hochschulstandort Deutschland benachteiligt.
Wir streben NAMs in der Lehre aller einschlägigen natur- und
agrarwissenschaftlichen sowie medizinischen Studiengänge (Biologie,
Biotechnologie, Biochemie, Bioinformatik, Neurowissenschaften, Pharmazie,
Toxikologie, Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Medizintechnologie,
Psychologie, Ernährungswissenschaften, Agrarwissenschaften u. ä.) an. Da die
Bedarfe je nach Fach sehr unterschiedlich sind, kann es sich dabei um Wahl- oder
Pflichtfächer zu vorhandenen Methoden und Methodenentwicklung handeln, um
einzelne Module oder um eigene Bachelor- und Masterstudiengänge. Uns ist
wichtig, dass sie bereits in allen relevanten grundständigen Studiengängen
vorkommen und Forschende dafür gewonnen werden, Lehrveranstaltungen anzubieten.
Auch mehr Kooperationen mit technischen Studiengängen und der Industrie halten
wir für sinnvoll.
Zudem fordert Bündnis 90/ Die Grünen seinen Bundesvorstand auf, innerhalb des
Austausches mit den verschiedenen genannten AkteurInnen Best-Practices
zusammenzutragen, auf welche Art und Weise NAMs (ihre Methoden und
Methodenentwicklung) schon in die Lehre an verschiedenen Hochschulen eingebunden
werden und als Vorbild dienen können.
Begründung
Dieser Antrag wurde bei der Bundesmitgliederversammlung von Campusgrün am 18.05.2025 in marginal abweichender Form einstimmig beschlossen und auch zum Bundeskongress der Grünen Jugend Anfang Oktober eingebracht. Neben der Begründung im Antrag selbst erfolgt eine weitere Begründung mündlich.
Einige Best-Practise-Beispiele: