Beschluss FS-12: Wertegeleitet, multilateral, handlungsfähig: grüne Friedens- und Sicherheitspolitik in der Zeitenwende
Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | FS Wertegeleitet, multilateral, handlungsfähig: grüne Friedens- und Sicherheitspolitik in der Zeitenwende |
Antragsteller*in: | Bundesvorstand (dort beschlossen am: 02.09.2022) |
Status: | Eingereicht |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
Eingereicht: | 02.09.2022, 20:27 |
Antragshistorie: | Version 1(02.09.2022) Version 1(15.10.2022) |
Kommentare
Thomas Pfeiffer:
leider wie bereits „erwartet“ soll hier durch eine Aufweichung des Grundsatzprogramms das Regierungshandeln im Nachgang „legitimiert“ werden - wozu ein dann Grundsatzprogramm in dem ja nicht unbegründet sich gegen Waffenexporte ausgesprochen wird. Eine erste Aufweichung führt hier nur zu weiteren Aufweichung. Schon jetzt wird B90/Grüne nicht mehr als Friedens- sondern vielmehr als Kriegstreiberpartei medial und in der Bevölkerung antizipiert - ein Kern grüner Politik scheint gerade verloren zu gehen.
Warum beantragt Ihr es nicht direkt, und versteckt die Programmänderung hinter sehr viel Text ?
Zeile 388-394: „Unter dieser Maßgabe bedeutet das Selbstverteidigungsrecht nach Art. 51 der UN-Charta für
uns als Friedenspartei, dass Staaten, die bedroht oder angegriffen werden, auch mit der
Lieferung von Waffen unterstützt werden können. Davon unberührt müssen Exporte von Waffen,
die zur Verletzung von Menschenrechten, für politische Aggressionen und diktatorische
Repressionen eingesetzt werden, unterbunden werden, denn sie gefährden die Sicherheit und
den Frieden weltweit. Gleichzeitig muss ausgeschlossen werden, dass Rüstungsgüter, die wir
heute liefern, in Zukunft in die falschen Hände geraten. “
- Dieser Abschnitt widerspricht sich selbst: Waffen egal an wen geliefert werden immer Menschenrechte verletzen, sie sind zum Töten, Verletzen und Zerstören konzipiert, nichts anderes.
- was sind „falsche Hände“ ? Hier sei an das Beispiel Irak erinnert, der jahrelang von den USA im Kampf gegen Iran aufgerüstet wurde - wenig später führten die USA einen Krieg gegen Saddam Hussein und Ihre eigenen Waffen, völkerrechtswidrig noch dazu.
Im Gegensatz dazu steht 369-374:
“Der Vorrang für Abrüstung und Rüstungskontrolle war, ist und bleibt das zentrale Merkmal von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN als Friedenspartei. Dies gilt für alle Waffensysteme, ob nuklear,
kleinkalibrig oder digital. Wir sehen die Gefahr regionaler und internationaler
Aufrüstungsspiralen, die oft Eskalationsdynamiken und Unsicherheit befeuern. Daher wollen
wir gerade in unsicheren Zeiten Rüstungskontrolle – auch für digitale Güter – stärken,
Abrüstungsinitiativen wiederbeleben und, wo möglich, neue anstoßen. “
Und weiter oben 136-138:
“ Die Anwendung militärischer Gewalt bleibt Ultima Ratio.
Militär bringt niemals die Lösung, aber es schafft manchmal Zeitfenster, in denen Konflikte
im Rahmen einer regelbasierten Weltordnung politisch gelöst werden können. ”
Die Logik hinter Waffen liefern und gleichzeitig Abrüstung fordern ist mir immer noch nicht klar - die simple Feststellung, dass es ohne Waffen hier kein Sterben geben würde leuchtet ebenso ein, wie dass es ohne vermehrten CO2 Ausstoß keinen Klimawandel gäbe - hier weichen wir ja auch nicht von unseren Grundsätzen ab (oder doch ?)
Desweiteren fehlt:
- eine Stellungnahme zum US Drohnenkrieg in dem angeblich seit 2001 bereits mehr als 22000 Zivilisten ums Leben gekommen sind.
- Konkrete diplomatische Lösungsvorschläge für den Russland-Ukraine Konflikt, jenseits militärischer Versuche. Wieder kein Wort dazu - Die Frage muss man sich stellen: wie wird dieser Krieg enden ?
Dazu gibt es folgende Anträge:
https://antraege.gruene.de/48bdk/waffenstillstand-und-frieden-fur-die-ukraine-40905?commentId=5556#comm5556
https://antraege.gruene.de/48bdk/Fur-baldigen-Waffenstillstand-und-umfassenden-Frieden-zwischen-der-Ukr-23936?commentId=5532#comm5532
Liebe Grüße,
Thomas
Martin Pilgram: